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Der Herzchirurg Ernst Wolner (67) wird Helmut Elsner drei Bypässe legen.

Foto: APA/Barbara Gindl
Der Chirurg, der am Herz operiert, muss die Reputation seiner Kollegen verlieren. Dieser Ausspruch wird Theodor Billroth zugeschrieben, dem großen Chirurgen der Wiener medizinischen Schule. Das war am Ende des 19. Jahrhunderts. Am Beginn des 21. Jahrhunderts sieht die Sache einigermaßen anders aus: Heute gehören Operationen am offenen Herz bis hin zu Transplantationen fast schon zur alltäglichen Routine. Und die Herzchirurgen zählen zumindest in der Öffentlichkeit zu den angesehensten Vertretern ihres Berufsstandes. Einer der bekanntesten unter ihnen – und das nicht allein wegen seiner international anerkannten medizinischen und wissenschaftlichen Leistungen – ist Ernst Wolner, der am Mittwoch einen solchen Routineeingriff durchführen wird, der zugleich doch eine ganz besondere Operation ist: Wolner wird gemeinsam mit seinem Team Helmut Elsner drei Bypässe legen, um die geschädigten Herzkranzgefäße von Österreichs prominentesten Patienten zu überbrücken.

Der 1939 geborene Wolner hat eine medizinische Bilderbuchkarriere hinter sich: Bereits mit 29 wurde er Leiter der Arbeitsgruppe „Assistierte Zirkulation – Künstliches Herz“ an der II. Chirurgischen Universitätsklinik, der er von 1981 bis 1993 vorstand. Seit 1994 leitet er die Klinische Abteilung für Herz-Thorax-Chirurgie an der Universitätsklinik für Chirurgie der Medizinischen Universität Wien.

1986 hat Wolner erstmals großes internationales Aufsehen in der Medizinwelt erregt, als es ihm gelang, ein künstliches Herz – als Überbrückung bis zur Transplantation eines richtigen Herzens – zu implantieren. Das war damals Weltpremiere. Zu seinen weiteren bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen zählen die in Europa erstmalige klinische Anwendung der intra-aortalen Ballonpumpe oder die Beschreibung der weltweit ersten Anwendung des Fibrinklebers in der Herzchirurgie. Beim wissenschaftlichen Ruhm ließ es der ganz und gar nicht öffentlichkeitsscheue Wolner, den man den österreichischen Christian Barnard nennen könnte, aber beileibe nicht bewenden. Der Träger zahlreicher Auszeichnungen – zuletzt erhielt der gebürtige Wiener 2006 das Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich – ist nebenbei auch noch Präsident des Obersten Sanitätsrats, also des höchsten medizinischen Beratungsgremiums des Gesundheitsministeriums.

Schließlich ist der Hobby-Tennisspieler Wolner seit 1997 außerdem noch Präsident des Österreichischen Tennisverbands, den er mit umsichtiger Hand zumindest noch bis 2009 leiten wird. Woraus man womöglich schließen kann, dass Tennis das Herz womöglich doch fitter und jünger hält als Golf. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.2.2007)