Weltweit beherrschen derzeit die klimatischen Veränderungen auf dem Globus mit ihren unabsehbaren ökologischen und wirtschaftlichen Folgen die Schlagzeilen. Auch an der Börse ist der Klimawandel ein Riesenthema, weil von den unzähligen Maßnahmen zur Reduzierung der schädlichen Treibhausgase viele Unternehmen profitieren werden. Der Öko-Zug ist zwar schon in Fahrt gekommen, doch für Zertifikate-Anleger ist es längst nicht zu spät, aufzuspringen.

Die Klimadebatte ist in aller Munde

Wohl kaum ein anderes Thema beherrscht derzeit derart die Schlagzeilen wie die Diskussion um die drohende Erwärmung des Erdballs. Kein Wunder, denn der Anfang Februar veröffentlichte Klimabericht der Vereinten Nationen hat es der Menschheit drastisch vor Augen geführt: Bis zum Jahr 2100 könne die Temperatur auf dem Globus im Extremfall um 6,4 Grad steigen, so die Forscher des Weltklimarats. Die Folgen für Ökologie und Wirtschaft wären unabsehbar. Nun werden die Rufe nach einer Verringerung der Treibhausgase, die für die globale Erwärmung verantwortlich gemacht werden, immer lauter. Vor allem die Politik hat seit Veröffentlichung des Klimaberichts das Thema Klimawandel für sich entdeckt, und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine neue Empfehlung zur Reduzierung der CO2-Emissionen auf den Tisch gelegt wird.

Manche Ideen sind reichlich abstrus ...

In letzter Zeit meldeten sich sogar als ausgesprochen konservativ geltende Regierungen zu Wort, teils aber mit wenig Erfolg versprechenden Vorschlägen: Australiens Premier John Howard beispielsweise will den Verkauf herkömmlicher Glühbirnen wegen des hohen Stromverbrauchs bis 2010 schrittweise verbieten. Damit ließe sich aber nur ein winziger Bruchteil der gesamten CO2-Emissionen des fünften Kontinents vermeiden. In Bayern hat der Generalsekretär der konservativen CSU allen Ernstes vorgeschlagen, man solle bei Immobilien-Erbschaften die Höhe der Steuer danach bemessen, ob das vererbte Haus unter ökologischen Gesichtspunkten saniert wird. Und sogar George W. Bush ist unter die Umweltschützer gegangen: Der Präsident des größten CO2-Sünderlandes setzt mit seiner Energiepolitik auf ein grüneres Amerika. Allerdings bemängeln Kritiker, dass Bushs Politik zu einseitig auf eine Eindämmung des Benzinverbrauchs abziele.

... dafür meinen es viele andere Ernst ...

Auch wenn manche Politiker das Thema Klimawandel anscheinend eher als willkommene Wahlkampfhilfe betrachten: Letztlich sind sich doch alle einig, dass etwas getan werden muss, um den Klimawandel aufzuhalten, wenn nicht sogar zu verhindern. Ein umfassendes Konzept für die Energiepolitik hat zum Beispiel die EU-Kommission erarbeitet. Dabei stehen ambitionierte Klimaschutzziele und mehr Wettbewerb auf den Energiemärkten ganz oben auf der Agenda: Bis zum Jahr 2020 soll eine Reduktion der Treibhausgase um 20 Prozent gegenüber 1990 erreicht werden. Wenn andere Industrienationen mitziehen, soll das Ziel sogar auf 30 Prozent ausgeweitet werden. Konkrete Maßnahmen sollen bei einem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs am 8. und 9. März in Brüssel vereinbart werden.

... was auch für die Börse nicht ohne Folgen bleibt

Analysen zufolge ist der Klimawandel für die Kapitalmärkte längst keines der großen Zukunftsthemen mehr. Die Experten der Citigroup zum Beispiel haben in einer umfangreichen Studie 74 Unternehmen identifiziert, die von den Maßnahmen gegen den drohenden Klimawandel bereits heute profitieren. Weil sie eine „saubere“ Energiequelle verwenden, gehören beispielsweise nordamerikanische Gasförderer dazu. Ebenfalls auf der Liste der Gewinner stehen große Landwirtschaftskonzerne, da die Preise für Agrarprodukte wegen der abzusehenden Wasserknappheit in die Höhe schnellen werden. Selbst unter den Automobilbauern macht die US-Investmentbank Profiteure aus: Konzerne wie Toyota, Honda und Peugeot, die bezüglich der Schadstoffreduzierung besonders gut positioniert sind.

