Wegen Meinungsverschiedenheiten über historische Vorwürfe Japans an die kommunistische Führung sagte Nordkorea am Mittwoch die zweite Gesprächsrunde ab, die für den Nachmittag geplant war. Japan fordert die Auslieferung von Bürgern, die in den siebziger und achtziger Jahren zu Spionagezwecken von Nordkorea entführt worden waren. Nordkorea hat erklärt, acht der 13 damaligen Opfer seien inzwischen tot. Die übrigen fünf seien bereits nach Japan zurückgekehrt.
Japan stellte daraufhin in Frage, ob am Donnerstag wie geplant über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen geredet werden könne. Dies sei erst möglich, wenn der Streit geklärt sei, hieß es in der Delegation Nordkoreas.
Die Regierung in Pjöngjang nutzte zudem den ersten Tag der Gespräche in Hanoi für eine Verbalattacke auf den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe und machte ihm den Vorwurf der Geschichtsfälschung. Anlass dafür war eine Erklärung Abes, die japanische Armee habe im Zweiten Weltkrieg nicht selbst die tausenden asiatischen Frauen entführt, die den japanischen Soldaten als Sex-Sklaven dienen mussten.
Dagegen waren die Gespräche in New York am Dienstag offenbar positiv verlaufen. US-Chefunterhändler Christopher Hill äußerte sich anschließend optimistisch und erklärte, die Verhandlungen seien "sehr gut" gewesen. Das Treffen Hills mit seinem nordkoreanischen Chefunterhändlers im Atomkonflikt, Kim Kye Gwan, war das hochrangigste der Länder auf US-Boden seit dem Jahr 2000. Dabei ging es dem US-Außenministerium zufolge unter anderem um die Handelssanktionen der USA gegen Nordkorea.