Plötzlich sind Zwangsverheiratungen ein Thema. Knapp nachdem mehrere Zeitungen, nicht zuletzt der Standard, enthüllt hatten, dass diese Praxis auch in Österreich gar nicht so selten ist, wurde plötzlich eine lange versprochene Studie der Gemeinde Wien veröffentlicht.

Zuletzt nahm sich auch der ORF im Report des Themas an – mit Aussagen von Betroffenen und aus dem Umfeld, die eines zeigten: Es kommt im Immigrantenmilieu ziemlich häufig vor, dass entweder 15-jährige Mädchen auf "Urlaub" in die Heimat geschickt werden, wo schon der geschmückte, aber völlig fremde Bräutigam wartet; oder dass "Importbräute" nach Österreich geholt werden. Praktisch immer ist Gewalt im Spiel, physische, psychische, strukturelle.

Es stimmt, dass diese Bräuche mehr mit einer patriarchalischen Gesellschaft zu tun haben als mit dem Islam. Aber das ändert nichts daran, dass diese Vorgänge – hauptsächlich unter tür_kischen, aber auch unter arabischen oder pakistanischen Einwanderern – keine Ausnahmen sind. Das kann nicht geduldet werden – nicht von der österreichischen Gesellschaft, aber auch nicht von den geistlichen und sonstigen Autoritäten der Einwanderer. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 15.3.2007)