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Die Fenster der Waggons sind mit Querstangen blockiert - möglicherweise war den Fahrgästen in den in Brand geratenen Wagen so der Fluchtweg versperrt.

Foto: AP/Dainik Bhaskar

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Zwei Waggons des "Samjhauta Express" (Freundschafts-Express) brannten völlig aus, 66 Menschen fanden den Tod.

Foto: Reuters/Desmond Boylan
Bei einem Terroranschlag auf den „Freundschafts-Express“ zwischen Indien und Pakistan sind mindestens 67 Menschen, die meisten Pakistaner, getötet worden. Die Behörden sind unsicher, ob islamische Extremisten oder Hindu-Fanatiker die Brandbomben legten.

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Die meisten Passagiere schliefen bereits, als kurz vor Mitternacht nahe des indischen Ortes Panipat 100 Kilometer nördlich von der indischen Hauptstadt Delhi entfernt Brandbomben in zwei Wagons explodierten. Binnen Sekunden verwandelten sich die Abteile laut Augenzeugen in Flammenhöllen. Passagiere erstickten oder verbrannten qualvoll.

Bei den meisten Opfern handelte es sich um Pakistaner, aber auch Inder waren darunter. Weitere Sprengsätze in anderen Wagons konnten entschärft werden. Der „Friedens“- oder „Freundschaftszug“ genannte Schnellzug war in der Nacht zu Montag von Delhi ins pakistanische Lahore unterwegs. Die meisten Fenster in den Abteilen waren mit Querstangen vergittert, die Türen aus Sicherheitsgründen verriegelt.

Reisenden in brennenden Wagons gefangen

Die meisten Reisenden waren daher in den brennenden Wagons gefangen. Bewohner aus den umliegenden Orten eilten zu Hilfe und versuchten Menschen aus den wenigen unvergitterten Fenstern zu retten. „Ich habe niemals geahnt, dass es die letzte Reise für meine Familie werden sollte“, sagte der Überlebende Tara Chand, der nach einem Verwandtenbesuch in Indien nach Pakistan zurückkehren wollte, der Agentur Reuters. Seine drei Söhne und zwei Töchter blieben im Feuer verschwunden.

Am Bahnhof von Delhi versammelten sich Angehörige, die um ihre Verwandten bangten. „Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder waren im Zug. Sie wollten zu einer Hochzeit fahren. Ich habe versucht, sie auf ihren Handys zu erreichen. Aber ihre Handys sind tot“, erzählte Israel Mohammed unter Tränen.

Erste Festnahme

Stunden nach dem Anschlag meldeten die Behörden eine erste Festnahme. Ein Mann wurde verdächtigt, der selbst in einem der Wagons als Passagier mitgefahren war.

Die Hintergründe für den Anschlag blieben gleichwohl unklar. Einige vermuteten islamische Extremisten dahinter, die den Friedensprozess zwischen den beiden Atommächten stören wollen. So wird an diesem Dienstag der pakistanische Außenminister Khurshid Mahmud Kasuri in Indien erwartet.

„Die Anschläge sollen die Friedensgespräche zum Entgleisen bringen“, meinte Indiens Bahnminister Lalu Prasad Yadav. Er sprach von einem Terrorakt wie in Bombay, wo im Juli 2006 mutmaßliche muslimische Extremisten 186 Menschen bei einer Bombenserie in Pendlerzügen getötet hatten. Andere Vermutungen gingen dahin, dass es sich auch um das Werk von Hindu-Fanatikern handeln könnte. (Christine Möllhoff aus Neu-Delhi/DER STANDARD, Printausgabe, 20.2.2007)