Brüssel - In den 15 alten EU-Mitgliedsländern sind seit dem Jahr 2000 mehr als zehn Millionen Arbeitsplätze geschaffen worden. Auch Österreich verzeichnete 2006 im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs in der Beschäftigung, wie aus dem jüngsten "Europäischen Wachstums- und Job-Monitor" des Brüsseler Think Tanks "The Lisbon Council" und der Allianz-Gruppe hervorgeht. Österreich hat laut der Studie bei der Erreichung der EU-Ziele für mehr Wachstum und Beschäftigung bis 2010 (Lissabon Strategie) im Vergleich zu Deutschland oder Belgien allerdings an Dynamik verloren.

Der Chefökonom der Allianz SE, Michael Heise, erklärte bei der Präsentation der Studie am Dienstag in Brüssel, dass die EU-15 bei der Beschäftigungsrate zwar das Lissabon-Ziel von 70 Prozent verfehlt haben. Die Quote sei aber von 63 Prozent im Jahr 2000 angewachsen und liege derzeit mit 65,2 Prozent nicht weit davon entfernt. Österreich habe 2006 die 70-Prozent-Marke überschritten. Als Grund für den Zuwachs nannte der Experte ein Mehr an Teilzeitjobs oder auch an weniger qualifizierten Arbeitskräften.

Geringer Anteil an hoch qualifizierten Arbeitskräften

Österreich habe im Vergleich zu den neun größten Volkswirtschaften der "alten" EU (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Schweden, Niederlande, Belgien, Österreich) einen "sehr geringen Anteil an hoch qualifizierten Arbeitskräften", sagte Heise. Österreich belegt in der Rangliste den vorletzten Platz 8 vor Italien.

2006 gab es laut der Studie außerdem einen Zuwachs in der Arbeitsproduktivität. Besonders dynamisch entwickelten sich Schweden und Großbritannien. Österreich verzeichnet einen leichten Anstieg in diesem Bereich und liegt auf Platz 7 vor Italien und Spanien. In den letzteren beiden Ländern ist die Arbeitsproduktivität rückläufig. Heise führte dies auf einen Zustrom von weniger qualifizierten Immigranten zurück. Beigetragen habe darüber hinaus, dass es in Italien und Spanien einen hohen Grad an Regulierung gebe.

Kurve gekratzt

"Die EU hat die Kurve gekratzt nach einigen enttäuschenden Jahren", fasste Heise die Ergebnisse der Studie zusammen. Dass der "Wachstums- und Job-Monitor" seit 2006 in den EU-15 erstmals wieder angestiegen ist, sieht der Experte nicht allein Konjunkturzyklus bedingt. Viele Staaten hätten Reformen, Unternehmen Restrukturierungsanstrengungen unternommen. Auch die EU-Erweiterung sei ein "großer Gewinn" gewesen. Wichtig für die Zukunft sei es allerdings, den Wettbewerb zu stärken und die Bürokratie abzubauen. Auch Reformen etwa im Sozialbereich, bei Steuersystemen und des Arbeitsmarkts sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung seien auch in der Zukunft notwendig. (APA)