Alle haben recht, die "klare Schritte gegen gewalttätige Fußballfans" fordern, von Innenminister Platter über Sportstaatssekretär Lopatka bis hinunter zu den Fanbetreuern. Die Rauchbomben während des Grazer Derbys sind zwar ein Fall eklatanter Fan-Verwirrung, ein Grund für Verhaftungen sind sie nicht. Außerdem wird hoffentlich untersucht, ob die Nebelgranaten tatsächlich von GAK-Anhängern und nicht vielmehr von Provokateuren geworfen wurden.

Auch wenn Politiker und Beamte noch so laut nach dem gläsernen Fan und Stadionverboten verlangen, der Gewalt wird man damit nicht Herr. Ein Blick nach Polen, Italien oder Ungarn genügt. Die Gewalt entsteht nämlich nicht im Stadion, sie zeigt sich nur, weil die Masse dort zur kritischen wird, sich erhitzt, Raum zum Tumultieren vorfindet und dabei die ersehnte Aufmerksamkeit erregt.

Der Zusammenhang von Stadionrandale und Steuerpolitik ist indirekt und nicht kausal, aber steigende Unsicherheit, Drogenmissbrauch, Gewaltbereitschaft und Verzweiflung der Jugend ist auch eine Folge der heimischen Politik.

Wie unverfroren, zynisch, ja geradezu höhnisch der Ausverkauf der Chancengleichheit argumentiert wird, führte wieder einmal der Budget- und Finanzsprecher der ÖVP, Günter Stummvoll, vor. In der ORF-Sendung "Offen gesagt" am vergangenen Sonntag beantwortete er die Frage , warum nach der Erbschaftssteuer nicht auch die Studiengebühren abgeschafft werden, sinngemäß so: Der kleine Hackler solle doch nicht das Studium des Generaldirektorstöchterchens finanzieren. Die Borniertheit sitzt offenbar nicht nur im Stadion, und klebriger schwarzer Nebel steigt nicht nur aus Rauchbomben auf. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 23. März 2007)