Innsbruck - Von seiner Forderung, wonach straffällig gewordene Asylwerber "interniert" werden sollten, rückt Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa (ÖVP) trotz heftiger Kritik weiter nicht ab. Auf die Vorwürfe von Grünen-Chef Van der Bellen reagierte er am Dienstag heftig: Dieser solle Auskunft über familiäre Hintergründe geben. Ihm sei das Gerücht zugetragen worden, die Familie von Van der Bellen sei "unter nicht geklärten Umständen" von Estland nach Tirol gekommen. Der Grünen-Chef solle klarstellen, ob es Berührungspunkte zu früheren Systemen gebe.

"Widerwärtig und letztklassig"

Die empörte Antwort Van der Bellens: Die Vorwürfe, wonach sein Vater ein "hochrangiger Nazi" gewesen sei, seien "widerwärtig und letztklassig", er verlangt Belege - oder eine Entschuldigung. Am Abend versuchte van Staa dann offenbar, seine Aussage abzuschwächen. Van Staa habe nicht den Vorwurf erhoben, dass der Vater von Van der Bellen ein hochrangiger Nazi gewesen sei, erklärte der Pressesprecher des Landeshauptmanns, Markus Giesinger, gegenüber der APA.

Ins Schussfeld war van Staa auch wegen seiner Anwesenheit bei der Feier zum 90. Geburtstag des früheren Vizebürgermeisters Obenfeldner am 20. Jänner geraten.

Die Rolle des Ex-Gestapo-Mannes Obenfeldner, dem langjährigen SP-Vizebürgermeister von Innsbruck, in der Pogromnacht 1938, wird von Zeithistorikern in milderes Licht gerückt. Thomas Albrich, der mit Michael Guggenberger die strafrechtliche Verfolgung der Täter untersucht und die Übergriffe auf Juden in Innsbruck, sagt dem STANDARD: "Es gibt keinen Hinweis, dass ihn jemand wegen der Pogromnacht belastet hätte:" Obenfeldner war 1945 nur als Zeuge vor Gericht. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum Jerusalem hatte behauptet, Obenfeldner habe "bei der Organisation der Pogromnacht mitgeholfen". Und forderte wegen dessen Ehrung zum 90er den Rücktritt von van Staa. (bs, DER STANDARD, Printausgabe 7.3.2007/APA)