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Dank Umfahrungsschnellstraße S1 fahren nicht mehr alle Lkws durch Wien. Aber die Belastung bleibt.

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Wien – Die Einführung der Lkw-Maut in Tschechien zeigt Wirkung: Der Lkw-Verkehr aus osteuropäischen Ländern rollt wieder stärker nach Österreich. Seit Jahresbeginn hat der gesamte Schwerverkehr im Großraum Wien um 37 Prozent zugelegt. 64 Prozent dieser Steigerung ist auf die osteuropäischen Länder zurückzuführen.

Deutlich mehr Brummis rollen auch über den Westkorridor (A1, A7, A8, A25, S33), auf dem ein Plus von 24 Prozent zu verzeichnen ist. Österreichweit stieg das Aufkommen an zurückgelegten Lkw-Kilometern um 18 Prozent.

Spitzenreiter ist Ungarn mit einem Anstieg von 28 Prozent, gefolgt von Rumänien (21 Prozent), Slowakei (sieben Prozent) sowie Tschechien, Bulgarien und Polen (jeweils drei Prozent). Aber auch innerhalb Österreichs hat es einen Zuwachs von 22 Prozent gegeben. Dafür legten die Deutschen lediglich um drei Prozent zu.

Bulgaren im Anrollen

Laut der staatlichen Autobahngesellschaft Asfinag ist der Verkehr aus Rumänien und Ungarn auf hohem Niveau nochmals angewachsen, während es 2006 – vor dem EU-Beitritt – aus Bulgarien kaum Verkehr nach Österreich gab. Mittlerweile legten Lkws unter bulgarischer Flagge im Jänner und Februar 548.000 Kilometer zurück. Zum Vergleich: Aus Rumänien waren es 3,7 Mio. Kilometer, aus Ungarn 4,9 Mio. Kilometer. In Summe rollten die Ost-Lkws 11,5 Mio. Kilometer über die Autobahnen und Schnellstraßen im Großraum Wiens. Lkws aus Österreich brachten es in Summe auf 4,6 Millionen Kilometer.

Wobei der Verkehr aus Osteuropa auch zu einem bedeutenden Anteil von Österreichern erzeugt wurde. Bisher haben laut Güterbeförderer von den 8000 konzessionierten Lkw-Betreibern aus der Alpenrepublik rund 1000 "ausgeflaggt", also ihr Heil im Ausland gesucht. Und auch der Lkw mit Österreich-Kennzeichen ist nicht ganz "österreichisch". Laut Arbeiterkammer sitzt in jedem dritten österreichischen Lastwagen ein ausländischer – in der Regel osteuropäischer – Fahrer.

Starker Anstieg der Vierachser

Keinen Grund zum Durchatmen gibt es auch im Westen und Süden. Hier wurde zu Jahresbeginn ein Plus von neun bis 24 Prozent verzeichnet. Auffallend ist, dass gerade im Korridor West, der auch die meisten Zuwächse aufweist, insbesondere der Verkehr mit Vierachsern zugenommen hat – ein Umstand, der auch im Donauraum registriert wurde. Die Asfinag vermutet, dass es sich hierbei besonders um Bau-Lkws handelte. Österreichweit stieg der Anteil der Vierachser um 21 Prozent, der Dreiachser um elf und jener der Zweiachser immerhin um sechs Prozent.

Die Asfinag versuchte am Dienstag die Zunahme des Lkw-Verkehrs in Ostösterreich herunterzuspielen. Bis zur Jahresmitte werde sich der Zuwachs auf die üblichen acht Prozent einpendeln, denn die Frächter würden dort fahren, wo es am billigsten sei. Das ist Österreich zwar generell nicht, aber ab Jahresmitte werden sich kilometerlange Umwege wohl wieder rechnen, denn dann soll die Lkw-Maut im Idealfall um vier, zumindest aber um zwei Cent pro Kilometer angehoben werden. Der Durchschnittskilometer kostet dann 24 oder 26 Cent.

Verkehrsminister Werner Faymann konnte kein Rezept zur Verkehrseindämmung vorlegen, versprach aber EU-Verhandlungen über die Lkw-Mauterhöhungen und den Ausbau der Schiene und des Personennahverkehrs. (APA, ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.3.2007)