Schreibtisch von Michael Young

Fotos: Established & Sons

Leuchte "Fold" von Alexander Taylor

Fotos: Established & Sons
Sie sind erst zwei Jahre alt - und schon etabliert auf dem Designmarkt. Das britische Design-Kollektiv "Established & Sons" trat im April 2005 erstmals an die Öffentlichkeit: Auf der Mailänder Möbelmesse debütierte das Unternehmen aus London mit einer acht Möbel und Leuchten umfassenden Kollektion. Da staunte die Szene nicht schlecht. Denn seine Designerliste liest sich wie ein Who's Who des britischen Möbeldesigns und reicht von Newcomern wie Alexander Taylor über etablierte Designer wie Michael Young bis zu Stars wie Zaha Hadid.

Das Kollektiv ist Design- und Produktionsfirma zugleich. Gegründet wurde das Unternehmen von fünf enthusiastischen Mittdreißigern. CEO ist Alasdhair Willis, ehemaliger Wallpaper-Verleger und Ehemann der Modedesignerin Stella Mc Cartney, Chairman Angad Paul ist auch Vorstandsvorsitzender der Caparo Group - der britische Stahlhersteller fungiert als Investor und steuert angenehmerweise gleichzeitig sein Produktions-Knowhow bei. Ehrgeiziges Ziel der Gründer: die besten britischen Designer zu versammeln. Denn die ehemals starke einheimische Möbelproduktion dümpelt seit Jahren in einer Flaute, Größen wie Jasper Morrison oder James Irvine lassen ihre Möbel in Italien, Deutschland oder Taiwan herstellen. "Wir gründeten unsere Firma aus Frust, dass britische Designer ins Ausland gehen müssen, um erfolgreich zu sein", so Alasdhair Willis.

"Made in Britain"

Statt Abwanderung propagieren Willis und seine Mitstreiter das Motto "Made in Britain": Das Vertrauen in die Qualitäten britischer Manufakturarbeit soll zurückerobert werden, hochwertige Designprodukte, die komplett im eigenen Land entstehen, einem internationalen Publikum zugänglich gemacht werden. Anders als das niederländische Designkollektiv "Droog Design" geben die Macher jedoch keine genaue Richtung vor.

Wie es der Name schon sagt: Neben Zugpferden wie Zaha Hadid, Future Systems und Barber Osgerby spannten "Established & Sons" auch aufstrebende Jungtalente ein. So faltete zum Beispiel der 31-jährige Alexander Taylor für die "Fold"-Serie Aluminium zu scherenschnittartigen Stand- und Tischleuchten - und wurde damit in die Sammlung des Art Institute of Chicago aufgenommen.

Zu den Highlights der ersten Kollektion zählt der "Aqua Table" von Zaha Hadid. Die irakische Architektin und Pritzker-Preisträgerin, bekannt für ihre dynamischen Projekte entwarf für "Established & Sons" ein Möbel, das wie eine Miniatur ihrer Architektur erscheint. Kaum war das Möbel auf dem Markt erhältlich, erzielte der Prototyp auf einer Auktion in New York bereits den sagenhaften Rekordpreis von rund 224.000 Euro. Zaha Hadis Möbel, das kürzlich neben dem Lüster "Swarm" im Ideal House in Köln zu bestaunen war, ist auch als "Limited Edition" erhältlich: Das sind zwölf in Manufaktur hergestellte Exemplare in Weiß und Schwarz, bezogen mit einem Silikongel, das in die drei Füße hineinzufließen scheint und kleine Pools auf der Tischplatte erzeugt. Die zwölf weißen Modelle, die im vergangenen Jahr auf den Markt kamen, sind allesamt ausverkauft.

Future Systems

Auch die biomorphe Neuinterpretation des klassischen Chesterfield-Sofas "Chester" von Amanda Levete, Partnerin des gefeierten Architektenteams Future Systems, gibt es in einer limitierten, mit weißem Leder bezogenen Version. Dies ist Teil des Konzepts: Neben den Serienprodukten sollen die hochpreisigen Sondereditionen - angelegt als rare, hochgehandelte Sammlerstücke - den Stand neuster Technologie und handwerklichen Könnens zeigen.

Zur zweiten Kollektion trugen alle acht Designer des ersten Launchs Entwürfe bei. Amanda Levete präsentierte die skulpturale Bank "Drift", ein aus glänzendem Polyurethan hergestelltes Möbel mit der typischen Formensprache von Future Systems. Die limitierte Version aus Buchensperrholz demonstriert mit ihrer kurvenreichen Form großes handwerkliches Können. Neu dazu kamen die Arbeiten zweier weiterer Designer: Die Wahl fiel auf Jasper Morrison als etablierten Gestalter, zum Nachwuchstalent wurde das Designduo Frank bestimmt. Nach diesem Modell soll die Kollektion Jahr für Jahr wachsen. Auf der kommenden Mailänder Möbelmesse werden wieder zwei Designer dazustoßen.

Schon jetzt ist das Unternehmen mit zahlreichen Preisen dekoriert. Im vergangenen Sommer bekam es anlässlich der Basler Design-Messe "Design Miami / Basel" den "Designer of the Future"-Preis verliehen. "Ihr visionärer Ansatz verkörpert ein neues Modell von Designunternehmen des 21. Jahrhunderts", erklärte Ambra Medda, Mitbegründerin von Design Miami / Basel die Wahl. Und Michael Young, der einen eleganten Sekretär zur Kollektion beisteuerte, lobt das junge Label als "eine der dynamischsten Kräfte in der Möbelbranche Englands". Tony Blairs schon verblasstes Schlagwort von Cool Britannia scheint durch "Established & Sons" zumindest im Möbeldesign neue Bedeutung zu bekommen. (Andrea Eschbach*/Der Standard/rondo/23/03/2007)