Im Konflikt um die Regulierung von Handy-Gesprächsgebühren im Ausland fordert der europäische Konsumentenschutzverband (BEUC) eine deutlichere Reduzierung als bisher von der EU-Kommission und im Europaparlament vorgeschlagen. Basierend auf einer eigenen Studie zum Thema Roaming kritisieren die Verbraucherschützer die von der Industrie behaupteten Kürzungen als "Vernebelung". Im Gegensatz zu den Argumenten der Betreiber gebe es "keinen Beweis für eine Reduktion der Roaminggebühren in jüngster Zeit".

33 Cent

Nach den Forderungen des Konsumentenschutzverbandes sollten europäische Handybenutzer im Ausland maximal 33 Cent (ohne Steuer) pro Minute für ein Gespräch in ihre Heimat zahlen. Ein lokales Gespräch im Ausland sollte demnach höchstens 25 Cent kosten, für eingehende Anrufe will BEUC die Roaming-Gebühren bei 16 Cent begrenzen. Die EU-Kommission hatte eine Obergrenzen von 49, 33 und 17 Cent (ohne Steuer) vorgeschlagen. Derzeit zahlten die europäischen Konsumenten im Durchschnitt 1,06 Euro für Roaming-Gebühren, sagte Alain Bazot von der französischen Konsumentenschutzorganisation "UFC-Que Choisir".

eingeschränkt

Paketangebote, wie sie von Mobilfunk-Betreibern bisher zur Senkung der Roaming-Gebühren angeboten wurden, hätten wegen ihrer eingeschränkten Bedingungen für Verbraucher kaum preissenkende Wirkung, sagte der BEUC-Fachmann Dominique Forest. So seien derartige Sonder- und Paketangebote oft an mehrere Minuten Gesprächszeit gebunden oder Konsumenten müssten für günstigere Roaming-Gebühren einen monatlichen Tarif zahlen, obwohl Handy-Telefonate im Ausland vor allem in der Urlaubssaison anfielen. Außerdem würden die Betreiber keine gesicherten Daten für ihre tatsächlichen Roaming-Kosten zur Verfügung stellen, was fixe Gewinnspannen in einer künftigen Verordnung schwer argumentierbar mache, kritisierte der Verbraucherschutzverband.

Noch mehr als die Vorschläge der EU-Kommission kritisieren die Konsumentenschützer die derzeit im Europaparlament diskutierten Roaming-Vorschläge. "Wir haben allen Grund zur Sorge", sagte Bazot. Vor allem großzügige Ausnahmeregelungen würden letztlich auf Kosten der privaten Konsumenten gehen. Der österreichische ÖVP-Abgeordnete Paul Rübig hatte sich als zuständiger Berichterstatter des Industrieausschusses im EU-Parlament für ein ein flexibles Modell ausgesprochen, der neben einem regulierten "Eurotarif" auf Endkunden-Ebene auch die Möglichkeit der Fortsetzung von bestehenden Roamingtarifmodellen vorsieht, wenn der Verbraucher dies will. Die von Rübig ins Spiel gebrachte "Roaming-Börse" auf Großkundenebene sei zwar eine "interessante Idee", würde aber keine Preissenkungen garantieren, sagte BEUC-Direktor Jim Murrey.

Vorschläge "konsumentenorientierter"

Neben Rübig arbeitet auch der sozialistische maltesische Europaabgeordnete Joseph Muscat als Berichterstatter des Binnenmarktausschusses an Vorschlägen des Europaparlaments zur Roaming-Verordnung. Muscat sagte am gegenüber der APA, seine Vorschläge seien "konsumentenorientierter" als jene von Rübig. Er wolle grundsätzlich einen regulierten Tarif vorschlagen, bei dem ein "opt out" nur im Ausnahmefall von Kunden verlangt werden könne. Bisher sei noch offen, ob eher die Vorschläge des Binnenmarktausschusses oder des Industrieausschusses in den Endbericht des EU-Parlaments einfließen würden. Das Plenum soll darüber Ende Mai abstimmen. Die EU-Kommission und die deutsche EU-Ratspräsidentschaft wollen die Roaming-Verordnung noch vor der Sommerpause beschließen.(APA)