Gemeinsam mit mehreren Freiwilligen schaffte es Andrea, ein Haus für eine Mutter mit sechs Kindern zu renovieren.

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In Spanien war Maria in einem Weingebiet für die Gartenarbeit zuständig.

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Keine Ahnung, wie es nach der Matura weitergehen soll? Maria und Andrea sind nur zwei von vielen jungen Menschen, die sich nach ihrem Schulabschluss keine Entscheidung für die Zukunft treffen wollen oder können. Deshalb haben sich beide für längere Zeit ins Ausland begeben – jedoch nicht, um Urlaub zu machen, sondern um anderen Menschen zu helfen.

Sozial in Südamerika

"Es war schon lange mein Wunsch, an einem Sozialprojekt in Südamerika mitzuwirken. Weil ich nicht gewusst habe, was ich studieren soll, hat sich der Zeitpunkt nach der Schule gut angeboten", nennt Andrea ihre Motivation. Organisiert hat Andrea den Auslandsaufenthalt alleine: "Zuerst habe ich mich über offizielle Organisationen informiert, die sind jedoch teuer und für mich unleistbar." Über eine Freundin erfuhr sie von einem Kinderdorf in Santa Cruz de la Sierra in Bolivien, das dringend Unterstützung suchte.

Die Suche nach einem geeigneten Projekt und die Planung der Reise dauerte etwa neun Monate: "Soviel sollte man auf alle Fälle einrechnen", rät die heutige Studentin der FH Campus Wien. "Es dauert ziemlich lange, bis man eine fixe Zusage bekommt, außerdem muss mit den Impfungen etwa ein halbes Jahr vor Abreise begonnen werden", berichtet sie.

Liebe und Freude

"Ihr sollt den Kindern Liebe und Freude schenken", so beschrieben die KinderdorfbetreiberInnen den freiwilligen MitarbeiterInnen ihre Hauptaufgabe. Dies machte Andrea, indem sie "mit den Kindern spielte, kochte und Hausaufgaben machte. Außerdem unterstützten wir die Kinderdorfmütter im Haushalt." Mit weiteren Freiwilligen hat sie es außerdem geschafft, durch Spenden ein kleines Haus für eine Familie zu renovieren.

Heute hat Andrea zwar noch Kontakt mit den Leuten aus dem Kinderdorf, "allerdings sehr unregelmäßig." Zwei Jahre nach ihrem ersten Aufenthalt hat sie "ihr Projekt" in Santa Cruz wieder besucht: "Mittlerweile ist das Projekt schon viel größer, und es arbeiten auch mehr Freiwillige mit", erzählt sie.

Freiwillige Farmarbeit

Auch Maria hat es zwei Mal ins Ausland verschlagen. Ebenso wie Andrea war sie nach der Schule nicht sicher, was sie studieren sollte, und: "Ich wollte mehr von der Welt sehen!" Sie suchte nach einer Möglichkeit, um in Australien zu arbeiten, und stieß dabei auf das "WWOOFing" – was für "World-Wide Opportunities on Organic Farms" steht. Im Rahmen dieses Programms bieten Bio-Bauernhöfe auf der ganzen Welt die Möglichkeit, bei der Arbeit mitzuhelfen. Als "Bezahlung" erhalten die freiwilligen ArbeiterInnen ein Taschengeld, Verpflegung und Unterkunft.

Ein halbes Jahr hat die oberösterreichische Studentin ihre Reise geplant. "Den Flug habe ich gleich gebucht, nachdem ich die Matura bestanden habe", erinnert sie sich. "Die Anmeldung bei der WWOOFing-Organisation war sehr knapp, aber den Kontakt mit meiner ersten Familie hatte ich noch vor dem Abflug."

Bügeln und Blumen pflücken

Auf ihrer siebenmonatigen Reise durch Australien musste sie die unterschiedlichsten Arbeiten durchführen: „Blumen pflücken und Mangos ernten, Olivenbäume schneiden, aber auch bügeln.“ Der Vorteil beim WWOOFen lege darin, dass man einen hautnahen Einblick in den Alltag und die Kultur der Menschen bekomme. "Allerdings gibt es auch Menschen, die die Idee dieses Programms nicht verstehen und nur billige Arbeitskräfte suchen", nennt Maria negative Seiten. Dennoch hat sie sich im vergangenen Sommer wieder entschlossen, an Farmen mitzuhelfen – diesmal im spanischen Salobrena. "Diesmal war meine Motivation, dass ich die Sprache besser lerne", so Maria. Zu Pilar, bei der sie für die Gartenarbeit zuständig war, habe sie auch heute noch Kontakt, zu ihren UnterkunftsgeberInnen aus Australien nicht mehr.

