Wien – Zwischendurch auch immer wieder wichtig: Standortbestimmung. Wer bin ich? Was mag ich? Was soll ich denn noch alles tun?! Und warum gehe ich dann ausgerechnet zu Shakira in die Wiener Stadthalle? Fester Vorsatz 2007 übrigens: Altersmilde werden und Verständnis für auch andere Meinungen entwickeln gilt nicht!
Die weltweit mehr wegen ihrer Bauchtanzkünste als für ihre folkloristisch eingefärbte, lateinamerikanische Sichtung von Pop und vor allem auch sülziger und in zurückhaltend gewürzter Salsa eingelegter Schlagermusik geschätzte kolumbianische Sängerin setzt sich – das ist jetzt der lobende Teil des Artikels – sehr verdient schon seit den Anfängen ihrer Karriere Ende der 90er-Jahre in einer eigenen, von ihr 1997 gegründeten gemeinnützigen Stiftung für Bildung und Nahrung für lateinamerikanische Waisenkinder ein: www.fundacionpiesdescalzos.com
Und sie lässt sich dieses Engagement auf ihrer drei Monate lang laufenden und hoffentlich selbstironisch "Oral Fixation" betitelten Europatournee vom spanischen Autohersteller Seat als Sponsor auch ordentlich abgelten. Shakira: "Sportlich, kraftvoll und designgetrieben, eine dynamische Marke, die eine wahre Seele hat!" Ende der unbezahlbaren Einschaltung. Bitte, danke! Seit die Rolling Stones mit VW auf Tournee waren, kann es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen. Außer AC/DC gehen mit Smart auf die Straße.
Shakira jedenfalls übte vor elftausend Besuchern in Wien ihren Beruf aus. Der setzt sich zu ungefähr 50 Prozent aus rhythmischer Nabelschau und Künsten zusammen, die man sonst nur in Lokalen ausübt, bei denen das Tanzen auf den Tischen zum fixen gastronomischen Angebot zählt. Weitere 30 Prozent werden für die dazugehörige Licht- und Videoshow in Verbindung mit ziemlich lieblos böllernder Latin-Music veranschlagt.