Wien – Der rasant ansteigende Bedarf an nachwachsenden Energien dürfe nicht dazu führen, dass der Hunger in der Welt noch weiter zunehme, so der Tenor anlässlich einer Tagung des Ökosozialen Forums in Wien. Am besten im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO müssten Regeln erarbeitet werden, die der agrarischen Lebensmittelversorgung Vorrang gebe und eine eigenständige Nahrungsversorgung sicherstelle. Die steigenden Beimischungsziele der EU zu fossilen Energien sind aber ohne Importe nicht leicht erreichbar, erklärt der Noch-Generalsekretär im Lebensmittelministerium, Werner Wutscher (mehr zur Person). Auch nicht in Österreich. Derzeit laufen zwei Untersuchungen, die das Potenzial Österreichs ausloten. Dabei soll herausgefunden werden, wie viel erneuerbare Energie auf heimischen Feldern wachsen kann, ohne die Nahrungs- und Futtermittelproduktion zu beeinträchtigen.

Wenig Biotreibstoff "made in Austria"

Nach ersten Zahlen schätzt Wutscher, dass maximal acht Prozent Biotreibstoff "made in Austria" möglich sind. Dieser Wert könnte sich aber erhöhen, gelänge ein Durchbruch bei der Biosprit-Produktion, bei der nicht nur die einzelne Frucht oder das Korn verwendet wird, sondern die gesamte Pflanze. Bereits zu beobachtende Entwicklungen, dass in Brasilien Regenwald für die Bioethanol-Produktion abgeholzt wird oder in Mexiko der Preis für das Grundnahrungsmittel Mais ansteigt, weil die USA als Großabnehmer von Mais für Biosprit alles aufkauft, sollten nicht zur Regel werden. Die Nahrungsmittel würden aber sicherlich teurer, so Alexander Müller, Stellvertretender Generaldirektor der UN-Welternährungsorganisation FAO. Seinen Berechnungen nach ist Bioethanol aus Brasilien bereits zu einem Erdöl-Weltmarktpreis von 30 Euro je Barrel konkurrenzfähig; europäischer Biosprit aber erst bei 70, 80 Dollar je Barrel. (ruz/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 16.3. 2007)