Das Video: Das erste Bild zeigt die flammenumloderten Fahnen, ...

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... der Sprecher verliest die Botschaft auf Arabisch.

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Eingestreut sind Bilder eines österreichischen Hotels ...

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und von Bundesheersoldaten.

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Trittbrettfahrer oder ernste Bedrohung? In einer Videobotschaft von Islamisten wird Österreich wegen seiner kleinen militärischen Unterstützung der Nato in Afghanistan erstmals vor Terroranschlägen gewarnt.

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Die Stimme aus der schwarzen Gesichtsmaske mahnt und erklärt und droht. Sechs Minuten und drei Sekunden lang verliest ein Sprecher eine "Nachricht an die Regierungen von Deutschland und Österreich". Ihr Volk hätten sie belogen, sagt der Mann von der "Stimme des Kalifat Kanals", der Militäreinsatz in Afghanistan werde die Mudjahedin, die Glaubenskämpfer, zu Anschlägen provozieren und Wohlstand und Sicherheit in Deutschland und Österreich bedrohen: "Warum wollt ihr das alles für Bush und seine Bande verlieren?"

Sonntagvormittag, knapp einen Tag nachdem die Videobotschaft auf der Webseite der "Globalen Islamischen Medienfront" (GIMF) veröffentlicht wurde, gehen im Innenministerium in Wien die Teilnehmer einer Krisensitzung auseinander. Die Botschaft aus dem Internet sei "verhältnismäßig abstrakt", sagt Rudolf Gollia, der Ministeriumssprecher, gegenüber dem Standard, "eine akute Bedrohung für Österreich ist nicht erkennbar". Dennoch: Es ist die erste Terrordrohung, die gegen Österreich wegen eines Militäreinsatzes im Ausland gerichtet worden ist.

Offiziere abgeschirmt

Dabei ist dieser Einsatz denkbar klein und steht in keinem Verhältnis zum Engagement der deutschen Bundeswehr, die derzeit 3000 Soldaten im Norden Afghanistan stationiert hat, wesentlich den Wiederaufbau des Landes sichert und sich anschickt, nun mit Tornado-Jets auch die Kämpfe der Nato-Partner im Süden zu unterstützen. Das Bundesheer hat derzeit nur vier Stabsoffiziere bei der Internationalen Schutztruppe Isaf in Kabul. Ihre Aufgabe ist es, die afghanische Regierung bei der Sicherheit in Kabul und den umliegenden Gebieten zu unterstützen. Seit der Videobotschaft von "Stimme des Kalifats" werden die vier Bundesheeroffiziere in Kabul von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Es ist die einzige konkrete Sicherheitsmaßnahme, die von der Regierung in Wien ergriffen wurde. Man arbeite mit den Behörden in Deutschland und mit anderen befreundeten Staatspolizeien zusammen, um herauszufinden, wer tatsächlich hinter dem Video stecke, sagte Gollia.

Karikaturen-Streit

Auf GIMF, die "Globale Islamische Medienfront", waren Mitarbeiter des Innenministeriums jedenfalls schon im Mai 2006 aufmerksam geworden, wohl im Zuge des Streits um die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung. Österreich und Wien seien in der Vergangenheit immer wieder auf islamistischen Webforen genannt worden, doch ohne konkretere Angaben.

Auch im jüngsten österreichischen Staatsschutzbericht ist von einer Bedrohung nur vage die Rede. "Eine mittelfristige Gefährdung ergibt sich aus in Österreich lebenden radikalen Islamisten, die sich für den Djihadismus interessieren und potenziell zu Anschlägen innerhalb und außerhalb von Österreich motiviert werden können", steht in dem Ende des Vorjahres erstellten Bericht der Staatsschützer.

Die Autoren des "Kalifat"-Videos haben sich zumindest ein wenig mehr mit der österreichischen Politik befasst: Die Bundesregierung täte besser daran, ihr Geld für die Studenten zu verwenden, denen die SPÖ die Abschaffung der Studiengebühren versprochen hatte, als für den Einsatz in Afghanistan, heißt es dort. (DER STANDARD, Printausgabe 12.3.2007)