Bagdad - Die Vergewaltigungsvorwürfe einer Sunnitin gegen Sicherheitskräfte haben zu neuer Gewalt im Irak geführt. Sunnitische Aufständische erklärten am Freitag, sie hätten aus Vergeltung 18 Regierungsmitarbeiter und Soldaten verschleppt. Kurze Zeit später wurden Leichen von 14 der Entführten gefunden, wie das Innenministerium mitteilte.

Die Toten seien am Freitagnachmittag in der Provinz Diyala nordöstlich von Bagdad entdeckt worden, sagte ein Sprecher. Dort hatten zuvor die amerikanischen und irakischen Streitkräfte das Verschwinden von 14 Sicherheitskräften gemeldet. Ein Regierungssprecher erklärte, zehn Polizisten seien am Donnerstag vormittag auf dem Weg nach Khalis rund 80 Kilometer nordöstlich von Bagdad verschleppt worden.

Explosive Lage

In Diyala, das von rivalisierenden Kurden, Sunniten und Schiiten bewohnt wird, hat sich eine zunehmend explosive Lage entwickelt: Massenentführungen, Anschläge und Angriffe auf Polizisten aus dem Hinterhalt sind dort an der Tagesordnung. Sunniten in der Region werfen den Sicherheitskräften vor, von schiitischen Milizen unterwandert zu sein.

Die Gruppe Islamischer Staat Irak zeigte auf einer Website Bilder von 18 Männern, zu deren Entführung sie sich bekannte. Sieben von ihnen trugen irakische Uniformen. Alle sollen dem schiitisch dominierten Innenministerium unterstehen. Die Rebellen drohten die Ermordung ihrer Geiseln binnen 24 Stunden an, sollten die angeblichen Vergewaltiger ihnen nicht übergeben werden. Außerdem forderten sie die Freilassung aller inhaftierter sunnitischer Frauen.

Elf Tote bei Anschlag

Bei Bombenanschlägen in Bagdad kamen am Freitag erneut mindestens elf Menschen ums Leben. Die Explosion ereignete sich im Bagdader Stadtteil Sadr-City (Madinat al-Sadr), einer Hochburg der schiitischen Mahdi-Miliz, wie die Polizei mitteilte. Die Miliz wird von dem radikalen Prediger Muktada al-Sadr angeführt, der seinerseits den irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki unterstützt. Erst am Donnerstag hatten irakische und US-Militärs eine Razzia in Sadr-City angekündigt, um dort nach Waffen und Extremisten zu fahnden. (APA/AP/Reuters)