Tochter der Berge: Diese Bronze der indischen Göttin Parvati entstand um 1400 und soll bei Christie's bis zu 600.000 Dollar bringen.

Foto: Christie's

New York - Der Markt für asiatische Kunst blüht wie nie zuvor: Sowohl in den etablierten Segmenten alter Kunst, die von wirtschaftlich erstarkten asiatischen Sammlern zu Höchstpreisen aus den USA und Europa zurückgekauft werden, als auch in der Sektion zeitgenössischer Kunst, die vom Run auf Gegenwartskunst nascht. Letzterer Trend lässt sich mit entsprechenden Steigerungsraten belegen, vor allem für chinesische Kunst, deren Preise innerhalb der letzten fünf Jahre um 440 Prozent stiegen. Etwas leiser, aber nicht weniger nachhaltig entwickelt sich die Nachfrage für Kunst aus Indien.

Der amerikanische Markt hat hier stets eine Schlüsselrolle gespielt, schon weil man mit dem passenden Pflegeprogramm zu bedienen verstand. Vor 16 Jahren fand die erste Arts of Pacific Asia Show (heuer: 22.-25.3.) statt, vor zwölf Jahren die erste International Asian Art Fair (heuer: 23.-28.3.). Die beiden Messe-Events versammeln jedes Frühjahr an die 140 Kunsthändler für Kunst aus Asien, dem Mittleren Osten und dem pazifischen Raum in New York und locken einen Tross von Sammlern und Entdeckungswilligen an. Parallel dazu bearbeiten die Auktionshäuser Christie's (21.3.) und Sotheby's (22./23.3.) schon traditionell den Sekundärmarkt. Kurz, ein dreitägiger New York-Aufenthalt bietet jetzt die besten Voraussetzungen für den Einstieg in dieses Sammelgebiet. Aktuell setzen die Auktionshäuser - mit je zwei Sales - einen Schwerpunkt für Kunst aus Indien.

Kunst und Religion

Die Kultur Indiens gehört zu den ältesten - und für den gesamten süd- und südostasiatischen Raum prägendsten - der Welt. Als Ursprungsland mehrerer Religionen (Hinduismus, Buddhismus...) ist der Glaube integrierter Bestandteil der Kunst. Dazu wird der motivische und stilistische Reichtum von regionalen Besonderheiten genährt, und auch der Islam oder europäische Kolonialmächte hinterließen ihre Spuren. Dementsprechend fassettenreich gestaltet sich stets das Auktionsangebot.

1987 hob Sotheby's ein eigenes spezifisches Department aus der Taufe, das sich fortan ausschließlich Kunst aus Indien, der Himalaja-Region und südostasiatischer Kunst widmete. Seit damals stiegen die Umsätze aus den in London und New York stattfindenden Auktionen kräftig, vor allem auch in der Sektion zeitgenössische Kunst.

Die erste relevante fand Mitte der 1990er in New York statt und brachte 856.000 Dollar. Im März vergangenen Jahres fuhr man mit einer Gruppe von 145 Arbeiten den Rekord von 13 Millionen Dollar ein - dementsprechend hoch sind die Erwartungen für den Sale am 22. März.

Zu Sotheby's Highlights gehört ein Gemälde von Tyheb Mehta, der als erster zeitgenössischer Künstler Indiens bei Christie's 2005 die Millionengrenze durchbrochen hatte (Mahisahasura, 1997, 1,54 Mio. Dollar). Aktuell steht bei Sotheby's Falling Figure von 1987 im Angebot (0,8-1 Mio Dollar).

Die wohl beste Entwicklung erlebte Mehtas Kollege Francis Newton Souza vor allem aufgrund der starken Nachfrage am amerikanischen Markt: 66 Prozent seiner Arbeiten wechseln hier den Besitzer.

Hätte man 1997 100 Euro in eines seiner Werke investiert, würde man laut Artprice nun mit einem aktuellen Status von 7.227 Euro einen wahrhaft satten Gewinn einstreifen. Vor allem bei dem von Christie's im Oktober 2006 in New York abgehaltenen Sale - der mit 17,8 Millionen Dollar den bislang höchsten Umsatz weltweit generierte - machte Souza eine gute Figur: Entgegen den erwarteten 300.000 bis 500.000 Dollar bewilligte der bekannte New Yorker Chipanalyst Rajiv Chaudhri für das 1954 ausgeführte Man and Woman, den Rekord von 1,2 Millionen Dollar. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.3.2007)