Wien – "Liberal" stach ins Auge. Genau dann nämlich, als Maria Rauch-Kallat, Frauenministerin a.D., in ihrer Eröffnungsrede zur Diskussion "Frauenbilder – Männerbilder" der "Perspektivengruppe 2010" der Volkspartei dem Publikum darlegte, dass sich die ÖVP längst vom angestaubten Familienbild "Vater-Mutter-Kind" verabschiedet hat. "Die Lebensrealität der ÖVP schaut völlig anders aus", sagte sie am Dienstagabend in der Industriellenvereinigung – hinter ihr das Plakat, auf dem neben "liberal" auch Stichwörter wie "Generation" und "Friede" in brainstorming-artiger Ordnung festgehalten wurden.

Doch "unweigerlich" gehe es bei einer Diskussion über Frauenbilder immer um Mutterschaft und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gab Staatssekretärin Christine Marek (VP) die Diskussionsrichtung vor – und mit einem Verweis auf die Kritik an der neuen Familienministerin Andrea Kdolsky zu bedenken –, dass der Druck auf den Frauen laste, "sich als Mutter zu definieren". Der Mann als Ernährer, die Frau als Hausfrau – dieses Bild sei in der Gesellschaft vorherrschend und eindeutig ein sozialer Prozess, lieferte Geschlechterforscher Erich Lehner eine Erklärung. Jenes Männerbild, das sich in der Gesellschaft verfestigt habe und besagt, dass der Mann "durchsetzungsfähig, weiß, ökonomisch erfolgreich und heterosexuell" ist, dominiere alles, auch das Frauenbild.

"Das Wichtigste im Leben eines Mannes ist nicht, wie man denken könnte, eine Frau, sondern andere Männer" – und die ständige Konkurrenz mit ihnen. Privat hat diese "Binnenstruktur der Männlichkeit" aber Konsequenzen: Geringe Präsenz in der Familie (Ernährerfunktion) zum Beispiel, die dann bei einer Scheidung tragend wird. Um aus dieser Konstellation herauszukommen empfiehlt Lehner, sich an skandinavischen Strukturen zu orientieren und vom Familienernährer-Hausfrau-Bild auf Doppelernährer-Doppelversorger umzusatteln. Ein Ansatz, dem sich auch Sonja Dörfler, Soziologin am Institut für Familienforschung, anschließt. Mit dem Grundsatz "ihr habt ein Recht auf euer Kind" seien Männer in Schweden motiviert worden, in Karenz zu gehen.

"Heiße Sachen"

Die Themen gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit und Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt werden auch heute, am Frauentag, mit Kampagnen begleitet. Frauenministerin Doris Bures (SP) lädt zu einem "Open House" in ihr Büro (17 Uhr). Einen aktionistischen Vorgeschmack lieferten SPÖ und ÖVP bereits am Mittwoch. Die VP-Frauen posierten mit dem Slogan "Männer lieben heiße Sachen, ran an das Bügeleisen", die SP-Frauen starteten ihre bundesweite Kampagne "Ran an die Jobs". (Marijana Miljkovic/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 8.3.2007)