Günter Baburek Vor drei Jahren hatte sie in einem Gespräch mit dem STANDARD die Prognose gewagt, dass in längstens fünf Jahren auch im Vorstand der Bank Austria eine Frau sitzen werde. Ob Hedwig Fuhrmann, 47, Betriebsratschefin der größten Bank des Landes, dabei an sich selbst gedacht hat, blieb offen. Abwegig wäre die Vorstellung jedenfalls nicht, werden ihr doch allerorten Verhandlungsgeschick, Konsensfähigkeit und Fachwissen attestiert. Und schließlich hat auch ihr Vorgänger als Zentralbetriebsratsobmann, Thomas Aistleitner, zumindest kurzfristig den Sprung in den Bank-Austria-Vorstand geschafft. Heute leitet er die Leasingfirma der Bank. Aber auch ohne Vorstandsmandat gehört sie zum innersten Führungskreis der Bank Austria und ist eine der mächtigsten Frauen in der österreichischen Wirtschaft. Ohne ihr Einverständnis werden in der Bank-Austria-Gruppe keine wichtigen Entscheidungen getroffen. Auch bei der Suche von Bank-Austria-Generaldirektor Gerhard Randa nach einem strategischen Partner, der dem Institut den nötigen Rückhalt verleiht, hat Fuhrmann ein Wörtchen mitzureden. Und wenn es stimmt, dass die Bayerische HypoVereinsbank, die als möglicher Partner im Gespräch ist, die "Ruhigstellung" des Betriebsrats als eine der Bedingungen für einen Einstieg genannt hat, dann unterstreicht das nur die Bedeutung Fuhrmanns. Zur HypoVereinsbank hat die Betriebsratschefin bisher nicht Stellung genommen. Eines aber hat sie klar und deutlich gesagt: Ohne starken inländischen Kernaktionär, wie die der Gemeinde Wien nahe stehende Anteilsverwaltung Zentralsparkasse (AVZ), die derzeit 22 Prozent der Aktien hält, kann sie sich die Zukunft des Instituts nicht vorstellen. Ihre Berufslaufbahn begann Fuhrmann, Tochter eines Eisenbahners, nach Absolvierung der Handelsakademie Anfang der 70er-Jahre in der damaligen Zentralsparkasse. Die in der Wolle gefärbte Sozialdemokratin jobbte in mehreren Zweigstellen, dann in der Marketingabteilung und landete schließlich im Betriebsratsbüro. Zu Beginn der 80er-Jahre wurde sie erstmals in den Betriebsrat gewählt. Bei der mit dem Vorstand ausverhandelten Pensionsreform, die dem Institut rund acht Milliarden Schilling erspart, spielte sie eine wesentliche Rolle. 1994 trat sie die Nachfolge Aistleitners als Betriebsratschefin an. Viel Freizeit bleibt der unverheirateten, kinderlosen Fuhrmann in dieser Funktion nicht. Die wenigen Mußestunden verbringt sie, die im 23. Wiener Bezirk ein Reihenhaus ihr Eigen nennt, gerne mit Gartenarbeit. Als weiteres Hobby nennt sie das Sammeln alter Gegenstände. Stolz ist sie auch auf ihre Porzellanpuppensammlung, die unübersehbar über die ganze Wohnung verstreut ist.