Wien - Mit einer Gesamt-Bewilligungssumme von 150,9 Mio. Euro kann der Wissenschaftsfonds FWF 2006 auf ein Rekordjahr zurückblicken. "Ermutigend" sei auch der Trend bei der Bewilligungsrate, sagte FWF-Präsident Christoph Kratky am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien: 35,1 Prozent der von Wissenschaftern beantragten Kosten für Grundlagenforschungsprojekte konnten genehmigt werden, in den Jahren davor waren es nur 32 (2005) bzw. 28 Prozent (2004). Für das laufende Jahr hofft Kratky auf anhaltenden "Rückenwind" und eine "langfristige Absicherung dieses Trends".

Trotz Trendumkehr bei der Bewilligungsquote sei man "noch nicht dort, wo wir hinkommen wollen", sagte Kratky. "Wir müssen nach wie vor Projekte ablehnen, die förderungswürdig wären." Angestrebt wird eine Quote von 40 Prozent. Für 2007 erhofft man sich dabei aber keine großen Verbesserungen, ein Halten der derzeitigen Quote wäre wünschenswert, werde aber nicht einfach, so Kratky.

Dabei sieht die Prognose für 2007 nicht so schlecht aus: Der FWF geht für das laufende Jahr von einer Gesamt-Bewilligungssumme von 170 Mio. Euro aus, 155,7 Mio. Euro davon im autonomen Bereich (2006: 135,5), also vor allem für Einzelprojekte und Schwerpunktprogramme des FWF. Noch weiß man allerdings auch im Fonds keine Budgetdetails, durchgesickert seien bisher aber "gute Nachrichten", so FWF-Generalsekretär Gerhard Kratky. So soll voraussichtlich ein Großteil der bisher über Sondermittel erfolgten Finanzierung nun über die Ressortbudgets erfolgen.

80 Prozent der Gelder gehen laut FWF-Präsident für Personal auf, mehr als 2.000 junge Wissenschafter, vor allem Dissertanten und Post-Docs, seien über den FWF angestellt. "Der FWF ist ein gigantisches Nachwuchsförderungsprogramm", so Kratky. Der Gesellschaft liefere der Wissenschaftsfonds damit nicht nur Forschungsergebnisse, sondern auch Humankapital.

Nach wie vor verfolgt der FWF drei große Projekte: die Abgeltung der so genannten Overhead-Kosten, den Ausbau der Doktoratskollegs sowie ein neues Exzellenz-Cluster-Programm. Mit den Overhead-Kosten sollen den Unis und außeruniversitären Einrichtungen jene Kosten abgedeckt werden, die ihnen auf Grund eines FWF-Projekts eines ihrer Mitarbeiter entstehen. "Das sollte man als Forschungserfolgsprämie bezeichnen", sagte Kratky. Dadurch würden die Uni-Leitungen motiviert, in Gruppen zu investieren, die erstklassige Forschung machen. Am Beginn sollten nach Vorstellung des FWF 20 Prozent der Projektkosten an die Uni bzw. Einrichtung eines FWF-Forschers gehen, langfristig 40 Prozent. In angelsächsischen Ländern würden 100 Prozent Overhead-Kosten bezahlt. Der FWF bräuchte dafür am Beginn rund 30 Mio. Euro pro Jahr.

Das seit 2004 bestehende Programm der Doktoratskollegs, wo Dissertanten nicht bei einem Doktorvater, sondern "im Kollektiv" ausgebildet werden und forschen, habe "unglaublich eingeschlagen", sagte Kratky und forderte einen weiteren Ausbau. Weiters hat der FWF ein Exzellenz-Cluster-Programm ausgearbeitet, mit dem bis zu sechs schon jetzt zur internationalen Spitze zählende Forschungs-Bereiche gefördert werden sollen. Die beteiligten Gruppen sollen dabei mit fünf bis zehn Mio. Euro für maximal zwölf Jahre so gefördert werden, dass sie keine weiteren Förderungen benötigen. Im Vollausbau wären für dieses Programm - von Kratky als "ISTA (die geplante Elite-Uni Institute for Science and Technology Austria, Anm.) for everybody" bezeichnet - 50 Mio. Euro im Jahr notwendig. "Dieses Geld würden wir extra benötigen, aber das ist deutlich weniger als ISTA kostet". (APA)