Bild nicht mehr verfügbar.

Von der Zuckerrohr-Plantage, vom Mais- oder Rapsfeld zur Zapfsäule und in den Autotank: Klingt einfach, hat aber auch ein paar technische Haken.

foto: apa/berg

Bild nicht mehr verfügbar.

Zur Erfüllung ehrgeiziger Richtlinien muss Biodiesel importiert werden.

foto: apa/rumpenhorst

Bild nicht mehr verfügbar.

Maisbauern in Mexiko: Statt Tortillas Biosprit für den Westen.

foto: apa/bull
Der Umstieg auf Kraftstoffe aus nachwachsenden Quellen bringt eine Erleichterung beim CO2-Ausstoß. Das ist die gute Nachricht. Dass die österreichische Landwirtschaft gar nicht in der Lage ist, wirklich große Mengen von Benzin und Diesel zu ersetzen, ist schon keine so gute Nachricht mehr.

Prinzipiell kann verestertes Pflanzenöl als Ersatz von Diesel dienen, Alkohole als Ersatz von Benzin. Das Fahren mit reinem Biodiesel - also mit Rapsmethylester - ist aus zwei Gründen keine Patentlösung. Erstens könnte man, selbst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft würden, nicht mehr als drei Prozent des Dieselbedarfs durch Rapsöl ersetzen, sagt das Landwirtschaftsministerium.

Nachhaltigkeit entscheidend

Realistisch erscheint eher eine Größenordnung von einem Prozent. Denn viele Brachflächen sind gar nicht geeignet für den Rapsanbau. Außerdem kann man im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen nicht immer Raps auf demselben Feld anbauen.

Zweitens sind heutige Common-Rail-Dieselmotoren gar nicht dafür geeignet, reinen Rapsmethylester zu verbrennen. Es kommt zu Verklebungen der empfindlichen Piezo-Hochdruck-Einspritzdüsen. So waren einige Jahre lang fast alle VW-Modelle für reinen Biodiesel geeignet.

Die neueren VW dürfen nicht mehr mit Biodiesel betrieben werden. Das ist insofern nicht so tragisch, da man Biodiesel ja dem Mineralöl-Diesel beimengen kann. Das vertragen auch moderne Motoren, und es wird auch bereits gemacht. Noch ein Vorteil der Beimengung: Man tankt ganz einfach Diesel. Eine zusätzliche Zapfsäule für Biodiesel ist nicht erforderlich.

Bauern profitieren

Österreich hat sich gegenüber der EU verpflichtet, ab 1. Oktober 2,5 Prozent Biodiesel beizumengen, und diesen Anteil bis jetzt auf 4,3 Prozent erhöht. Bereits nächstes Jahr will Österreich das Richtlinienziel von 5,75 Prozent schaffen. Allerdings muss dieser Biodiesel importiert werden. Da der Anbau von Rapsöl innerhalb der EU nur schleppend gesteigert wird, muss dieses Öl allerdings zu einem erheblichen Teil von außerhalb der EU herbeigeschafft werden - im Extremfall auch aus Südamerika und dem Fernen Osten, was einen Teil des CO2-Vorteils durch die langen Transportwege wieder zunichte macht. D

ie Beimengung von Kraftstoffen biologischer Herkunft hat auf jeden Fall Vorteile für die Landwirtschaft. Der Anbau von Energiepflanzen macht aus einem Überschuss-Markt einen Nachfrage-Markt - eine Tatsache, die einen Weg aus der scheinbar endlosen Preisstützungspolitik vorzeichnet.

Fragwürdiges Ethanol

Nicht viel anders ist es mit Ethanol als Möglichkeit zur Beimengung zu Benzin. Ethanol - fast reiner Alkohol - hat den Vorteil, dass es die Oktanzahl erhöht. Deshalb darf Bio-Ethanol ohne zusätzliche Kennzeichnung bis zu fünf Prozent dem Benzin beigemischt werden.

Nach einer ersten Versuchsanlage, die in den Achtzigerjahren in Aschach an der Donau gebaut wurde, gibt es derzeit keine Ethanol-Produktion in Österreich. In Pischelsdorf in Niederösterreich ist derzeit eine Ethanol-Anlage in Bau, die im Oktober in Betrieb gehen soll.

Lange Transportwege

In Brasilien wird Ethanol großtechnisch aus Zuckerrohr hergestellt. Dort werden so genannte E85-Fahrzeuge angeboten. Es handelt sich um ein Gemisch aus 85 Prozent Ethanol und 15 Prozent Benzin. Diesen Kraftstoff gibt es auch in Schweden bereits annähernd flächendeckend.

Der positive Effekt für die Umwelt ist allerdings fragwürdig, zumal das Ethanol tatsächlich aus Brasilien importiert wird. Da schlagen sich nicht nur lange Transportwege negativ auf die Energiebilanz, auch das Thema Regenwaldabholzung ist nicht vom Tisch.

Gedämpfte Erwartungen

Allzu viel darf man sich von Biokraftstoffen punkto CO2-Reduktion nicht versprechen. In den Achtzigerjahren schaffte man es nur knapp, dass bei der Produktion nicht mehr Erdölprodukte verbraucht wurden - Dünger, Produktion, Transport -, als an Biosprit entstand. Heute rechnet man immerhin mit einem Faktor 2,5. Bei Biodiesel war die Ausbeute immer schon etwas besser. Was sicher ist: Die Landwirtschaft verschafft sich durch den Einstieg in die Energiewirtschaft wieder etwas wirtschaftlichen Freiraum.

Nächste Woche: Elektrofahrzeuge als Alternative (Rudolf Skarics, AUTOMOBIL, 16.3.2007)