Wien - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hat am Donnerstag den Wunsch nach einem "gegenderten" Budget in Österreich geäußert. Ziel sei es, dies bis 2009 möglich zu machen, meinte sie bei einer Diskussion anlässlich des Frauentages im Parlament. Ein solches sieht vor, für eine gerechte Beteiligung beider Geschlechter an den Ressourcen des Staates geschlechtsspezifische Budgetanalysen durchzuführen.

Anteil an Frauen im Parlament gesunken

Kritik gab es auch an der seit der letzten Wahl gesunkenen Frauenquote im Nationalrat. "Es gibt viele Kontinente, die dabei sind, uns ordentlich zu überholen", warnte Prammer, was Frauen in demokratisch gewählten Parlamenten betrifft. "Statistiken sind zwar trocken und nüchtern, aber ein Synonym dafür, wie es mit Frauen in der Gesellschaft aussieht." International nehme Österreich derzeit Platz 14 ein, was die Frauenquote im Parlament betrifft. Man sei bereits auf Platz acht gewesen, andere Ländern seien aber vorgeschnellt.

Die Ausnahme

Als positiv wertete Prammer das Verhältniswahlrecht in Österreich, das der Frauenquote dienlicher als das Mehrheitswahlrecht sei. Trotzdem sei aber jeder Zugang - auch gesetzlicher Natur - legitim, um die Situation zu verbessern. Sie selbst sei als Nationalratspräsidentin ebenfalls eine Ausnahme, was Frauen an der Spitze von demokratisch gewählten Kammern betrifft. Von 262 weltweit seien derzeit nur 35 weiblich besetzt.

Kultur goes Gender

Die Grüne Frauensprecherin Brigid Weinzinger vom RednerInnenpult des Plenarsaals aus: "Dieser Ort hier vorne ist noch immer ein heiß umkämpfter." Gegendert gehöre allerdings nicht nur das Budget, "sondern auch die Kultur", lautete ihre Forderung. Hier im Nationalrat sei wenigstens das Einkommen das selbe, auch eine Ausnahme. Als Paradebeispiel für Frauenprobleme, die es in Österreich nach wie vor gebe, nannte Weinzinger die Wiener Philharmoniker. Nach zehn Jahren Diskussion gebe es nach wie vor nur eine Frau im Orchester.

"Erinnern, Fordern, Feiern"

Als Diskussionspartnerinnen im voll besetzten Plenarsaal standen den Gästen Paradebeispiele für erfolgreiche Frauen zur Verfügung, die ihren Werdegang und die damit verbundenen Probleme referierten. Darunter Gastronomin Eveline Eselböck, Marktforscherin Sophie Karmasin, die Managerinnen Wilhelmine Goldmann und Monika Kircher-Kohl sowie Radiomoderatorin Daniela Zeller. Außerdem fanden im Parlament unter dem Motto "Erinnern, Fordern, Feiern" frauenspezifische Rundgänge sowie ein "Speakers Corner" statt. (APA)