Im 2. Teil: Anbieter alternativer Energien als Hauptgewinner

Anbieter alternativer Energien als Hauptgewinner

Doch kann man es drehen und wenden wie man will: Am meisten profitieren eindeutig die Konzerne, die auf erneuerbare Energien spezialisiert sind. Grund ist, dass weltweit zunehmend großzügige Förderprogramme für die Einspeisung von Strom aus regenerativen Quellen ins Leben gerufen werden. Dabei ist Deutschland zu einem regelrechten Vorbild geworden. 2004 wurde bei unserem Nachbarn die Neufassung des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes“ (EEG) umgesetzt, und mittlerweile hat es sich zu einem echten Exportschlager entwickelt: Weltweit garantieren mehr als 40 Länder oder große Bundesstaaten den Anbietern von Ökostrom Festpreise nach deutschem Vorbild – glänzende Aussichten für die Branche. Ein Ende des Auftragsbooms bei den Anbietern aus Bereichen wie Solar, Wind, Wasserkraft oder Geothermie ist somit weit und breit nicht in Sicht. Ebenfalls gute Karten haben die Gesellschaften, die auf Biodiesel oder Ethanol spezialisiert sind. Denn laut einer EU-Richtlinie soll der Anteil von Biosprit am gesamten Kraftstoffverbrauch in der Gemeinschaft von derzeit knapp zwei auf mindestens 5,75 Prozent bis 2010 steigen. Zudem wurde in Deutschland per Anfang 2007 eine Beimischungspflicht für Biosprit eingeführt.

Deutschland als Vorreiter für die Welt

Nicht zuletzt dank der großzügigen staatlichen Förderung – Stichwort EEG – ist Deutschland weltweit zur technologisch führenden Nation auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien aufgestiegen. Kein anderes Land hat eine solche Fülle an Solarstrom- und Windkraftspezialisten hervorgebracht. Bestes Beispiel für das internationale Renommee deutscher Firmen ist der Bieterkampf um Repower Systems. Nachdem der französische Atomkonzern Areva Ende Jänner für den Windturbinenhersteller 105 Euro je Aktie geboten hatte, setzte nur kurze Zeit später der indische Suzlon-Konzern mit 126 Euro je Repower-Titel eins drauf. Der Bieterstreit, dessen Ausgang offen ist, sorgte weltweit für steigende Kurse bei den Aktien der Windkraftanbieter.

Q-Cells ist das Maß aller Dinge

Auch bei den Solaraktien zeigen die Kurse seit Anfang des Jahres 2007 steil nach oben. Trotz der jüngsten Kursverluste sind die Papiere von Q-Cells mit einem Plus von mehr als 34 Prozent seit Silvester ganz vorne mit dabei. Wer im Photovoltaik-Sektor investieren will, für den führt an dem im TecDAX gelisteten Konzern kein Weg vorbei. Gemessen am Börsewert von 3,39 Milliarden Euro hat der Solarzellenhersteller mittlerweile sogar den bislang als Branchenprimus geltenden Solarworld-Konzern (2,99 Milliarden Euro) klar überholt. Für Begeisterung an der Börse sorgte der Ende Jänner gemeldete Einstieg beim Siliziumhersteller REC Renewable Energie. Damit hat sich Q-Cells die wichtige Versorgung mit dem für die Zellenproduktion benötigten Rohstoff Silizium gesichert. Nach einem Erlös von knapp 540 Millionen Euro im vergangenen Jahr wollen die Ostdeutschen bereits 2008 die Umsatzmilliarde knacken – und das Ganze bei einer Nachsteuerrendite von 13 Prozent! Angesichts dieser blendenden Perspektiven können Anleger ein Investment in ein Bonus-Zertifikat auf Q-Cells wagen. Wegen der hohen Vola des Solartitels sollte dabei jedoch auf einen ausreichenden Sicherheitspuffer geachtet werden. Satte 37,0 Prozent beträgt der „Fallschirm“ zum Beispiel beim Bonus-Papier von Sal. Oppenheim (ISIN DE 000 SCL 6BH 1). Dennoch ist hier eine Bonus-Rendite von 11,9 Prozent bzw. 11,6 Prozent p.a. drin, sofern der Basiswertkurs die Schwelle von 28,00 Euro bis zum März 2008 nicht verletzt.

