Future of the Left: Fingers Become Thumbs!

Andy Falkous spielte früher beim britischen Noiserock-Trio McClusky. Er lässt es auch auf dieser drei harte Brocken enthaltenden Debütsingle seines neuen Projekts ganz ordentlich krachen. Vor allem der misanthropische, zynische Song "The Lord Hates A Coward" mit der zentralen Zeile "Violence solved everything" kann zu verzerrtem Bass, schriller Gitarre und wildem Schlagzeug an alte Großtaten anschließen.

Wer etwa auch das Schaffen von Steve Albini und dessen Bands Big Black, Rapeman und Shellac schätzt, wird Future Of The Left lieben. (Too Pure)

Too pure.com

Albumcover: Too Pure

The Fall: Teformation Post-TLC

Apropos schlechte Laune: Mark E. Smith hält derzeit beim 52. Lineup seiner Band seit Mitte der 70er-Jahre: "It think it’s over now, I think it’s ending. I think it’s over now, I think it’s beginning..."

Mit neuen US-Begleitmusikern geraten ihm die 14 Songs neben üblichen repetitiven Grundmustern und gesundheitlich angegriffenem Beschwerdeton und quälenden Krautrock-Exerzitien ("Das Boat") dieses Mal dementsprechend rockiger als auf den letzten beiden (wieder sehr guten) Alben. Als obligate Coverversion wählte der jetzt im März 50-jährige Altpunk Smith "White Line Fever" von Country-Rabiatperle Merle Haggard. Krank, kaputt, menschenfeindlich: guter Mann! (Slogan)

Link
Visi.com/fall

Albumcover: Slogan

Mika: Life In Cartoon Motion

Der junge, fantastisch aussehende, libanesisch-britische Sänger und Komponist dürfte heuer als Schnittmenge von Elton John, Scissor Sisters und Freddie Mercury & Queen den in letzter Zeit etwas weinerlich und selbstmitleidig gewordenen Robbie Williams an der Spitze der Hitparaden ablösen.

Plastikpop mit Sahnehäubchen - aber so intelligent gebaut, dass man nicht leiden muss, wenn die erste Singleauskopplung ,,Grace Kelly’’ im Radio auf Heavy Rotation läuft. Kurz gesagt: Feister Disco-Rums plus kalorienhaltige Bekennerballaden. Einmal im Monat mit den Kindern zu McDonald’s ist ja auch okay. (Universal)

Link
mikasounds.com

Albumcover: Universal

Mstrkrft: The Looks

Jesse F. Keeler von den harschen, mit Bassgitarre und Schlagzeug bewaffneten Punkdisco-Kanadiern Death From Above 1979 sorgte mit seinem neuen Grind-Elektronikprojekt bisher für zünftige Remixe für Größen wie die Nine Inch Nails, Annie, The Kills oder Juliette Lewis & The Licks. Mit diesem Album und Krachern wie "She’s Good For Business" oder "Community Revolution In Progress" geht es mit Kuhglocken und Handclaps in die Vorstadtdisco unserer Wahl. Dort wird heftig am Watschenbaum gerüttelt. (Different/Edel)

Link
mstrkrft.com

Albumcover: Different/Edel

Kids on TV: Mixing Business With Pleasure

Auch das kanadische Trio befasst sich auf seinem Debütalbum nach Szene-Hits wie "Breakdance Hunx" (inklusive eines Samples von "Der Mussolini!" der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft) mit einem Mix aus Punk, New-Rave, Electro-House und Billigdisco. Es reichert das ganze allerdings mit Verbeugungen vor Elementen aus der "schwullesbischen Subkultur" an. Nur von "In Every Dream Home A Heartache" und Roxy Music sollte man bitte die Finger lassen. (Chicks On Speed Records)

Live in Österreich: 27. 4., Linz-Kapu, 28. 4., Krems-Donaufestival.

