Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA
Wien – Die oberösterreichische Lenzing AG, weltweit Nummer eins bei der Herstellung von Fasern aus Zellulose und seit Monaten im Zentrum von Verkaufsgerüchten, will klagen. „Was da passiert, ist geschäftsschädigend. Kunden überlegen, ob sie noch langfristige Verträge mit uns abschließen sollen“, sagte Lenzing-Vorstandschef Thomas Fahnemann. "Das können wir nicht länger hinnehmen."

Fahnemann geht davon aus, dass hinter den Gerüchten Mitbewerber stecken, die Lenzing schaden wollten. "Wir überlegen rechtliche Schritte", sagte Fahnemann bei der Bilanzpräsentation am Montag. Gleichzeitig kündigte er an, im Fall einer Übernahme durch einen Konkurrenten nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Fahnemann: "Wenn es zur Aushöhlung der Lenzing-Gruppe kommen sollte, mache ich sicher nicht mit. Ich glaube, das kann ich auch für meine Vorstandskollegen sagen."

Interesse an einem Kauf von Lenzing wird der indischen Birla-Gruppe nachgesagt. Die Inder haben das dementiert. Auch die B&C Holding hat als 88-Prozent-Eigentümer von Lenzing die Absicht bestritten, an einen strategischen Investor verkaufen zu wollen. Die B&C Holding gehört zu 100 Prozent der B&C Privatstiftung, die ihrerseits im Dunstkreis der BA-CA steht.

Zweitplatzierung

Die Entwicklung der Lenzing Gruppe, die erst im Vorjahr ein Rekordergebnis erwirtschaftet hat, zeige klar, "dass wir uns auch als eigenständiges Unternehmen gut behaupten können", sagte Fahnemann. Falls sich der Eigentümer von Anteilen trennen möchte, wäre der Gang an die Börse mittels einer Zweitplatzierung (secondary offering) nach Ansicht des Managements wahrscheinlich das zweckmäßigste. Für die Zukunft sieht Fahnemann Lenzing gut gerüstet. Nach dem Rekordjahr 2006, das mit einem Umsatzplus von 16,8 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro und einem Gewinnzuwachs von 31 Prozent auf 107,1 Mio. Euro einhergegangen ist, rechnet der Lenzing-Chef im laufenden Jahr mit weiteren Zuwächsen. Der Hauptversammlung im Juni wird eine von acht auf zehn Euro je Aktie erhöhte Dividende vorgeschlagen.

Treiber der Entwicklung am Weltmarkt sei derzeit die außerordentlich starke Fasernachfrage in China und Indien. In Nanjing nimmt Lenzing übernächste Woche ein auf 60.000 Tonnen ausgelegtes Faserwerk in Betrieb. Gesamtinvestment: umgerechnet 65 Mio. Euro. Am Standort Lenzing, wo fast jeder zweite der bald 5400 Mitarbeiter beschäftigt ist, werden heuer gut 50 Mio. Euro investiert. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.03.2007)