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Foto: AP/Bernd Kammerer
Wien - Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Institut, in Wien sieht eine Suchterkrankung als ein "sehr komplexes Phänomen". Einfache Lösungen könnten da nicht greifen, meinte der Psychiater auf die von der Wiener FPÖ geforderte Zwangstherapie für Drogenkranke. Nicht jeder, der Suchtmittel konsumiere, sei süchtig. "Es macht darum überhaupt keinen Sinn, jeden in Therapie zu geben, der mit Suchtmitteln angetroffen wird. Da würde man dann die falschen Leute erwischen", erklärte Musalek.

FPÖ-Vorschlag

Zum FPÖ-Vorschlag, den körperlichen Entzug durch Waldarbeit oder landwirtschaftliche Tätigkeit zu unterstützen, meinte Musalek, auch nach einem Herzinfarkt könne körperliche Betätigung helfen, behandelbar sei ein Infarkt damit aber nicht.

Eine Therapie wegen Drogenabhängigkeit ist laut Musalek ein komplexer Vorgang, bei dem man auf die Mithilfe des Patienten angewiesen sei. "Eine zwanghafte Behandlung ist daher nicht sinnvoll", so der Experte. Bei anderen schweren Krankheiten gebe es nie den Ruf nach Zwangsbehandlung, seltsamerweise verhielte sich das anders, sobald es um Sucht gehe, sagte der Fachmann.

Politische Reaktionen

Kritik am aktuellen FPÖ-Vorstoß kommt von der Suchtsprecherin der Grünen Wien, Heidi Cammerlander. Zwangstherapie sei laut allen Experten der schlechteste Weg für einen nachhaltigen Erfolg. In Wien sei es wichtig, Therapiebetten für alle Kranken, die freiwillig einen Entzug wollen, zu haben. "Mehr Sozialarbeiter und Konsumräume würden bis zum Entschluss einer freiwilligen Therapie viel Leid für die Kranken und Entlastung für die BewohnerInnen sein.

Auch die SPÖ übt scharfe Kritik: "Die FPÖ gaukelt der Bevölkerung vor, dass eine drogenfreie Gesellschaft möglich ist. Das ist eine bewusste Irreführung", reagierte heute der stellvertretende Vorsitzende des Wiener Gesundheitsausschusses, Kurt Wagner, auf Aussagen der Wiener FPÖ zum Thema Drogen. Besonders die Forderung zur Arbeit in der Wald- und Forstwirtschaft sei an Naivität nicht zu übertreffen. "Wien setzt hingegen auf eine seriöse Drogenpolitik."

"Dass es sich bei Drogensucht um eine Krankheit handelt, sollte mittlerweile eigentlich sogar bis zur FPÖ durchgedrungen sein. Die Forderung nach einer 'Zwangstherapie' impliziert eher den Wunsch nach Bestrafung, als nach Behandlung kranker Menschen", kritisiert die Drogensprecherin der ÖVP Wien, Karin Praniess-Kastner. Für den Schutz der Jugend sei es wichtiger, auf Prävention zu setzen. (APA/red)