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Foto: AP/Meissner
Wien - Wer in Plastikgeldzeiten größere Beträge noch bar bezahlt, macht sich schon fast verdächtig - teils aber nicht zu Unrecht, wie das heimische Bundeskriminalamt warnt. Immer mehr Selbstgedrucktes findet seinen Weg in die Kassen, vor allem der Lebensmittelhandel ist betroffen.

Der Grund ist für Gerald Hesztera, Pressesprecher der Behörde, klar: Die Sorglosigkeit beim Personal wächst. "Nachdem im vergangenen Jahr ein deutlicher Rückgang bei den gefälschten Banknoten bemerkbar war, dürfte die Aufmerksamkeit etwas nachgelassen haben", mutmaßt er. Wenn in Großmärkten mehrere Einhundert- und Zweihundert-Euro-Scheine ohne nähere Kontrolle akzeptiert werden, wird es Tätern recht leicht gemacht.

Fälscher auf Skiern

Auffallend an der örtlichen Verteilung der Blütenfunde: Neben den traditionellen Tatorten Wien und Niederösterreich (aufgrund der Einkaufszentren an der Wiener Peripherie) sind in den ersten drei Monaten des Jahres die Fälscher offenbar auch vermehrt auf die Piste gegangen. Denn Salzburg liegt in der internen Statistik mittlerweile an der dritten Stelle.

Trügerische Statistik

Dennoch: Grund zur Panik bestehe noch nicht, beruhigt Hesztera, der aber keine konkreten Zahlen nennen will. Zunächst gelte es abzuwarten, ob sich der unerfreuliche Trend über das ganze erste Halbjahr 2007 fortsetze. Ein Blick in die Statistik verrät dennoch, dass die Fälscher immer geschickter werden. Im gesamten Vorjahr sank die Zahl der in den Geldverkehr gelangten Falsifikate zwar um fast ein Fünftel auf 5919 konfiszierte Stücke. Ein Erfolg, der allerdings vor allem mit den hervorragenden ersten sechs Monaten 2006 zusammen hängt. Von Oktober bis Dezember wurden dagegen wieder deutlich mehr falsche Scheine entdeckt.

Für die Kriminalisten ein Indiz, dass sich die in Südost-Europa, vor allem Bulgarien und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens beheimateten Organisationen von Polizeierfolgen der Vergangenheit wieder erholt haben. Denn die Gruppe des vor zwei Jahren als falscher Anwalt aus der Untersuchungshaft in Wien geflohenen Dimitri K. dürfte längst wieder im Geschäft sein, sind die Ermittler überzeugt.

1,2 Millionen in Blüten

Die Täter sind durchaus professionell ausgestattet: Erst Anfang Februar wurde die Druckerei eines mehrköpfigen, europaweit agierenden, Fälscherringes in Bosnien-Herzegowina ausgehoben. In Banja Luka im serbischen Teil des Staates waren 200.000 falsche Euro, ungeschnittenes Papier zur Herstellung der Falsifikate und die Druckmaschinen sicher gestellt worden. Auf die Spur war man der Gruppe im vergangenen Sommer gekommen, als in der Nähe von Zagreb eine für den Großraum Wien bestimmte Lieferung von Blüten im Wert von 1,2 Millionen Euro entdeckt worden war.

Die Nationalbank erinnert an die verschiedenen Sicherheitsmerkmale der Euro-Banknoten, die auch ohne technischen Hilfsmittel überprüft werden können. Beispielsweise das Wasserzeichen im Gegenlicht, oder das Hologramm und die Wertangabe, die sich beim Kippen verändern. Auch das spezielle Papier der echten Scheine fühle sich deutlich anders an als simples Druckpapier, betont man. (Michael Möseneder, DER STANDARD print, 24./25.3.2007)