Entwicklungshilfe "ist wie Schnee für Afrika: Sie schmilzt und macht die Leute zu Bettlern", ist der gebürtige Österreicher Walter Betschel überzeugt, der seit vielen Jahren in Südafrika lebt, als Unternehmer in Afrika tätig ist und den gemeinnützigen "African Conservation Trust" betreibt.

Situation

"Es gibt Wasserpumpen, die funktionieren drei Jahre, dann ist etwas kaputt und es fehlt das Geld zur Reparatur. Im südlichen Sudan haben wir beispielsweise in Dörfern Generatoren gefunden, die aus österreichischer Entwicklungshilfe stammen und seit 15 Jahren nicht ausgepackt wurden, weil die Infrastruktur zu ihrem Betrieb fehlte", beschreibt er eigene Erfahrungen.

Hilfe

"Die Regierungsschefs sagen: Wir wollen keine Entwicklungshilfe von euch, wir wollen Geschäfte mit euch machen", sagt Betschel. Der Schlüssel zur Entwicklung des Kontinents liege in seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Dabei spiele Internet eine besondere Rolle, weil es nicht nur Anschluss an die Weltwirtschaft, sondern auch an Bildungsmöglichkeiten bringe.

Internettelefonie statt Kupferkabel

In Südafrika und einigen angrenzenden Ländern betreibt Betschel Telfree, einen auf Internettelefonie spezialisierten Telekom-Provider "Vor allem auf dem Land werden Festnetztelefone kaum genutzt, weil sie teuer und unverlässlich sind. Kupferkabel werden wegen des Kupferwerts gestohlen, sogar wenn sie eingegraben sind ", beschreibt er. "In Uganda habe ich erlebt, dass sogar Aluminiummasten gestohlen werden, um daraus Schmuck zu machen."

Alternative

Aber um diese Problem zu lösen, gebe es jetzt eine Alternative: Drahtlose Technik, denn "unser Wifi kann man nicht stehlen". Mit Wimax - einer relativ jungen, mit Wireless LAN (WiFi) verwandten Funktechnik, die durch ihre große Reichweite vor allem für die Versorgung des ländlichen Raums prädestiniert erscheint - könne man eine billige Infrastruktur für Internettelefonie aufbauen.

Gratis

Mittelfristig, glaubt Betschel, werde Telefonie eine Gratisbeigabe zur Internetverbindung werden. "Wenn wir das in Südafrika hinkriegen, dann wird das restliche Afrika diese Entwicklung genau verfolgen", sieht er in dem Land die Rolle eines Schrittmachers für das gesamte südliche Afrika.

Fußball-WM 2010: "Große Chance"

Eine große Chance gebe es aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Zu deren Vorbereitung werden rund 3,3 Mrd. Euro in ein Upgrade der Telekom-Infrastruktur investiert. "Nach 2010 wird es große Überkapazitäten geben, einen Teil davon kann man für die Bildung verwenden. Das wird nicht perfekt sein, aber nichts ist in Afrika perfekt."

OLPC

Mit Interesse verfolge er das "100-Dollar-Laptop"-Projekt von Nicholas Negroponte für Entwicklungsländer. "Die große Herausforderung liegt in der Distribution: Wie verteilt man die Laptops, wie verteilt man den nötigen technischen Support, und wie verteilt man weitere Informationen." (DER STANDARD Printausgabe, 09.03.2007)