Der 74-Jährige stand seit 1995 an der Spitze des französischen Staates und ist noch bis Mitte Mai gewählt. Seinen Nachfolger bestimmen die Franzosen am 22. April und am 6. Mai. Er wolle sich später dazu äußern, wen er persönlich wählen wolle, gab Chirac in der TV-Ansprache keine Wahlempfehlung ab. Die Franzosen sollten sich auf jeden Fall aber "niemals mit dem Extremismus, dem Rassismus, dem Antisemitismus oder der Zurückweisung des Anderen einlassen", bezog der Amtsinhaber klar gegen den Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen Stellung, der es bei der Präsidentschaftswahl 2002 überraschend in die Stichwahl gegen ihn geschafft hatte.
Offenes Rennen um Nachfolge
Das Rennen um Chiracs Nachfolge ist noch völlig offen. Nie zuvor hatten nämlich drei Kandidaten realistische Chancen auf den Sieg. In Umfragen liegt der Kandidat von Chiracs Regierungspartei UMP, Innenminister Nicolas Sarkozy, knapp vor der Sozialistin Segolene Royal und dem Zentrumspolitiker Francois Bayrou (UDF). Wahrscheinlich fällt die Entscheidung erst am 6. Mai in der Stichwahl zwischen den beiden stärksten Bewerbern.
In der teilweise mit bewegter Stimme vorgetragenen zehnminütigen Ansprache betonte Chirac seine "Liebe" zu Frankreich und zeigte sich zugleich "stolz" auf seine eigene Bilanz. "Ich hätte den Konservatismus und Egoismus stärker zurück drängen wollen", räumte Chirac ein. Er habe mit seiner Regierung aber die wichtigsten republikanischen Werte wie die Laizität gestärkt und die Arbeitslosigkeit gesenkt.
"Wir müssen Europa schaffen"
Zugleich forderte Chirac die Franzosen auf, Europa zu ihrer Priorität zu machen. "Wir müssen Europa schaffen. Allein kann niemand gegen die aufkommenden Wirtschaftsmächte Front machen", betonte der Präsident, dessen politisches Ende das Nein seiner Landsleute beim Referendum über die EU-Verfassung vor zwei Jahren besiegelt hatte.
Er liebe Frankreich "leidenschaftlich", "dieses Land, das ich so sehr liebe, wie ich Sie liebe", sagte Chirac zum Abschluss der Ansprache. Nach seinem Ausscheiden aus dem Elysee-Palast werde er weiter "die Kämpfe führen, die unsere sind, die Kämpfe meines ganzen Lebens, für Justiz, für Fortschritt, für Frieden, für Frankreichs Größe." Vertraute sehen den scheidenden Präsidenten in einigen Monaten an der Spitze einer internationalen Organisation oder Umweltstiftung.
Le Pen verliert seinen "schlimmsten Feind"
"Ich verliere meinen schlimmsten Feind", kommentierte Jean-Marie Le Pen den Rückzug des vier Jahre jüngeren Staatschefs. Sozialistenchef Francois Hollande sagte, Chirac habe nicht mehr genug Rückhalt gehabt, um sich erneut zur Wahl zu stellen.