Link
Kidsontv.biz

Albumcover: Chicks On Speed Records

Cocorosie: The Adventures Of Ghosthorse And Stillborn

Das dritte Album der zwei US-Schwestern bewegt sich ein wenig weg von den alten versponnenen Folkmustern der beiden Vorgängeralben und klingt elektronisch fragiler arrangiert. Es hält zwar immer noch genügend Stücke bereit, die neben dem an Billie Holiday erinnernden Gesang alte Spieldosen-Sounds und eine Geisterhaus-Ästhetik des 19. Jahrhunderts bereithalten. Dank Björk-Produzent Valgeir Sigurdsson geht das jetzt mitunter aber auch verschüchtert Richtung Tanzboden. (Touch And Go/Trost)
Ab 9. 4. im Handel.

Link
Touchandgorecords.com

Albumcover: Touch And Go/Trost

Tracy Thorn: Out Of The Woods

Mit dem Duo Everything But The Girl seit ewig dabei, kultiviert die britische Sängerin, die auch schon bei Massive Attack gastierte, atmosphärischen Erwachsenenpop für die Dämmerstunden auf elektronischer TripHop-Basis. Von wenigen, ihr nicht so gut zu Gesicht stehenden Ausnahmen abgesehen, wird das Betriebstempo auf Slow Motion gehalten. (Virgin/EMI)

Link
TraceyThorn.com

Albumcover: Virgin/EMI

Au Revoir Simone: The Bird Of Music

Die drei New Yorkerinnen schwelgen, sich allein mit diversen Keyboards und Drumcomputer begleitend, im wohlklingenden melancholischen Balladenfach, Anspieltipp: "Sad Song". Richtung Krautrock und sanfter New Wave gehend ("Fallen Snow"), kommt aber auch das sträflich unterschätzte Genre des Walzers nicht zu kurz: "The Way To There". Für Freunde der Band Stereolab ein Muss! (Moshi Moshi/Edel)
Link
aurevoirsimone.com

Albumcover: Moshi Moshi/Edel

LCD Soundsystem: Sound Of Silver

Der New Yorker Produzent James Murphy legt ein weiteres Neuzeit-Disco-Meisterwerk nach. Bis zur Kenntlichkeit verfremdete Kraftwerk-Samples ("It’s More Fun To Compute"), funky stuff der ebenso alten New Yorker New-Wave-Funk-Schule und Früh-80er-Jahre-Ästhetik werden mit Minimal-Entwürfen der jüngeren Zeitrechnung im Zeichen der musikalischen Reduktion kombiniert und mit Fender-Rhodes-Pianos und Rhythmen aus billigen Casio-Keyboards und mitteilungsreichem Sprechgesang verschränkt. Nicht mehr so zwingend wie auf dem Debüt, aber... Das rockt wie Sau. Vor allem die aktuelle Single "North American Scum". (DFA/EMI)

Link
a href="http://www.lcdsoundsystem.com" target="_blank">lcdsoundsystem.com

Albumcover: DFA/EMI

Tinariwen: +IO:I

Die "Rolling Stones aus der Sahara" begeistern auf ihrem neuen Album nicht nur mit einer Symbiose aus traditionellen Klängen aus dem heimatlichen Mali. Hier schleichen sich über die Klänge der elektrischen Gitarren auch globalistische Klänge ein, die sehr wohl um die Tauglichkeit guter alter britischer Psychedelik für die Einakkord-Polyrhytmik Afrikas wissen. Fremd und doch so nah. (Independiente/Lotus)

Link
tinariwen.com

Albumcover: Independiente/Lotus

Dustin's Bar Mitzwah: Get Your Mood On!

Junge stürmische Briten mit dem vergessenen Dan Treacy von den legendären TV Personalities als Gast wissen um den ewigen Reiz von forsch gedroschenen Gitarren und 77er-Punk im Zusammenhang mit melodieseligem Grölgesang aus der Südkurve. Songtitel? "Artrocker", "To The Ramones", "Young Pretender" oder "Catholic Boys". Für immer jung! (Hungry Kid/Trost)

Live im Wiener Chelsea am 20. März.

Link


hungrykid.com

Albumcover: Hungry Kid/Trost