Networkerin: Hengameh Rabbani (Mitte)

Foto: khorsand/derstandard.at

Das österreichisch-iranische Designerduo "Ninali" alias Nina Kepplinger und Ali Rabbani präsentierte die Kreationen ihrer aktuellen Kollektion bei der Vereinsgründung

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Musiker Kavian: Abgestempelter Iraner mit Stolz

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Wien - Auf orientalischen Kitsch verzichten die drei jungen Frauen diesen Samstagabend im Palais Auersperg. Keine Teppiche, keine Bauchtänzerinnen, kein Reis, keine Pistazien. Stattdessen gibt es Erdnüsse an der Bar, eine schnörkellose Powerpoint-Präsentation auf der Bühne, ein Designerduo zum Interviewen und einen Popsänger als Show-Einlage. Eine Spur Kitsch wollen sich die Veranstalter Moluksadat und Savis Homayouni sowie Hengameh Rabbani bei der Gründung ihres neuen Vereins dann doch nicht nehmen lassen: den Namen: Verein Safran – eine Plattform für junge Iraner in Österreich. Das Ziel: Networking.

Kleine Kreise

"Man kann nicht auf die hohen Institutionen zählen. Das ist abgedroschen. Man soll auf kleine Kreise bauen", erklärt die Ethnologiestudentin Savis Homayouni (27). Die Botschaft: Nicht das AMS beschafft dir deinen Job, sondern deine Kontakte. Und diese gilt es durch den Verein Safran auf verschiedenen Ebenen zu fördern. Iraner, die erst seit Kurzem in Österreich leben, sollen mit jenen die hier aufgewachsen sind sowie mit Österreichern zusammen gebracht werden. Auf gegenseitige nationale Identitätsbestätigungen und das Spiel "Lass uns gemeinsam Migrant sein und deswegen Freunde werden" verzichten die Veranstalter.

Unter dem Motto "Volle Kraft voraus, Erfolgreich in die Arbeitswelt" geben Vertreter der Österreichischen Hochschülerschaft sowie Bewerbungscoaches Tipps für das Studium und den richtigen Job. Dass es sich um eine Veranstaltung handelt, die sich mit dem Iran beschäftigt, haben die Zuhörer spätestens dann vergessen, wenn eine Referentin erklärt, wie man seinen Lebenslauf richtig schreibt.

Andere Mentalität

Der 21-jährige Farid wirkt unzufrieden. Eigentlich wollte man gerade für ihn, der nicht in Österreich aufgewachsen ist, die Veranstaltung interessant machen. "Ich wollte sehen, was es Neues gibt bei den Iranern in Wien", sagt der Wirtschaftsinformatikstudent, der mit 17 Jahren nach Österreich gekommen ist. Kontakte zu Iranern der zweiten Generation hat er kaum. "Die jungen Iraner, die hier aufgewachsen sind, sind isoliert. Das kann daran liegen, dass es vielleicht zwischen ihnen und uns Unterschiede in der Mentalität gibt", reflektiert er. Lange bleibt er nicht auf der Veranstaltung, lieber geht er noch auf ein Fest der iranischen Medizinstudenten. "Ja, sie sind isoliert. Es liegt nicht daran, dass sie unfähig sind sich zusammenzuschließen, sie hatten bisher keine Chance dazu", sagt Hengameh Rabbani (27).

Präsentationsplattform

Der Verein Safran soll diesen Umstand ändern und genau jene Iraner, die bisher in verschiedenen Welten gelebt haben, näher zueinander bringen. Dabei sollen auch Kontakte zu jungen Österreichern geknüpft werden, sofern das ohnenhin nicht bereits der Fall ist. Außerdem ist der Verein Plattform für diverse Selfmade-Menschen, die er unterstützen will. Darunter auch Reza Kordbacheh alias Kavian. Seit einem Jahr arbeitet der Oriental Dance-Rythm Musiker an seiner CD. Diesen Abend wird sie erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Daneben studiert der 26-Jährige am Franz Schubert Konservatorium Instrumentale Gesangspädagogik. Mit der Tatsache, dass er in erster Linie als iranischstämmiger Künstler und nicht als Künstler per se definiert wird, hat er keine Probleme: "Ich bin stolz darauf Iraner zu sein. Sie können mir ruhig einen Stempel darauf drücken. Wenn sie es nicht tun, mache ich es selbst." (sand/derstandard.at, 19.3.2007)