Die einen klagen über zu wenig Wohnbau, die anderen erfreuen sich an lukrativen Infrastrukturprojekten. Im Großen und Ganzen sieht's für 2007 gut aus.

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Prognosen belegen zudem, dass sich die europäische Bauwirtschaft bis 2008 erholt haben wird. Ein Streifzug durch die Bundesländer.

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Obwohl der österreichische Wohnbau nach wie vor brachzuliegen scheint, ist die generelle Stimmung in der Baubranche durchaus zufrieden stellend. Ein Streifzug durch die unterschiedlichen Innungen und Bundesländer belegt, dass sämtliche Sparten mit regen Zuwächsen für das Jahr 2007 rechnen.

Auch Johannes Lahofer, Bundesinnungsmeister Bau, erwartet für die Entwicklung des heurigen Jahres nur das Beste: "Für 2007 ist ein Wachstum von drei Prozent prognostiziert, mit langsamer Abschwächung bis 2009." Besonders erfreulich sei der spürbare Zuwachs im Wohnungsbau. Bereits im Jahr 2006 stieg die Zahl der Baugenehmigungen auf 43.000. Aufgrund der geänderten demografischen Strukturen und der Migrationsströme werde dieser Trend in den nächsten Jahren anhalten, so Lahofer.

Positive Lehrlingsentwicklung

Besonders positiv zeigt sich Salzburg. Berechnungen der Statistik Austria zufolge erwirtschaftete die Salzburger Bauwirtschaft von Jänner bis April dieses Jahres einen Produktionswert von rund 201 Millionen Euro. Allein die Auftragsreserven der heimischen Bauunternehmen erhöhten sich um 50,8 Prozent.

Eines der großen Mankos der letzten Jahre, nämlich der drohende Facharbeitermangel, ist bereits im Begriff, korrigiert zu werden. Durch Zahlungen an Bauunternehmen, die Lehrlinge beschäftigen, konnte eine wahrnehmbare Lehrlingsentwicklung erzielt werden. "Neben der staatlichen Prämie erstatten wir den Unternehmen für jeden Lehrling 1.500 Euro", erklärt Hartwig Spiluttini von der Landesinnung Bau für das Land Salzburg, "auf diese Weise wurden bereits über 420.000 Euro an die betroffenen Bauunternehmen ausbezahlt."

Vorteil milder Herbst

Dem Burgenland bot sich ein ebenso positives Jahr 2006. Maria Epple, Landesinnungsmeisterin Bau Burgenland, bestätigt auf Anfrage des STANDARD eine gute Auftragslage: "Das milde Herbstwetter hat sicherlich positiv dazu beigetragen, die erzielbaren Preise sind jedoch unbefriedigend." Trotzdem besteht Optimismus, dass die gute Konjunktur heuer ihre Fortsetzung findet.

Auch in Oberösterreich stellt man fest, dass der Herbst ein wenig Ausgleich zum langen Winter des Vorjahres bot: "Die Betriebe können für 2007 einen nennenswerten Auftragsüberhang mitnehmen", sagen Walter Bierleutgeb und Herbert Pichler von der zuständigen Landesinnung, allerdings sei auch hier eine Preisanpassung dringend notwendig.

Als besonderen Erfolg können die Oberösterreicher die Novellierung des Baurechts verbuchen, an deren Umsetzung die Innung maßgeblich beteiligt war. Im Rahmen der Aktion "Bau fair" engagierte sich die Innung mit einer Unterschriftenaktion sowie mit einem verstärkten Lobbying. "Wichtige Themen für 2007 sind der Einsatz für die Vergabe von ausreichenden Wohnbauförderungsmitteln sowie die Forcierung von Lehrlingen." Brisanz habe außerdem das Thema Pfusch am Bau - hier seien die Kontrollen und Strafen viel zu mild.

Plus dank Infrastruktur

In der Steiermark und in Tirol sind die verbuchten Umsatzzuwächse vor allem der Sparte Infrastruktur zu verdanken. Deutlichen Aufwind in Tirol verspüren auch die Betriebe des Baugewerbes. "Gesamt gesehen erwarten wir ein reales Plus von 12 Prozent für 2006. Dieses Niveau werden wir auch 2007 halten können", so Othmar Kronthaler, Innungsmeister Bau für das Land Tirol.

Einzig Wien und Niederösterreich ist nicht so recht zum Jubeln zumute. Robert Jägersberger, Landesinnungsmeister Bau für Niederösterreich, bestätigt zwar Auftragssteigerungen, "jedoch stehen die Margen leider in keiner Relation dazu bzw. sind diese, verglichen mit den Gestehungskosten, sogar gesunken", so Jägersberger. Beim öffentlichen Wohnbau herrsche dringender Handlungsbedarf.

"Ständiger Veränderungsprozess"

Kampf dem Jammer ist das Motto in der Bundeshauptstadt. Walter Ruck, Landesinnungsmeister Bau für Wien, resümiert: "Die Baubranche ist ein sehr dynamischer Wirtschaftszweig, der sich wie eine Baustelle in einem ständigen Veränderungsprozess befindet. Unsere Branche wird mit all ihren Vor- und Nachteilen wohl noch länger eine Baustelle bleiben." Wichtig sei es, sich mit dieser Problematik weiterhin intensiv zu beschäftigen. Denn: "Unsere Probleme und Herausforderungen können nur wir selbst bewältigen." (Gisela Gary, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11.2.2007)