Es begann schon daheim. Als Tochter des Chefarztes der k.k.Südbahn am 2. März 1865 in Wien in eine behütende, bürgerliche Familie geboren, wächst das Mädchen, dessen Eltern ein Studium als "unmädchenhaft und sinnlos" erachten, sie aber mit Kunst, Reisen und Sprachen inspirieren, zu einer "Schnellleserin" heran. Mit 20 erkrankt sie an Gelenksrheumatismus und ist von da an nie mehr schmerzfrei. Gesundheit gab es für Elise "nur eine gemeinsame" mit ihrer Schwester Helene.
Trotzdem geht sie ab 1891 als Gasthörerin an die Uni Wien, ins altfranzösische Seminar darf sie aber erst hinein, nachdem sie 1897 als erste Frau extern am Akademischen Gymnasium die Matura gemacht hat. 1901 promoviert sie (Germanistik und Klassische Philologie). Sechs Jahre später ist sie wieder Pionierin: Sie habilitiert sich als erste Frau in Österreich und Deutschland und wird mit einer unbezahlten Privatdozentur abgespeist.
Am 9. Jänner 1921 ist es so weit: Elise Richter wird zur außerordentlichen Professorin ernannt. Geld für ihre Lehrtätigkeit bekommt sie erst 1927 nach Erteilung eines Lehrauftrags für Sprachwissenschaft und Phonetik.