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Foto: AP/Idaho Press-Tribune/Randy Lavorante
Wien - Rund 400.000 Österreicher leiden unter Depressionen. Sie zählen zu den häufigsten psychischen Störungen in der Bevölkerung. Mit geeigneter Therapie und modernen Medikamenten kann die Krankheit aber mittlerweile sehr gut behandelt werden. Doch die Vielzahl der zugelassenen Antidepressiva macht die Auswahl in der Praxis oft schwierig. Spezialisten beklagen, dass es in der fachgerechten Versorgung nach wie vor beachtliche Defizite bestehen.

Nicht ernst genommen

"Die gute Nachricht: Man kann Depressionen behandeln. Die schlechte Nachricht: Sie kommt immer wieder", analysierte der Psychiater Siegfried Kasper von der Medizinischen Universität Wien. Die Statistik zeigt, dass die Depression offenbar immer noch nicht ernst genug genommen wird: Geschätzte 400.000 Österreicher leiden darunter, rund 250.000 befinden sich in hausärztlicher Behandlung, bei etwa 130.000 wurden Depressionen tatsächlich diagnostiziert, optimal behandelt werden hingegen nur noch maximal 36.000 Betroffene.

Mythos aufklären

Kasper forderte diesbezüglich nicht nur eine effektive Behandlung zur "Entmystifizierung depressiver Erkrankungen", sondern auch eine breitere Palette an wirksamen Medikamenten. "Der Hauptverband sagt: Nehmen wir doch das billigste. Aber das ist falsch. Moderne Antidepressiva müssen von Anfang an verabreicht werden", wies der Mediziner auf zahlreiche Präparate hin, die neben deutlichen Besserungsraten auch wesentlich weniger Nebenwirkungen zeigen.

Herausforderung

Zu niedrige Erkennungsraten und unzureichende therapeutische Schritte nannte Hans-Peter Kapfhammer von der Medizinischen Universität Graz als Herausforderung. "Als Grundregel auf der primärärztlichen Versorgungsstufe kann gelten, dass mit der Anzahl der bei einem Patienten vorliegenden 'medizinisch unerklärten Körpersymptome' auch die Wahrscheinlichkeit einer depressiven und/oder Angststörung deutlich steigt", erklärte der Psychiater.

Konsensus-Statement

35 österreichische Spezialisten auf dem Gebiet der Depression haben nun ein Konsensus-Statement abgegeben. Darin wurde festgehalten, dass die Depression in Zukunft die am häufigsten gestellte Diagnose sein werde. Weltweit sind depressive Erkrankungen schon jetzt die häufigste Ursache für Erwerbsunfähigkeit. Depressionen stellen die Hauptursache von Selbstmorden dar. Im Vergleich zu anderen Todesursachen versterben global gesehen etwa drei Mal so häufig Menschen an Suiziden als an Aids und etwa acht Mal so häufig als an Malaria. (APA)