In vielen deutschen Medien ist derzeit vom "Studentenberg" die Rede – "Ein Desaster bahnt sich an", warnte etwa der Uni-Spiegel. Das G8-Abitur - G steht für Gymnasium, 8 für acht Jahre - wurde im Herbst 2004 wieder eingeführt, um die Ausbildungszeiten zu verkürzen. Das Abitur nach dreizehn Jahren Schulzeit(vier Jahre Vorschule plus neun Jahre Gymnasium), wurde in Deutschland 1920 im Rahmen der Weimarer Republik eingeführt. Bis dahin galt das Abitur nach insgesamt zwölf Jahren Schulzeit - drei Jahre Vorschule plus neun Jahre Gymnasium. Weil die Nationalsozialisten zwei Abiturjahrgänge als Offiziersjahrgänge benötigten, wurde 1938 die Gymnasialzeit auf acht Jahre gekürzt. Nach dem Krieg wurde in Westdeutschland die Zeit bis zum Abitur wieder auf vier Jahre Grundschule plus neun Jahre Gymnasium angehoben. In der ehemaligen DDR gelangte man zuletzt nach zehn Jahren Gesamtschule in der Polytechnischen Oberschule und zwei Jahren in der Erweiterten Oberschule zum Abitur.

Zu lange Ausbildungszeiten

Seit der Wiedervereinigung gab es in Deutschland Diskussionen, die Schulzeit anzugleichen, wobei auch zum Teil in den östlichen Ländern Deutschlands die Schulzeit bis zum Abitur kurzfristig auf dreizehn Jahre erhöht wurde. "Die große Leistungsstudie TIMSS zeigte, dass die Länder, die ihre Schüler nach zwölf Jahren zur Hochschulreife führen, mit Leistungen aufwarten können, die in Deutschland sonst nicht erreicht werden. Des weiteren wurde darauf verwiesen, dass die jungen Menschen in Deutschland im internationalen Vergleich zu viel Zeit in der Erstausbildung verbrächten und zu Spät in das Erwerbsleben eintreten würden", erklärt Bildungsforscher Klaus Klemm. Weil Deutschland seit Mitte der 60er Jahre mit einem massiven Geburtenrückgang konfrontiert ist, könne sich das Land einen so großzügigen Umgang mit der Lebenszeit junger Menschen nicht länger leisten, lautet eine weitere Begründung für die Einführung des G8-Abiturs.

Doppelte Jahrgänge ab 2007

Die Länder Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Hamburg, Bayern, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg erwarten in den nächsten Jahren doppelte Abiturientenjahrgänge. In Sachsen-Anhalt werden bereits 2007 doppelte Jahrgänge die Gymnasien verlassen, aufgrund der relativ niedrigen Abiturientenzahl rechnet man jedoch noch nicht mit einem großen Ansturm. Spätestens ab 2010, 2011, wenn etwa das bevölkerungsstarke Bayern seine doppelte Abiturientenjahrgänge entlässt, wird es sehr eng auf Deutschlands Universitäten. "Bis 2023 bleiben die Studierendenzahlen auf einem Niveau, das deutlich über dem heutigen liegt", meinte etwa die Bildungsökonomin Helga Mayer gegenüber der Zeit.

Hochschulpakt reicht nicht

Mit dem so genannten Hochschulpakt sollen deutschlandweit 90.000 zusätzliche Studienplätze geschaffen werden. Dies scheint jedoch nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein, werden doch für die Jahre 2013 bis 2014 insgesamt 2,5 Millionen Studierende erwartet - das ergibt ein Plus von 500.000 gegenüber dem heutigen Stand. (burg/derStandard.at, 27.Februar 2007)