Gebündelte Öko-Power

Wer das Risiko, das ein Zertifikat – basierend auf nur einem einzigen Underlying – mit sich bringt, scheut, kann auf einen Tracker auf einen der mittlerweile so zahlreich verfügbaren „Öko-Indizes“ setzen. Frisch am Markt ist etwa ein X-pert-Zertifikat der Deutschen Bank auf den „Prime IG Renewable Energies“-Index (DE 000 DB0 RBM 0), in dem die „Crème de la Crème“ der deutschen Anbieter von alternativen Energien versammelt ist. Neben den Schwergewichten aus dem Solarbereich – Q-Cells, Solarworld, Conergy und Ersol Solar Energy – finden sich die führenden Windkraftspezialisten Nordex und Repower Systems genauso darin wie die auf Biokraftstoffe und Biogasanlagen spezialisierten Konzerne Cropenergies, Schmack und Verbio. Insgesamt enthält das Auswahlbarometer derzeit die Papiere von 19 Firmen. Das Zertifikat ist ohne Laufzeitbegrenzung konzipiert. Zwar verlangt die Emittentin keine Managementgebühren, allerdings gehen den Anlegern die Dividenden verloren. Doch sind die Renditen bei Wachstumsfirmen wie Solarworld oder Q-Cells vernachlässigbar gering. Bei Engagements sollten Anleger eventuell die laufenden Kurskorrekturen abwarten. Schließlich ist der „Prime IG Renewable Energies“ trotz des jüngsten Knicks allein seit Anfang 2007 um 26,5 Prozent geklettert. Der heftige Einbruch an den Börsen im Frühjahr 2006 ist vielen Anlegern sicherlich noch gut im Gedächtnis. Damals schmierte der Öko-Index binnen weniger Wochen um fast 40 Prozent ab.

Im 3. Teil: RCB nimmt die ganze Welt ins Visier

RCB nimmt die ganze Welt ins Visier

Wegen der noch breiteren Diversifikation ist das Zertifikat der Raiffeisen Centrobank (RCB) auf den „S-BOX Alternative Energien“ (ISIN AT 000 0A0 2YF 0) ein echtes Basisinvestment im Öko-Bereich. Denn im Gegensatz zum „Prime IG Renewable“ enthält dieser Basiswert nicht ausschließlich deutsche, sondern Gesellschaften aus dem weltweiten Universum der regenerativen Energien. Der Performance tut das aber keinen Abbruch: Mit einem Plus von rund neun Prozent seit Jahresanfang bzw. von fast 30 Prozent seit Auflage im Oktober 2006 kann sich der „S-BOX Alternative Energien“ durchaus blicken lassen. In dem Index, bei dem Dividenden ebenfalls verloren gehen, sind 20 internationale Unternehmen aus den Bereichen Solar, Wind, Bioenergie, Erdgas und Sonstige enthalten. Zu den am höchsten gewichteten Aktien zählen derzeit die Windkraftspezialisten Vestas aus Dänemark und Gamesa aus Spanien. Die erstmalige Änderung des Barometers fand am 15. Dezember statt. Dabei wurde in den drei Branchen Wind (Clipper Windpower gegen Theolia), Bioenergie (Actelios gegen Verbio) und Sonstige (Canadian Hydro gegen Ormat Technologies) jeweils eine Aktie ausgetauscht. Der nächste Umstellungstermin findet im März statt.

Auch mit Garantie erhältlich

Dass Aktien von Anbietern alternativer Energien nichts für schwache Nerven sind, zeigt der Kurseinbruch vom 27. Februar, als es mit dem „S-BOX Alternative Energien“ um fünf Prozent in die Tiefe ging. Daher ist das ebenfalls von der RCB erhältliche Garantie-Produkt auf den Index (ISIN AT 000 0A0 3F8 6) nicht ausschließlich für konservative Anleger geeignet. Für den eingebauten Schutz vor Verlusten muss man allerdings eine jährliche arithmetische Durchschnittsbildung der Schlusskurse des Index und andererseits eine reduzierte Partizipationsrate am Indexgewinn von 85 Prozent in Kauf nehmen. Positiv ist jedoch, dass keine Managementgebühren anfallen. Unterm Strich beweist das im Dezember emittierte Zertifikat, dass sich auch mit einfachen Garantien eine gute Performance erzielen lässt: Es hat bereits um fast sieben Prozent zugelegt. Anleger müssen berücksichtigen, dass die seit Emission erzielten Kursgewinne nicht kapitalgeschützt sind. Angesichts der nervösen Marktlage ist das Zertifikat für Anleger, die in eine Zukunftsbranche mit Garantie investieren wollen, nun eine Überlegung wert.

