Die größte slowenische Tageszeitung "Delo" dürfte bald eine Brauerei als Eigentümer haben. Der Getränkekonzern Pivovarna Lasko hat am Montag ein Übernahmeangebot für das Medienhaus gelegt, wie Laibacher Medien berichten. Schon jetzt halten Lasko und seine Tochterunternehmen 44,16 Prozent am Platzhirschen im slowenischen Printsektor.

Den übrigen Aktionären bietet Lasko nun 135 Euro pro Anteilsschein, was einer Prämie von neun Prozent auf den Aktienkurs vom vergangenen Freitag entspricht. Nach Bekanntwerden des Offerts stieg der Kurs am Montag auf 130,10 Euro. Wettbewerbsbehörde und Finanzmarktaufsicht müssen der Übernahme noch zustimmen. Die "Delo"-Führung reagierte gelassen auf die sich abzeichnende Übernahme durch Lasko. "Änderungen in der Eigentümerstruktur von Delo sind eine Angelegenheit der Eigentümer. Der Verwaltungsrat von Delo wird sich weiterhin bemühen, dem Vertrauen der Eigentümer gerecht zu werden und die Geschäftsziele zu erfüllen", teilte die Führung des Medienhauses mit.

Politische Hintergründe

Das für auswärtige Beobachter ungewöhnlich scheinende Engagement eines Nahrungsmittelkonzerns im Mediensektor hat nach Einschätzung von Beobachtern eminent politische Hintergründe. "Delo", das einstige Flaggschiff der slowenischen Presse, ist seit dem Antritt der Mitte-Rechts-Regierung im Jahr 2004 in einen Strudel politischer Einflussversuche geraten. Unter tatkräftiger Unterstützung von Pivovarna Lasko gelang es zwei halbstaatlichen Investmentfonds nämlich, die linksliberal orientierte Führung der Zeitung abzulösen und durch den Rechtsparteien nahe stehende Medienmanager zu ersetzen.

Dies schlug sich nach Einschätzung von Medienexperten auch in der Blattlinie nieder. Ein Exodus von Journalisten zu anderen Zeitungen, aber auch der Verlust von geschätzten 10.000 Abonnenten - rund zehn Prozent der Verkaufsauflage - war die Folge. Die linksgerichtete Opposition bezeichnete die Vorgänge bei "Delo" als Angriff auf die Medienfreiheit in Slowenien.

Parlamentswahl im Herbst 2008

Mit der geplanten gänzlichen Übernahme der Zeitung durch Lasko will die Mitte-Rechts-Regierung nun offenbar einem möglichen neuerlichen Machtwechsel nach der Parlamentswahl im Herbst 2008 vorbauen. Geben die halbstaatlichen Investmentgesellschaften KAD und SOD ihre Anteile an die Brauerei ab, kann eine spätere Mitte-Links-Regierung nämlich keinen Einfluss mehr auf Delo nehmen.

Wirtschaftsexperten sehen auch einen Zusammenhang mit dem Wechsel an der Spitze des Handelskonzerns Mercator Ende 2005. Die Investmentgesellschaften KAD und SOD lösten damals gemeinsam mit Lasko den erfolgreichen, aber als politisch links geltenden Vorstandsvorsitzenden Zoran Jankovic ab. An Mercator hat der Getränkekonzern, zu dem auch der Mineralwasserabfüller Radenska gehört, ein unmittelbareres wirtschaftliches Interesse als an "Delo". Demnach ist das Engagement von Lasko bei Delo ein Gegengeschäft für die Unterstützung der halbstaatlichen Fonds bei der Erlangung der Kontrolle über Mercator gewesen. (APA)