Kapsidmodell eines Humanen Papillomavirus (HPV). Das Virus ist für bis zu 70 Prozent (oder mehr) aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs (Cervix-Tumoren, Cervikalkarzinome) verantwortlich.
Foto: Standard/Magazin der Europäischen Organisation für Molekulare Biologie
Atlanta/Wien - Jede vierte US-Amerikanerin zwischen 14 und 59 Jahren ist nach einer Untersuchung des Centers for Diseases Control and Prevention CDC in Atlanta mit dem humanen Papillomavirus HPV infiziert. Das Virus zählt zu den typischen sexuell übertragbaren Erkrankungen und kann zu Genitalwarzen aber auch zu Gebärmutterhalskrebs führen. In der Studie berichten die Forscher auch, dass ein Viertel der Teenager und 50 Prozent der 20-Jährigen das Virus in sich tragen.

High Risk-Typen

MedizinerInnen sehen in der Untersuchung die Bestätigung, dass HPV-Infektionen häufig auftreten und es eine dringende Notwendigkeit gebe, vor allem jüngere Frauen dagegen impfen zu lassen. Andere Expertinnen und Experten hingegen erklären, dass die Impfung nicht generell zu empfehlen sei, da das Vakzin nur vor einer kleinen Gruppe der mittlerweile 150 bekannten DNA-Viren schützt. Das ForscherInnenteam um Eileen Dunne vom CDC hatte Proben von rund 2.000 Frauen im Alter von 14 bis 59 Jahren untersucht. Etwa 27 Prozent der Frauen testeten positiv auf HPV. Das entspreche einer Gesamtzahl von rund 25 Mio. Amerikanerinnen, schließen die MedizinerInnen. Mehr als zwei Prozent testeten positiv auf die so genannten "High Risk-Typen" HPV16 und HPV18 oder sogar beide Stämme. Diese Hoch-Risiko-Stämme konnten WissenschaftlerInnen bei 99 Prozent der Frauen, die an einem Gebärmutterhalskrebs leiden, feststellen.

Übertragung über Hautkontakt

Zahlen wie diese wundern aber auch heimische MedizinerInnen nicht. "Es ist richtig, dass ein Großteil der Bevölkerung diese Viren in sich trägt", bestätigt der Gynäkologe Leo Auerbach vom AKH-Wien. Es komme allerdings nicht notwendigerweise zu einer Erkrankung. Nach einer Infektion können Papilloma-Viren oft jahrelang inaktiv bleiben. "Eine Impfung gegen HPV wäre in erster Linie als Prophylaxe sinnvoll - also vor dem ersten Geschlechtsverkehr", so der Mediziner. Die Infektion erfolge hauptsächlich über Hautkontakt, bei bestimmten Virentypen primär durch ungeschützten Sexualverkehr. Die HPV-Infektion ist daher eine der häufigsten durch Geschlechtsverkehr übertragenen Infektionen, oft jedoch bleibt die Ansteckung unbemerkt. In vorhergehenden Untersuchungen konnten ForscherInnen beweisen, dass Kondome am effektivsten vor HPV schützen können. Das sei nicht überraschend, meint Auerbach.

"Der Körper kann mit den meisten HPV-Infektionen gut umgehen", argumentiert Dawn Richardson, Präsident der Parents Requesting Open Vaccine Education in Austin/Texas. Das gelte auch für die Hochrisiko-Stämme HPV16 und 18. Die Elterngruppe hatte erst kürzlich zu einer Demonstration gegen die verpflichtende Impfung von Schulmädchen zwischen elf und zwölf Jahren aufgerufen. Die Tatsache, dass der Impfstoff Gardasil nur gegen zwei Subtypen wirke, bedeute, dass die Mädchen trotz der Impfung immer noch gefährdet sind, sich mit anderen HPV-Stämmen, die ebenfalls zur Krebserkrankung führen, zu infizieren. (pte)