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Mit einer Windkraft, die stärker als jeder Hurrikan ist, blies ein Sturm in der chinesischen Provinz Xinjiang einen Zug von den Geleisen - weitere Stürme werden befürchtet.

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Nach der derzeitigen Dürre werden Überschwemmungen befürchtet.

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Peking - Die Zugfenster splitterten unter dem Trommelfeuer von Sand und tischtennisballgroßen Steinen, erinnerte sich der dem Inferno entkommene Passagier Liu Yuliang. "Unser Wagon schwankte plötzlich wie ein Schiff."

Überraschend war ein Sandsturm kurz nach zwei Uhr früh mit solcher Wucht auf den Zug zwischen Xinjiangs Hauptstadt Urumqi und Akku getroffen, dass er elf der 19 Wagons umkippte. Windstärke 13 auf der eigentlich zwölfstufigen Beaufort-Skala errechnete Chinas Meteorologisches Amt; eine Windkraft, stärker als jeder Hurrikan. Der Sturm prallte mit 37 bis 41,4 Metern pro Sekunde auf den mit rund 1100 Fahrgästen besetzten Zug. Drei Menschen starben.

Es war der folgenschwerste und zugleich saisonal viel zu früh geschehene Unfall in einer 150 Kilometer langen Windschneise in der Region Turpan. Jedes Frühjahr sorgt sie mit ihren wilden Sandstürmen für Schlagzeilen.

Von Menschen angerichtete Umweltzerstörung habe Steppen und natürliche Hindernisse zerstört und Sandstürmen freie Bahn geschaffen, berichtete die parteiamtliche Volkszeitung. Im April 2006 beschädigten sie mehrere Züge und kippten Lastwagen von den Straßen. Die Provinzregierung musste Panzerwagen zu Hilfe schicken.

Vorbote

Der Sturm könnte ein Vorbote kommenden Unheils sein, warnt Chinas Presse. Auch die Hauptstadt Peking müsse im Frühjahr mit einer weiteren Serie an Sandstürmen rechnen, nachdem der Schneefall ausgeblieben war und ungewöhnlich hohe Wintertemperaturen sowie anhaltende Trockenheit in weiten Teilen Chinas Voraussetzungen dafür geschaffen hatten.

China Daily zitierte Pekings Umweltbeamten Shi Hanmin: "Es kann noch schlimmer werden als im Frühjahr 2006." Am 17. April 2006 wütete der bisher schwerste Sandsturm über Peking. Er überschüttete die Hauptstadt mit 330.000 Tonnen Sand, mehr als 20 Kilo Sand pro Pekinger Einwohner.

2006 war nach Angaben der Meteorologen Chinas das wärmste Jahr seit 1951. Die Dürre hält weiter an. Am schwersten trifft die extreme Trockenheit und Wassernot derzeit 1,5 Millionen Menschen in der Flussmetropole Chongqing in Südwestchina. Sie litten bereits im Vorjahr unter extremer Wassernot, als der Yangtse-Strom nur noch 40 Prozent seiner normalen Wassermenge führte. Im Einzugsgebiet der Metropole leben 30 Millionen Menschen, die vom Wasser der beiden Flüsse Yangtse und seinem Nebenfluss Jialing abhängen.

Im weiteren Verlauf des Jahres aber könnte das verrückt spielende Wetter umschlagen. Die Nation sollte auf Regenstürme, Taifune und Fluten vorbereitet sein, warnte Ende Februar der der Vizeminister für Wasserbau und Flutkontrolle, Eh Jingping: "Es besteht ein hohes Risiko für Überschwemmungen." (Johnny Erling, DER STANDARD - Printausgabe, 2. März 2007)