Washington - Das "Wunder von Camp David" hat sich nicht wiederholt. 22 Jahre nach dem historischen Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten ist es US-Präsident Bill Clinton nicht gelungen, auch einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu schmieden. Obwohl er die Nacht zum Tage machte und bis an die Grenze der Erschöpfung ging, erwies sich die Jerusalem-Frage als eine zu harte Nuss. Während sich am Dienstag in Camp David der Himmel nach Regentagen aufzuhellen begann, gab Clinton endgültig auf. Nahostexperten hatten vorher von einem "diplomatischen Glücksspiel" gesprochen, das Clinton mit dem israelischen Regierungschef Ehud Barak und Palästinenserchef Yasser Arafat wagte. Auch die Gastgeber waren nicht blauäugig mit den zerstrittenen Nachbarn in die Klausur des abschiedenen Landsitzes gegangen, sondern hatten ein Scheitern nicht ausgeschlossen. Barak führt in Israel nur eine bedrängte Minderheitsregierung an, und Arafat wurde ein Kompromiss von einer starken Opposition zu Hause schwer gemacht. Vor allem Arafat konnte bei Jerusalem, das von beiden Seiten als Hauptstadt beansprucht wird, nicht den Rubikon überschreiten. Ein "Näherkommen" Auf dem knapp 15-tägigen Gipfel, der damit drei Tage länger als sein erfolgreicherer Vorgänger 1978 war, kamen sich die Konfliktparteien auch näher. "Wir haben bedeutende Fortschritte in allen Kernfragen erzielt", versicherte der US-Präsident. Mit beispielloser Intensität waren nicht nur die Regierungschefs, sondern auch ihre Expertenteams am Werk, um den Status Jerusalems, die Zukunft der etwa 3,5 Millionen palästinensischen Flüchtlinge und die Grenzen eines künftigen palästinensischen Staates zu klären. Was - noch? - nicht gelang, war der große Wurf. Alle Vereinbarungen zählten nur, wenn ein Gesamtabkommen fertig sei, räumte Clinton ein. Ein halbes Jahr vor seinem endgültigen Abschied aus dem Weißen Haus ist es ihm versagt geblieben, ein Kapitel für das Geschichtsbuch zu schreiben und es seinem Vorgänger Jimmy Carter gleich zu tun. Darum sei es Clinton nicht gegangen, hatten Regierungssprecher immer wieder versichert. "Er tat es im nationalen Interesse. Es ging darum, das Richtige zu tun." Lewinsky und Wirtschaftsaufschwung Doch was richtig für die Supermacht ist, ist es nach Einschätzung der politischen Auguren auch für den Mann und Politiker Bill Clinton. Bisher waren sie sich ziemlich einig darin, dass die Nachwelt ihn vornehmlich wegen der Lewinsky-Affäre und - auf der positiven Seite - wegen des jahrelangen wirtschaftlichen Aufschwungs und der hohen Haushaltsüberschüsse in Erinnerung behalten werde. Außenpolitisch - dort, wo internationaler Nachruhm und Ehren wie der Friedensnobelpreis gewonnen werden - war er vor allem in seiner zweiten Amtszeit aktiv. Aber es fehlt die Krönung. Die Russland- und China-Politik sind umstritten und jetzt getrübt durch die Kontroverse über die umstrittenen amerikanischen Raketenabwehrpläne. Der irakische Herrscher Saddam Hussein sitzt weiter fest im Sattel. Weder die nordirischen Friedensbemühungen noch Clintons entschiedenes Eintreten für den globalen Freihandel eignen sich zur allseits anerkannten "legacy", zum Vermächtnis. In Camp David fielen die Würfel ebenfalls anders. (dpa)