"Wir vereinbarten damals, dass jeder, der das Wort Firma am Wochenende ausspricht, eine Flasche Sekt bezahlen muss. Dadurch wären wir fast zu Alkoholikern geworden", erzählte Ettl in ihrem launigen Vortrag beim Wohnsymposium.
Inzwischen ist die Firma verkauft, und Ettl ist nur noch Teilzeit-Heimarbeiterin: Sie hat zwar zu Hause ein Büro und empfängt dort einige ihrer Klienten, aber den Großteil der Arbeitszeit verbringt sie in ihrer Praxis in Wien.
Dennoch lernte Ettl die Vorteile der Arbeit zu Hause gerade für Jungunternehmer zu schätzen: Niedrige Fixkosten und kein Zeitverlust durch lange Wege in die Arbeit. Doch sobald die Firma wachsen soll, werde das fehlende Büro zur Belastung.
Geschlossener Raum
Anderen Heimarbeitern empfehlt sie auf jeden Fall einen geschlossenen Raum, damit der Arbeitsplatz vom Wohnraum getrennt wird. "Das ist mein Arbeitsplatz, und das ist er nicht – das ist auch für die Psyche ganz wichtig."
Wenn man Kundenkontakte zu Hause pflegt, müsse dieser Raum vom Vorzimmer aus begehbar sein, "damit man nicht durch drei Kinderzimmer durchgehen muss". Notwendig oder zumindest wünschenswert sei in solchen Fällen auch Platz für ein Firmenschild, eine eigene Türglocke, Parkplätze, eine Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel, gut beleuchtete Zugangswege, und ein barrierefreier Zugang. All dies sei bei Heimbüros nicht selbstverständlich.
Mehr Disziplin
Ebenso wichtig ist aus Ettls Sicht die psychologische Ausstattung von Heimarbeitern. Diese benötigten "ein wesentlich höheres Maß an Disziplin als andere, und die Fähigkeit, über weite Strecken allein zu sein".
Für normale Beschäftigte beginne der Arbeitstag mit der Fahrt zum Arbeitsplatz und einem Morgenritual an der Kaffeemaschine gemeinsam mit Kollegen. "Zuhause muss man sich die Rituale selbst schaffen", fordert Ettl. "Mein Frühstück ist noch privat, doch dann ziehe ich mich um und kleide mich so, als ob ich in ein Büro gehen würde. Der Kaffee wird am Schreibtisch getrunken: Das ist der offizielle Beginn des Arbeitstages."
Noch schwieriger sei es, die Arbeit zu beenden. "Wer ständig am Arbeitsplatz ist, dem droht das Burnout. Und zum Mega-GAU wird die Sache, wenn die Paare gemeinsam zu Hause arbeiten. Das frisst sie nahezu auf."
Arbeitet der Partner außer Haus, bestehe die Gefahr, dass er die Tätigkeit der Heimarbeiterin – meist ist es die Frau – geringschätzt, berichtet Ettl. "'Bist eh zu Hause, kannst das erledigen', heißt es dann – weil nicht nur Hausarbeit, sondern jede Arbeit zu Hause weniger zählt."
Ein weiteres Manko sei der fehlende Austausch mit Kollegen. Dafür aber "wird man auch von Kollegen weniger gestört und kann leichter konzentriert arbeiten".