Eigenwillig im Geschmack, aber garantiert magenfreundlich: Bartholomäusquelle in Illmitz mit 920 mg Natrium pro Liter

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Alle professionellen Verkoster sind darin einig, dass der beste Verkostungszeitpunkt der Vormittag ist, weil die Sinne da noch schärfer wären. Das beherzigen wir am nächsten Tag und finden uns nach dem Frühstück bei einem weiteren Meister der geschrumpelten und edelgefäulten Beere ein.

Zweiter Teil, zweiter Superlativ: Gerhard Nekowitsch, bester Nebenerwerbswinzer Österreichs, schenkt uns ein, und diesmal ist der Job des Fahrers wirklich nicht der beste. Während die anderen den kleinen Flaschen den Garaus machen ("Trinkt's aus, was soll ich mit dem Lackerl machen?"), muss ich mich doch aufs Riechen, Nippen und Spucken beschränken (Verkostungsnotizen mit einem Klick hier).

Erstversorgt mit Natrium

Beim Schilfwein und bei den Trockenbeerenauslesen will mir das nicht so recht gelingen, aber ich bleibe straßenverkehrsmäßig gesehen im legalen Rahmen, und die Mitkoster freuen sich. Jetzt verstehen wir aber auch den Zweck der Illmitzer St. Bartholomäusquelle im Ortszentrum, bei jung und alt populär (Bild): mit 920 Milligramm Natrium pro Liter eigenwillig im Geschmack, aber garantiert magenfreundlich.

Auf dem Heimweg brauchen wir noch dringend etwas feste Nahrung, um dem drohenden Zuckerschock entgegenzuwirken. Die Wahl des Jungwirts in Göttlesbrunn erweist sich als goldrichtig. Der Crème brulée von der Gänseleber mit Dörrzwetschken und einem Stück gebratener Leber fehlt eigentlich nur eins: richtig, ein Glas Süßwein. Kurz überlegen wir, ob wir schnell ins Auto gehen und wegen des Korkgelds verhandeln sollen, lassen das aber dann doch aus angeblichen Vernunftgründen bleiben.

Wo rohe Rinder sinnvoll walten

Das roh marinierte Rindfleisch lässt sentimentale Erinnerung an die piemontesischen Carne cruda Eskapaden aufkommen. Das geschmorte Kalbswangerl mit dem panierten Kalbskopf ist von beachtlicher Größe und Qualität. Von mir aus hätte der Kalbskopf aber nicht paniert werden müssen, obwohl das Bröselkleid von der guten Sorte war. Zweierlei Spansauleber, die Entenbrust mit hervorragendem Rotkraut und Erdäpfelknödel und "Das Beste vom Spanferkel" waren nicht minder schmackhaft. Die lokalen Weine werden glasweise in beachtlicher Anzahl und zu fairen Preisen angeboten.

Die Portionsgrößen - wir hatten jede(r) nur zwei Gänge - hinderten uns daran, ein Dessert nachzuschieben. Wer hier drei Gänge à la carte essen will, sollte wirklich großen Hunger haben und entweder ein so schlechter Futterverwerter sein wie Kollege Fidler oder einen physisch anspruchsvollen Job haben. Beides trifft auf mich nicht zu, und die warmen Temperaturen verhindern den Einsatz von Lang- und Eislauf zur Kalorienverbrennungsunterstützung. Vielleicht sollte ich doch noch eine Woche Radtrainingslager auf Mallorca buchen, aber dort isst man auch nicht schlecht...

Teil 1 von Arnim Grabenwegers Expeditionsbericht aus dem Süßweinwinkel mit dem besten Süßweinwinzer des Landes finden Sie mit einem Klick hier .