Frankfurt/Main - Aus Politik und Wirtschaft werden erste Forderungen nach einer Steuer auf Flugreisen laut. UN-Umweltdirektor Achim Steiner forderte die Einführung einer Flugpreissteuer zum Klimaschutz. Der Chef des Reiseveranstalters Alltours, Willi Verhuven, erklärte, er halte die Einführung einer Kerosinsteuer für gerechtfertigt.

Der "Bild am Sonntag" sagte Verhuven außerdem, mit Billigflugtickets "für 19 oder 29 Euro sollten wir nicht unnötig die Umwelt belasten". Zudem forderte der Chef des Reiseunternehmens, deutlich umweltfreundlichere Flieger zu bauen, Kurzstreckenflüge zu vermeiden und stattdessen auf die Bahn umzusteigen. "Am Beispiel des französischen TGV sieht man doch, dass man mit Hochgeschwindigkeitszügen auf vielen Strecken gegenüber dem Flugzeug voll konkurrenzfähig sein kann."

Benzin zu billig

UN-Umweltdirektor Steiner sagte der "Bild am Sonntag" zufolge: "Der Gesetzgeber sollte handeln und wie in England eine Steuer auf Flugtickets einführen." Dies würde Urlaubern die Illusion nehmen, der Preis für ihre Reise betrage tatsächlich nur wenige Euro. Tatsächlich sei der Preis, den die Gesellschaft bezahle, wegen den Auswirkungen des Flugverkehrs auf die Umwelt sehr viel höher. Auch Benzin ist laut Steiner immer noch zu billig, wenn man die langfristigen Kosten des Brennstoffverbrauchs berücksichtige.

Der Direktor des UN-Umweltprogramms sprach sich dafür aus, alternative Energien zu fördern und stärker auf öffentliche Verkehrsmittel zu setzen. "Die Klimaproblematik unter Kontrolle zu bekommen, würde die Welt nach Schätzung der englischen Regierung 400 Milliarden Dollar kosten - nur ein Prozent des Weltbruttosozialprodukts. Wenn wir nicht umsteuern, sind die Folgen unbezahlbar", sagte er.

Klimaflüchtlinge

Steiner zeichnete zudem ein düsteres Bild von der Zukunft. Millionen von Klima-Flüchtlingen seien wegen der zu befürchtenden Folgen der Erderwärmung zu erwarten: "Die Lage ist dramatisch: Für viele kleine Inselstaaten kann es ums Überleben gehen. Im Pazifik gibt es schon Evakuierungsvereinbarungen für einzelne Inseln." Der erwartete Anstieg des Meeresspiegels könne viele Länder kilometerweit überfluten. In Bangladesch beispielsweise könne ein Anstieg nur um einen halben Meter dazu führen, dass bis zu 30 Millionen Menschen ihre Heimat verlören, wird Steiner zitiert. (APA/AP)