Mit der von Arbeitsminister Martin Bartenstein angezettelten Diskussion, die Gratismitversicherung für nichtberufstätige EhepartnerInnen einzuschränken, hat sich die schwarz-blaue Koalitionsregierung ein doppeltes Eigentor geschossen: ein frauenpolitisches und ein budgetpolitisches. Derzeit sind alle nichtberufstätigen Frauen (Männer) bei ihren Ehemännern (Ehefrauen) automatisch und gratis mitversichert. Der/Die berufstätige EhepartnerIn muss also keine Groschen mehr in die Krankenversicherung einzahlen, nur weil auch sein/ihr daheimgebliebener Ehegespons im Krankheitsfall voll medizinisch versorgt wird. Wer zahlt dafür? Praktisch alle, die in die Krankenversicherung einzahlen müssen, also alle berufstätigen Frauen und Männer sowie alle Unternehmen. Die Kassiererin vom Billa muss also auch für die kranke Gattin des Herrn Generaldirektors herhalten. Das zu ändern, klingt fürs Erste gar nicht schlecht. Wer möchte, dass sein/ihre nichtberufstätige/r EhepartnerIn krankenversichert ist, soll gefälligst auch entsprechend mehr einzahlen, lautet das Änderungsmotto von Bartenstein. Der Herr Generaldirektor soll für seine Gefährtin halt tiefer in die Tasche greifen. Aus Sicht der berufstätigen Frauen und Mütter wäre das gut. Diese Gruppe muss sich ohnehin die Krankenversicherung selber zahlen, für sie ändert sich gar nichts. Ebenso positiv: Der Wegfall der Gratis-Mitversicherung könnte sich sogar zu einem Anreiz für mehr Erwerbsarbeit von Frauen entwickeln. Das "Problem" sind die nichtberufstätigen Mütter, für die sich gerade diese schwarz-blaue Koalition sonst so überdurchschnittlich engagiert (Stichwort Kinderbetreuungsgeld). Mit der Idee, auch den daheimgebliebenen Müttern die Gratisversicherung zu streichen, treibt VP-Minister Bartenstein eine Kluft ausgerechnet zwischen jene Mütter, die das traditionelle Mutterbild verkörpern. Welche Mütter dürfen weiterhin gratis versichert sein? Bis zum 3. Lebensjahr ihrer Kinder? Oder doch noch bis zum 16., 18. oder 25. Lebensjahr ? Kriegen sie diese Sozialleistung auch dann noch, wenn die Kinder das "Hotel Mama" schon längst verlassen haben? Ist es tatsächlich zumutbar, einer 52-jährigen Mutter von vier Kindern über Nacht diese Gratisleistung zu streichen? Was passiert mit geschiedenen Müttern? Was mit Adoptiveltern? Die schwarz-blaue Regierung hat sich also eine ziemlich peinliche Diskussion hineinmanövriert und sich prompt ein unnötiges Eigentor geschossen: Wenn sie die traditionellen Hausfrauen und Mütter nicht vor den Kopf stoßen und selber nicht völlig unglaubwürdig dastehen will, müssen die schwarz-blauen Regenten die Gratisversicherung für a l l e Mütter aufrecht erhalten.(Denn alle Mütter sind ihr ja angeblich gleichviel wert.) Dann ginge es nur mehr darum, diese Sozialleistung jenen wenigen Frauen wegzunehmen, die nie Kinder hatten und trotzdem zu Hause geblieben sind. Das sind lediglich 50.000 Menschen und wäre für die maroden Krankenkassen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nur 40 bis 170 Millionen Schilling im Jahr kämen so herein, aber die Krankenkassen bauen ein Minus von 5.700 Millionen!!! Für so einen mickrigen Wurf setzt die Koalition ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel!!