Sowohl Maria als auch Andrea wissen die gewonnenen Erfahrungen zu schätzen: "Ich kann’s auf jeden Fall weiterempfehlen, man lernt viel über sich selbst", meint Maria. Für Andrea war das Jahr in Bolivien eine "sinnvolle Auszeit, bei der ich meine sozialen Fähigkeiten testen konnte und viel über neue Kulturen gelernt habe." Jungen Leuten, die ebenfalls für einen guten Zweck ins Ausland gehen wollen, raten sie, so früh wie möglich mit der Informationssuche zu beginnen: "Am besten mit Leuten reden, die schon mal dort waren, denn oft werden Projekte realitätsfern und schöner beschrieben, als sie eigentlich sind." Und schon gar nicht solle man Angst vor dem Fremden haben.

Im Folgenden einige Anlaufstellen und Organisationen:

Grenzenlos

Der Verein Grenzenlos bietet unterschiedliche Auslandsprogramme für Jugendliche ab 18 Jahren an. Besonders beliebt sind nach Auskunft von Aufnahmekoordinatorin Barbara Hütter europäische Länder wie Großbritannien und Spanien, aber auch Costa Rica und Russland: "Die Nachfrage ist enorm, leider konnten wir im letzten Jahr nicht für alle BewerberInnen einen Platz finden", so Hütterer. Bei den Kurzzeitprogrammen nahmen im vergangenen Jahr rund 400 Menschen teil, ein besonderer Schwerpunkt ist die Integration von Menschen mit körperlicher oder psychischer Benachteiligung. Der Großteil der TeilnehmerInnen sind MaturantInnen. Detaillierte Informationen sind in der Programmübersicht und auf der offziellen Homepage zu finden: www.grenzenlos.or.at.

Jugend Eine Welt

Die Don Bosco Aktion Austria "Jugend Eine Welt" bietet Volontariate in Entwicklungsländern an. Laut Projektleiter Stefan Gusenleitner bewerben sich jährlich 400 Interessierte, zu den Informationstagen, die zwei Mal jährlich stattfinden, erscheinen jeweils rund 50 BewerberInnen. Zugänglich sind die Informations- und Vorbereitungstage nur für jene, die ihre Bewerbung rechtzeitig eingereicht haben. Die Bewerbungen für die Vorbereitungskurse im Herbst müssen bis Mitte September eingereicht werden. Mit Flug und Vorbereitungskosten müssen die TeilnehmerInnen laut Gusenleitner mit einem finanziellen Aufwand von etwa 1.500 bis 2.000 Euro rechnen. Weitere Informationen: volontariat@jugendeinewelt.at, Homepage: Jugend Eine Welt

WWOOF

World-Wide Opportunities on Organic Farms werden – wie der Name verrät – nahezu weltweit angeboten. Für die jeweiligen Länder gibt es nationale Organisationen oder unabhängige Websiten, bei denen gegen eine Anmeldegebühr – in der Regel etwa 25 Euro – ein Katalog mit Kontaktadressen von teilnehmenden Farmen erhältlich ist. Die WWOOFerInnen sind ihren ArbeitgeberInnen zu nichts verpflichtet, die Arbeit ist unverbindlich und kann jederzeit abgebrochen werden. Nähere Informationen zu den Regeln und den jeweiligen Ländern sind auf der internationalen Homepage zu finden: www.wwoof.org

Freiwilliges Soziales Jahr

Wer sozial aktiv sein möchte, dafür aber nicht ins Ausland gehen will, kann beim Freiwilligen Sozialen Jahr in Österreich mitmachen. Jugendliche ab 18 Jahren haben die Möglichkeit, zehn bis elf Monate in verschiedensten Projekten – etwa im Sozial- oder Umweltbereich – mitzuwirken. TeilnehmerInnen erhalten ein Taschengeld von 168 Euro im Monat. Weitere Informationen: Freiwilliges Soziales Jahr

Freiwilliges Ökologisches Jahr

Das Ökologische Jahr können Jugendliche von 18 bis 27 Jahren bei einer von 30 verschiedenen Einsatzstellen in ganz Österreich absolvieren. Neben Verpflegung und Unterkunft werden den TeilnehmerInnen monatliches Taschengeld und Weiterbildungsseminare geboten. Anmeldungen für den Jahrgang 2007/08 werden derzeit entgegengenommen: Jugend-Umwelt-Netzwerk

(lis/derStandard.at, 7. März 2007)