Stuttgart/London - Ein britisch-deutsches Physikerteam hat aus Kohlenstoff die dünnste Membran der Welt hergestellt. Die nur ein Atom dicke Graphenschicht eröffnet nach Meinung der Forscher völlig neue Technikfelder: So könne sie für superschnelle Elektronik dienen und die Arzneimittelentwicklung beschleunigen, teilte die Universität Manchester am Mittwoch mit. Die Gruppe um Jannik Meyer vom Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung und seinen Kollegen Andre Geim aus Manchester stellt ihre Arbeit im britischen Fachjournal "Nature" vor.

Die Physiker flochten eine Art Maschendraht aus einer einzelnen Atomlage Kohlenstoff, so genanntem Graphen. Bereits vor zwei Jahren hatten Wissenschafter nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft eine neue Klasse atomar dünner Materialien entdeckt, zu der auch Graphen zählt. Es war aber unklar, ob diese ultradünnen Kristallschichten stabil genug sind, um ohne ein Trägermaterial zu existieren. Das britisch-deutsche Physikerteam stellte nun genau so eine isolierte Graphenmembran her. Sie besitzt eine erstaunlich hohe Stabilität. Der Grund dafür ist, dass die Graphenschicht nicht perfekt flach ist, sondern leicht gewellt - vergleichbar einer Wellpappe.

Die hauchdünnen Membranen könnten nach Meinung der Forscher wie ein Sieb leichte Gase filtern. Außerdem ermöglichen sie nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft den Bau miniaturisierter ultraschneller elektromechanischer Schalter. Da der atomare Maschendraht für Elektronenmikroskope durchsichtig ist, könnte er auch dazu dienen, einzelne Moleküle zur Untersuchung zu fixieren. Letzteres könnte nach Geims Worten von großem Interesse für die Pharmaforschung sein, weil es eine rasche Analyse der atomaren Struktur bioaktiver Moleküle in bisher unerreichtem Detailreichtum erlauben würde. (APA/dpa)