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"Wir geben den Kosovo nicht auf" steht auf der Mauer in Belgrad. Am Dienstag protestierten Hunderte gegen die von der UNO vorgeschlagene Unabhängigkeit.

Foto: AP / Srdjan Ilic
"Nein zum Kosovo-Plan des UN-Verhandlers Martti Ahtisaari", "Nein zur Unabhängigkeit der Wiege des Serbentums", schreien die Demonstranten unter der riesigen Fahne der USA. Tausende umzingeln die amerikanische Botschaft im Zentrum Belgrads.

Der Vorsitzende des serbischen Nationalrats im Kosovo, Milan Ivanovic sagt, die USA unterstützten die gewalttätige Loslösung des Kosovo, und Ahtisaari sei eine Marionette Washingtons. Aber die amerikanische Öffentlichkeit solle nun sehen, "was wir davon halten". Das Botschaftsviertel in der Kneza-Milosa-Straße ist völlig blockiert. Dem Protest schließen sich hunderte hupende Taxifahrer an. "Wir wollen unsere Solidarität mit dem Kampf des serbischen Volkes für den Kosovo ausdrücken", sagt einer von ihnen und drückt heftig auf die Hupe seines klapprigen Fiats. "Steh auf Serbien!", "Hilf uns, Russland!", "Kosovo ist die Seele Serbiens" steht auf den Transparenten, die die aus dem Kosovo angereisten Serben tragen. "Das geht doch nicht, die können uns doch nicht einfach unser Land wegnehmen", sagt ein älterer Mann.

Im Stich gelassen

In der Menschenmasse ist vorwiegend Resignation und Ratlosigkeit zu spüren. Trotz lautstarker Parolen gegen die Unabhängigkeit des Kosovo fühlen sich viele Serben aus der von der UN verwalteten Provinz vom Mutterland im Stich gelassen. "Wenn es brenzlig wird, werden uns die hier in Belgrad für irgendetwas eintauschen", hört man in einer Gruppe aus dem Dorf Leposavic.

Die Stimmung wird besser als der Chef der ultranationalistischen "Serbischen Radikalen Partei" (SRS), Tomislav Nikolic, erscheint. Die Menschenmasse öffnet sich für den Hoffnungsträger des kompromisslosen Kampfes für den Kosovo. "Tomo, Tomo", skandieren die Menschen und applaudieren heftig. Ohne Kosovo gebe es kein Serbien, beteuert der Führer der mit Abstand stärksten serbischen Partei. Wenn die von den USA dominierte internationale Gemeinschaft Serbien um fünfzehn Prozent seines Territoriums beraube, dann könne man auf die EU und Nato verzichten, lautet die Devise der SRS, deren Parteichef, Vojislav Seselj, der Prozess wegen Kriegsverbrechen vor dem UN-Tribunal in Den Haag gemacht wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.2.2007)