Das lobenswerte Projekt größerer Bürgernähe plätscherte einige Wochen vor sich hin - bis Peter Roberts davon erfuhr. Der Buchhalter aus dem mittelenglischen Shropshire appellierte mit einigen emotionalen Sätzen an den Premier, "die geplante Automaut zu vergessen". Binnen weniger Tage hatten Hunderttausende die Petition unterschrieben, Beginn vergangener Woche war der Andrang so groß, dass die Website zusammenbrach. Bis zum Schlusstermin am Dienstag dürften sich zwei Millionen Briten hinter der populistischen Forderung versammelt haben. "Wer diese Idee hatte, muss ein ziemlicher Trottel sein", hieß es aus dem Verkehrsministerium, dessen Pressestelle nicht dementieren mag, dass Minister Alexander selbst den Satz gesagt haben könnte.
Die ausgerechnet von der Downing Street kanalisierte Furcht vor höheren Kosten kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Alexander muss deutlich machen, wie er der zunehmenden Verstopfung auf den Straßen Herr werden will. Einer Studie des Schatzkanzleramtes zufolge droht spätestens 2025 der Verkehrsinfarkt.
Maut-Effekt weg
Dass die Maut dabei keineswegs ein Allheilmittel sein kann, demonstrieren jüngste Zahlen aus London. Dort hatte Bürgermeister Ken Livingstone vor vier Jahren eine City-Maut (rund 12 Euro pro Einfahrt) für die Innenstadt eingeführt, die im ersten Jahr den Verkehr um ein Drittel flüssiger machte. Doch 2006 machte die Stau-Reduzierung nur noch acht Prozent aus. Wenn die Mautzone ab heute, Montag, um das Doppelte ausgedehnt wird und damit mehr Anwohner in der Innenstadt fahren können, dürfte der positive Effekt aufgehoben werden. Am Samstag wurde mit einem Autokonvoi gegen die Ausdehnung der Zone um 17 Quadratkilometer protestiert.