Salzburg – Menschliches Versagen dürfte zu der Kollision zwischen einem Lastenhubschrauber und einem Sportflugzeug über Zell am See geführt haben, bei der am Montag acht Menschen ums Leben gekommen sind. „Es sieht einmal eher nicht nach einer technischen Unfallursache aus, sondern nach einer mangelhaften Wahrnehmung der beiden Piloten wechselseitig“, sagte der Gerichtssachverständige Christian Ortner am Dienstag.

Bei dem Crash oberhalb der Schoberalm auf der Schmittenhöhe starben der Pilot des Leichtflugzeuges vom Typ Katana DV20 aus Osttirol, der auch Obmann eines Segelfliegerklubs war, sowie alle sieben Insassen des Schweizer Lastenhubschraubers der Marke Super Puma – fünf Schweizer, ein Deutscher und ein Franzose. Alle Leichen wurden in die Gerichtsmedizin nach Salzburg gebracht. Die toten Piloten werden obduziert, es kann noch nicht ausgeschlossen werden, dass einer der beiden möglicherweise eine Herzattacke erlitten hat. Soldaten des Bundesheeres suchten das Gelände nach weiteren Wrackteilen ab. Die Überreste wurden ins Tal gebracht und am Flugplatz Zell am See gesammelt. Die große Kanzel des Hubschraubers soll heute, Mittwoch, geborgen werden.

Helikopterpilot wusste von anderem Flugzeug

Klar dürfte sein, dass der Helikopterpilot von dem anderen Flugzeug im Luftraum gewusst hatte. Dem Hubschrauberpiloten ist der Start des Kleinflugzeuges vom Flugplatz Zell am See mitgeteilt worden. Der Pilot hatte daraufhin auch bestätigt, dass er die Maschine gesehen habe. Kurz danach kam es zu der Kollision.

Der österreichische Luftraum ist, wie international üblich, in kontrollierte und nicht kontrollierte Abschnitte unterteilt. Jener Bereich, in dem Verkehrsflugzeuge unterwegs sind, wird von der Austro Control überwacht und gesteuert. In niedrigeren Flughöhen und Zonen außerhalb der überwachten Bereiche rund um Airports gilt die Regel „sehen und gesehen werden“, die Piloten sind also im Sichtflug unterwegs.

Selbst verantwortlich

Auch der Puma-Helikopter und das Sportflugzeug waren außerhalb des kontrollierten Flugbereiches, erklärte Heinz Sommerbauer von der Austro Control. Zwar gebe es auf dem Flugplatz Zell am See einen Betriebsleiter, dieser sei jedoch kein ausgebildeter Fluglotse und damit ein reiner „Informationsgeber“. Konkrete Sicherheitsabstände sind nicht vorgeschrieben und müssen vom Piloten abgeschätzt werden. „Jeder ist selbst verantwortlich, dass er niemandem zu nahe kommt“, so Sommerbauer.

Verpflichtend ist nur die ausreichende Sichtweite: Unter 300 Metern Flughöhe muss der Pilot 1,5 Kilometer weit sehen, fliegt er höher, sind fünf Kilometer das Minimum. Entsprechende Wetterinformationen müssen vor dem Start eingeholt werden. Über Rückspiegel verfügen weder Flugzeuge noch Helikopter, die Sicht beschränkt sich also je nach Bauart auf nach vorn, leicht nach oben und nach den Seiten. Unsicher sei diese Art des Luftverkehrs nicht, betonte Sommerbauer: „Wenn sie auf der Landstraße über eine unkontrollierte Kreuzung fahren, beachten Sie ja auch die Vorrangregeln.“

Der verunglückte Super-Puma-Helikopter hatte 1984 und 1985 Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuchen in der Schweiz und in Liechtenstein transportiert, bestätigte die Helog-Heliswiss. Allerdings sei es damals ein anderer Pilot gewesen, die Maschine habe auch ein anderes Kennzeichen gehabt. Der Hubschrauber sei überhaupt der erste Großraumheli der Schweiz gewesen und europaweit eingesetzt worden. (APA, neu, simo/DR STANDARD; Printausgabe, 7.3.2007)