Wien – "Wir hätten uns ja denken können," – Finanzstadträtin Renate Brauner reibt sich die Hände – "da kommt Geld ins Körberl", sagte sie am Dienstag auf der Pressekonferenz im Rathaus.

Doch die Grundsteuer, welche die Stadt Wien im Jahr 2006 als Gebietskörperschaft der Universitäten vom Bund bekommen hat, fließt wieder an die Bildungsinstitutionen zurück. Das ist rund eine Million Euro, welche die Stadt in ein "Universitätsinfrastruktur-Programm" (UIP) steckt und die Infrastruktur für acht konkrete Projekte finanziert.

Von Christoph Badelt, Präsident der Rektorenkonferenz, gibt es dafür großes Lob, weil "Wien tatsächlich anders" sei, sagte er in Anspielung auf den Slogan der Stadt. Denn keine andere Stadt außer Leoben zahlt das Geld an die Unis zurück. Die Projekte machten den Universitätsstandort national und international attraktiver, sagt er überzeugt. Da die Universitätsgebäude vom Bund an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) verkauft wurden und die Grundsteuer neu berechnet wurde, war die Million ein großer Verlust, denn sie habe "in der Alltagsfinanzierung gefehlt", sagte Badelt.

Das Thema Grundstück führt unweigerlich auch zum Thema Standort, den die Wirtschaftsuniversität in Zukunft wechseln wird. Im Sommer werde es zu einer Ausschreibung kommen, kündigte Rektor Badelt an. Doch wo sich die Universität ansiedeln werde, das möchte er noch nicht verraten: "Das würde sofort die Grundstückspreise in die Höhe treiben", begründete der Ökonom.

In den Genuss der UIP-Zuschüsse kommen fast alle Wiener Unis. Die Veterinärmedizinische Universität bekommt für ihre neuen Messsysteme zur Entwicklung von Führ_geschirren für Blinden- und Servicehunde im Wert von 272.000 Euro 178.000 Euro Unterstützung. Der Akademie der Bildenden Künste wird die Hälfte von der neuen Galerie in der Schleifmühlgasse bezahlt. Dem 500.000 Euro teuren Spezialmikroskop zur Erforschung der Nanotechnologie an der Technischen Universität hat die Stadt 275.000 Euro beigesteuert.

Für die ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek ist das UIP zwar erfreulich, aber nicht genug. In einer Aussendung verwies sie auf jene 119 Mio. Euro an Unterstützung, die Wien für die Elite-Uni geboten hätte. "Dieses Geld wäre auch jetzt in den Wissenschaftsstandort Wien gut investiert", meinte sie.

Kein Pflegestudium

Aus dem Millionentopf der Stadt kann kein Geld für das Studium der Pflegewissenschaften an der Medizinischen Universität fließen, das finanziell in der Luft hängt. Es sei nur für Ausstattung und Infrastruktur gewidmet, heißt es seitens der Stadt. Die geplante Bachelor-Ausbildung wird vorerst nicht gestartet, denn vom Bund gab es dafür kein Geld. Der Plan der Uni Wien und der Med-Uni zu einem Pflegewissenschaftsstudium steht seit 2003. (mil, DER STANDARD - Printausgabe, 28. Februar 2007)