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Wer sein eigenes drahtloses Breitband-Internet (WLAN) für andere zugänglich macht, surft bei allen anderen Community-Mitgliedern weltweit gratis mit. Das Konzept des Ende 2005 gegründeten spanischen Unternehmens Fon hat in Österreich bereits rund 4.000 Personen überzeugt, weltweit sind es schon mehr als 300.000. Nun mehren sich aber Stimmen, die auf potenzielle rechtliche Probleme und technische Schwierigkeiten hinweisen.

Masse erreicht

"Durch die kostenlose Abgabe von Routern haben wir die Masse erreicht, die für unser Geschäftsmodell notwendig ist. Deshalb verzeichnen wir momentan rasante Zuwächse. In Österreich sind etwa 4.000 User registriert, 2.500 haben einen WLAN-Router, 1.500 sind tatsächlich online", erklärte Florian Forster, zuständiger Manager für die Marktentwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH), im Gespräch mit der APA.

Zwei Fliegen...

Durch den Router wird das Signal in zwei Bereiche aufgespalten - einen für die private Internet-Nutzung und den anderen für Fon-Mitglieder, die entweder im Gegenzug einen Teil der Kapazitäten ihres Zugangs zur Verfügung stellen oder dafür zahlen. Weltweit hat das Unternehmen laut eigenen Angaben über 300.000 registrierte Nutzer, verfügt über mehr als 100.000 Hotspots und beschäftigt knapp hundert Mitarbeiter. Durch die schlanke Struktur wolle man "schnellst möglich" in die schwarzen Zahlen kommen.

Außerirdische

Rund die Hälfte der registrierten Kunden sind so genannte "Aliens", die ihren Anschluss nicht teilen und für Tagestickets drei Euro bzw. Dollar zahlen. Der Rest setzt sich aus "Linus"-Nutzern (75 Prozent), die ihr Netzwerk öffnen und dafür weltweit gratis surfen, sowie "Bills" (25 Prozent), die am Teilen verdienen wollen und auf den kostenlosen Zugang zur Community verzichten, zusammen. Das Ziel, bis 2010 eine Million Kunden zu haben, werde man voraussichtlich bereits früher erreichen, so Forster.

Kräftig investiert

Die laut eigenen Angaben größte WLAN-Gemeinschaft der Welt hat zum Start von vier Kapitalgebern rund 21 Mio. Euro bekommen. Branchengrößen wie der Internet-Telefonie-Anbieter Skype (gehört zu eBay), der Suchmaschinenbetreiber Google sowie die Kapitalgeber Index Ventures und Sequoia Capital zählen zu den Investoren. Gegründet wurde das Unternehmen vom gebürtigen Argentinier Martin Varsavsky, der zuvor bereits Viatel, Jazztel und Ya.com aus der Taufe gehoben hat.

Nicht mehr gratis

Während die Router bisher gratis oder stark subventioniert zur Verfügung gestellt wurden, kosten die Geräte seit kurzem rund 40 Euro plus Versand. Als Gegenleistung wird den Usern das Versprechen abgenommen, den Router zu aktivieren und den Internetzugang mit anderen "Foneros" zu teilen oder das Gerät zurückzuschicken. Ein großer Teil der verschickten Router sei allerdings nicht ans Netz gebracht worden, "weil die Installation sogar für erfahrene Anwender ein großes Problem darstellt", kritisierte Erwin Fortelny von der Interessensgemeinschaft "Wireless Community Vienna" gegenüber der APA.

Startschwierigkeiten

Eine Umfrage im Blog des Firmengründers Martin Varsavsky ergab, dass fast ein Drittel der Offline-Foneros den Router nicht zum Laufen brachte. "Laut einer Studie hatten 80 Prozent der User keine Probleme. Aber natürlich gibt es da Dinge, die man wissen muss", meinte hingegen Fon-Manager Forster. Schwierigkeiten gebe es aber bei der Logistik, "da sind wir noch nicht so weit". Aktuell könnten Wartezeiten von rund drei Wochen bei der Auslieferung auftreten.

Kein Support über das Telefon

Kritik gibt es auch an der Unterstützung der Community. "Ein telefonischer Support existiert nicht und Anfragen per E-Mail werden gar nicht oder sehr spät beantwortet", stellte Kyros Hariri von der Wireless Community Vienna fest. Von Unternehmensseite heißt es dazu, dass aktuell über 4.000 Anfragen in der Warteschlange sind. Man arbeite mit Nachdruck daran, die Kundenbetreuung zu optimieren und bitte um Verständnis für längere Beantwortungszeiten. Im Weblog des Firmengründers wird als Grund für die Probleme angeführt, dass die "extremen Datenschutzgesetze in Europa" es schwer machen, die Kundenbetreuung auszulagern. "Diverse Aktionen haben viel Feedback ausgelöst, was zu Engpässen führte. Wir arbeiten aber daran, diesen Bereich zu verstärken", bestätigte Forster.

Mobilfunk

In welche Richtung Fon künftig verstärkt gehen will, zeigt die kürzlich bekannt gegebene Kooperation mit dem Mobilfunker debitel Nederlands. Durch eine neue Software können Fon-Mitglieder mit WLAN-Handys an den weltweit über 100.000 Hotspots kostenlos ins Internet gehen und mittels Voice over IP (VoIP) telefonieren. Das Angebot umfasst ein Nokia-Handy und einen Fon-Router. In Zukunft sollen laut Unternehmensangaben beispielsweise auch MP3-Player über Fon Zugang zum Internet erhalten. Ein Produkt-Bundle mit einem WLAN-Handy und Freiminuten des Kapitalgebers Skype wird bereits angeboten.

Nur bedingt konkurrenzfähig

Eine Konkurrenz für die Mobilfunker seien die WLAN-Handys nur bei einem halbwegs flächendeckenden Netz in Städten. "Zurzeit zahlt man etwa bei Musik-Downloads ja nicht nur für den einzelnen Song, sondern auch für die Übertragung. Datenintensive Dienste - wie etwa Videos - werden daher bisher kaum genutzt", ist Forster überzeugt. Eine Strategie, die durchaus aufgehen könnte: Die Marktforscher von Juniper Research prognostizieren in einer aktuellen Studie jedenfalls ein starkes Wachstum bei Handys, mit denen man sowohl über Mobilfunk als auch WLAN telefonieren kann (Dual Mode Phones).

Gelassen

Branchenprimus Mobilkom Austria reagiert auf diesen Trend gelassen: "Jedem Kunden steht es frei, Endgeräte mit verschiedensten Funktionen und technischen Möglichkeiten zu nutzen", heißt es von Unternehmensseite. Allerdings empfehle man den Einsatz von offenen Dual Phones nur in gesicherten und vertrauenswürdigen Netzen, wie unternehmenseigenen (Corporate Networks) und privaten Netzen. (apa)