Eric Frey

Wien - Bank Austria (BA) und HypoVereinsbank (HVB) haben am Freitagabend die entscheidenden Verhandlungen über die Übernahme von Österreichs größter Bank durch die zweitgrößte deutsche Bank geführt. Wie aus Münchner Finanzkreisen verlautete, ging es dabei um die "Integration" der Bank Austria in die HypoVereinsbank-Gruppe, also um die Mehrheitsübernahme. Dies könnte aber in mehreren Stufen geschehen, wobei die Münchner vorerst nur eine 25-prozentige Sperrminorität erwerben, hieß es. Es bestehe eine 60-prozentige Chance, dass die Verhandlungen bis zur Aufsichtsratssitzung der HypoVereinsbank am Samstag abgeschlossen sind, hieß es. Sollten im letzten Moment Probleme auftauchen, würde sich der Abschluss um zwei bis drei Wochen verzögern. Die HypoVereinsbank wird in den Verhandlungen von J.P. Morgan beraten, die Bank Austria von Goldman Sachs.

Das Wall Street Journal Europe berichtete am Freitag, dass die Übernahmeverhandlungen kurz vor dem Abschluss stünden. DER STANDARD hatte als erstes Medium schon Ende März berichtet, dass HBV-Chef Albrecht Schmidt mit Bank-Austria-Generaldirektor Gerhard Randa über eine Übernahme und nicht nur eine strategische Beteiligung verhandelt.

Die Weigerung der Westdeutschen Landesbank (WestLB), ihre acht Prozent an der Bank Austria zu verkaufen, stellt offenbar für die HypoVereinsbank kein Problem dar. Die HVB würde einen Großteil des 23-Prozent-Pakets erwerben, das von der Gemeinde Wien über die Anteilsverwaltung Zentralsparkasse (AVZ) gehalten wird.

Die weitere Beteiligung würde über eine Kapitalerhöhung laufen. Gerechnet wird mit der Gründung einer Holding, unter der die beiden Institute selbstständig agieren. Damit würde das österreichische Übernahmegesetz nicht zum Zug kommen, das bei einem Erwerb von mehr als 30 Prozent ein Abfindungsangebot an alle Aktionäre erforderlich macht.

Der Zusammenschluss von HVB und BA wäre ein weiterer Schritt zur Konsolidierung der europäischen Bankenlandschaft. Die HVB könnte damit ihre Position in Mittel- und Osteuropa stärken, die BA wäre nicht mehr allein auf sich gestellt. Gemeinsam hätten die beiden Institute eine Bilanzsumme von 650 Mio. EURO (8,9 Mrd. S), wobei die HVB fünfmal so groß ist wie die Bank Austria.