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Am Sonntag wird in Finnland ein neues Parlament (Eduskunta) gewählt. Traditionell teilen sich jeweils zwei der drei großen Parteien - Sozialdemokraten, Zentrum und Konservative - die Regierungsmacht. Derzeit regiert eine von Zentrumspartei und Sozialdemokraten geführte Dreier-Koalition.

Diese von den Finnen als "Rot-Erde" (Punamulta) bezeichnete Konstellation dominierte die finnische Nachkriegspolitik über weite Strecken hinweg.

Foto: Reuters/Pekka Sakki/Lehtikuva

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Seit den späten 80er Jahren gab es vermehrt Regierungen auch in den anderen beiden Hauptkonstellationen. Fast immer gehörten der finnischen Regierung eine oder mehrere kleine Parteien an, darunter traditionell zumeist die Vertreterin der schwedischen Sprachminderheit, die Schwedische Volkspartei.

Grafik: derStandard.at/APA

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Ein geflügeltes Wort lautet: "Wahlen in Finnland drehen sich immer um die Frage, wer mit der Schwedischen Volkspartei regieren darf."

Bild: Das "Team Schweden" bei der jährlichen Handy-Weitwurf-Meisterschaft in Savonlinna.

Foto: APA/EPA/Kirsti Talsi

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Für die Wiederwahl bewirbt sich diesmal eine Dreierkoalition aus Zentrumspartei, Sozialdemokraten und der Partei der schwedischen Minderheit. Die Zentrumspartei (Keskusta) entstand aus der Landwirtschaftspartei, ist wertkonservativ und immer noch stark in der Landbevölkerung verankert. Derzeit hält sie 54 von 200 Parlamentssitzen. Parteichef ist der amtierende Ministerpräsident Matti Vanhanen (Bild). Die Keskusta liegt in Umfragen derzeit bei 23-24 Prozent.

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keskusta.fi (englisch)

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Die Sozialdemokraten, die seit zwölf Jahren in der Regierung sind, stellen derzeit 53 Abgeordnete, Parteichef ist Finanzminister Eero Heinäluoma (Bild). Von 1995-2003 regierten sie unter Paavo Lipponen. Derzeit liegen sie in Umfragen ungefähr gleichauf mit der Zentrumspartei.

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sdp.fi

Foto: APA/epa/Christophe Karaba

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Die Schwedische Volksparttei unter Stefan Wallin hat 9 Sitze im Eduskunta. Die liberale Minderheitenpartei erhält den Großteil ihrer Stimmen aus den Reihen der schwedischsprachigen Minderheit, die über fünf Prozent der finnischen Bevölkerung angehören.

Im Nationalsport Eishockey ist das Verhältnis Finnland-Schweden weniger entspannt.

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sfp.fi

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Jyrki Katainens (im Bild mit Wolfgang Schüssel) bürgerlich-konservative Sammlungspartei Kokoomus genießt die Unterstützung der Industrie.

Nach den Präsidentschaftswahlen vor etwas mehr als einem Jahr, als es der konservative Kandidat Sauli Niinistö in die Stichwahl gegen die Sozialdemokratin Tarja Halonen schaffte, verzeichnete sie einen Popularitätssprung und schloss zuletzt mit Umfragewerten von 21-22 Prozent zu den großen Regierungsparteien auf.

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kokoomus.fi

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Martti Korhonens Linksbündnis hat 19 Sitze im Parlament. Die Partei entstand 1990 aus zwei reformkommunistischen Gruppierungen und war ebenso wie die Grünen in Paavo Lipponens "Regenbogenkoalitionen" (1995-2003) vertreten.

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vasemmistoliitto.fi

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Die 1988 gegründeten Grünen unter Parteichefin Tarja Cronberg stellen 14 Abgeordnete. Für Aufsehen sorgte ihr Austritt aus Lipponens "Regenbogenkoalition 2" nach dem Pro-Atom-Entscheid im Parlament im Frühjahr 2002.

Die Umweltpolitik war auch in diesem Wahlkampf eines der Hauptthemen: vor allem der geplante Bau eines sechsten Atomkraftwerks sorgt für Streit. Die Konservativen sind dafür, die Sozialdemokraten deuten an, dass das Projekt kaum vermeidbar sein werde, wenn Finnland die Kyoto-Ziele erreichen wolle.

Von den drei Kandidaten für das Amt des Regierungschefs steht nur Amtsinhaber Vanhanen (Zentrumspartei) dem Ausbau der Nuklearenergie kritisch gegenüber.

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vihrealiitto.fi

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Insgesamt bewerben sich 19 Parteien um 199 der 200 Parlamentssitze (einer ist für die BewohnerInnen der schwedischsprachigen Inselgruppe Åland reserviert).

Im Eduskunta vertreten sind die Christdemokraten (6 Abgeordnete) und die nationalistischen "Wahren Finnen" (Perussuomalaiset), die drei Parlamentarier stellen und einen EU-kritischen Standpunkt einnehmen.

Das Bild zeigt Mitglieder der Kleinpartei "Vaterländische Volksbewegung", die ebenso wie die "Kommunistische Arbeiterpartei" keine Chance auf einen Einzug ins Parlament haben.

Foto: Reuters/Kimmo Mantylaa

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Als mit Abstand größte Herausforderungen der Zukunft nennen alle drei Anwärter auf das Amt des Premierministers die absehbare massive Überalterung der finnischen Bevölkerung. Das Bild zeigt Premierminister Paavo Lipponen im Wahlkampf.

Die über Jahre hinweg immer wieder diskutierte Frage eines möglichen NATO-Beitritts des früher neutralen und heute als "bündnisfrei" bezeichneten Landes haben alle drei Parteien noch vor dem Wahlkampf einhellig auf die lange Bank geschoben.

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Die meistdiskutierten Themen im Wahlkampf waren ein ironischer TV-Werbespot der sozialdemokratisch dominierten Gewerkschaft SAK, der nach Kritik von Unternehmern und Konservativen zurückgezogen und daraufhin im Internet prompt zum Hit wurde, Vorwürfe gegen Justizministerin Leena Luhtanen wegen angeblich illegaler Wahlkampf-Spenden sowie die Frage, ob der Boulevard-Wirbel um ein Buch der kurzzeitigen Vanhanen-Freundin Susan Kuronen mit einigen pikanten Details über das premierministerliche Privatleben dem Regierungschef nun geschadet oder doch eher genützt hat. (bed)

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SAK.n SENSUROITU vaalivideo auf Youtube

Screenshot: derStandard.at/