Im 4. Teil: Ganzheitlicher Ansatz bei Sal. Oppenheim

Ganzheitlicher Ansatz bei Sal. Oppenheim

Der Ausstoß von Kohlendioxid kann natürlich nicht nur durch „Sonnenkraft & Co.“ vermieden oder reduziert werden, sondern auch durch Technologien oder Produktionsweisen, die Klimagase binden oder die Freisetzung gleich ganz verhindern. Unternehmen, die solche Verfahren anbieten, werden durch das „S-BOX Dr. Höller Cool Climate Index“-Zertifikat (ISIN DE 000 SCL 3J2 3) investierbar. Dazu zählen zum Beispiel die finnische Kemira sowie die britische Johnson Matthey, die sich beide moderner Katalysatorentechnik verschrieben haben. Die US-Firmen Rentech und Syntroleum bieten Verfahren für die Umwandlung von karbonhaltigen Gasen an. Mit Dexia und Sojitz sind auch zwei Aktiengesellschaften berücksichtigt, die im CO2-Emissionshandel tätig sind. Ebenfalls mit von der Partie ist der US-Umweltchemiekonzern Dionex, der unter anderem Klimaveränderungen erforscht. Der 15 Aktien umfassenden „S-BOX Dr. Höller Cool Climate“ bildet somit einen Sektor ab, der geflissentlich übersehen wird. Zu Unrecht: Denn die für die Klimaerwärmung verantwortlichen Treibhausgase entstehen nicht nur bei der Energiegewinnung, sondern im erheblichem Umfang auch in der Industrie sowie im Straßenverkehr. Es wäre also falsch, beim Klimaschutz das Augenmerk ausschließlich auf erneuerbare Energien zu richten.

Moderate Managementgebühr

Aufgrund der strengen Auswahlkriterien sowie den halbjährlichen Überprüfungen fällt eine jährliche Managementgebühr von 1,5 Prozent an. Dafür wird gewährleistet, dass das Auswahlbarometer nach ökologisch-ethischen Kriterien ausgerichtet ist und fortdauernd an die Marktverhältnisse angepasst wird. Der größte Vorteil liegt darin, dass die Indexzusammensetzung nicht nur nach Unternehmensgröße erfolgt, sondern auch Small- und Mid Caps mit angemessenen Quoten – wenn auch mit einer abgestuften Gewichtung – berücksichtigt werden. Bekanntlich entfalten gerade kleinere und mittlere Firmen eine ausgeprägte Innovationsdynamik und verfügen somit in der Regel auch über höhere Wachstumschancen.

Im 5. Teil: Neues Zertifikat von Lehman Brothers

Neues Zertifikat von Lehman Brothers

Ebenfalls nicht durchwegs auf erneuerbare Energien ausgerichtet ist der „Klimawandel Aktien-Basket“ von Lehman Brothers. Vielmehr hat die Investmentbank 14 Firmen identifiziert, „die aufgrund ihrer strategischen Ausrichtung gut auf die bevorstehenden klimatischen Veränderungen vorbereitet sind und daher zu den Gewinnern des Klimawandels zählen könnten“. Heraus gekommen ist eine bunte Mischung von Aktien, die anfangs alle gleich gewichtet sind: Neben „Klassikern“ wie Vestas oder Gamesa sind Industriekonzerne wie Alstom (hohe Investitionen in emissionsarme Stromproduktion), Kraftwerksbetreibern wie British Energy (geringer Anteil an Kohlekraftwerken) und Chemiefirmen wie Syngenta (hoher Anteil an Biokraftstoffentwicklung) dabei. Das Index-Zertifikat auf den „Klimawandel Aktien-Basket“ (ISIN DE 000 A0N LZG 2) kann bis zum 23. März gezeichnet werden. Grundsätzlich ist das Thema für langfristig orientierte Anleger interessant. Doch wird das Zertifikat dem Ansatz nicht gerecht. Denn die Laufzeit ist auf fünf Jahre beschränkt und die anfängliche Zusammensetzung des Korbs bleibt unverändert.

Fazit: Die besten Chancen, vom Klimawandel zu profitieren, haben Anleger zweifelsohne mit Anlagen im Bereich erneuerbare Energien. Als Basisinvestments eignen sich hier die Index-Zertifikate auf den „Prime IG Renewable Energies“ und auf den „S-BOX Alternative Energien“. Spekulative Anleger können auch auf ein Bonus-Zertifikat auf einen interessanten Einzelwert wie Q-Cells setzen. Wer von den längerfristigen Auswirkungen der Klimadebatte profitieren will, ist bei dem Tracker auf den „Dr. Höller Cool Climate“-Index von Credit Suisse gut aufgehoben.