Ute Bock, Flüchtlingsprojekts-Leiterin

Ich glaube, dass sich jeder einzelne ändern müsste, nicht nur "die da oben". Ich habe gerade einen allein erziehenden Vater mit vier Kindern untergebracht - die haben in einem Auto geschlafen. Jetzt wohnen sie mit vier Kindern auf 30 Quadratmetern, da kann ich nicht einmal einen größeren Tisch aufstellen. Aber es ist besser als ein Auto, oder?

Und irgendwann wird das Jugendamt kommen und sagen: „Das ist zu wenig Platz und wir werden die Kinder ins Heim geben“ - und nicht der Familie eine andere Wohnung.
www.fraubock.at

Foto: Cremer

Angela Magenheimer, Initiative Ehe ohne Grenzen

Sehr geehrteR IntegrationsstaatssekretärIn! Binationale Ehen sind längst kein Randgruppenphänomen mehr, erkennen sie die Zeichen der Zeit! Wo, wenn nicht hier, findet Integration statt, wir leisten sichtbare, nachhaltige und für den Staat komplett kostenfreie Integrationsarbeit!

Beweisen Sie, dass Sie ihren Job ernst nehmen und befreien Sie binationale Paare von den Repressalien des Fremdenrechts. Stoppen Sie sofort die Diskriminierung von ÖsterreicherInnen, die mit so genannten Drittstaatsangehörigen verheiratet sind. Nehmen Sie uns als das wahr, was wir sind: ExpertInnen für Interkulturelles Leben.

Wir stehen als solche für politische Entscheidungsprozesse in Sachen Integration gerne zur Verfügung.
www.ehe-ohne-grenzen.at

Foto: eog

Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International

Migrationspolitik ist eine Frage pragmatischer politischer Intelligenz, Asylrecht ist das unantastbare Menschenrecht bei politischer Verfolgung – jede Vermischung führt in eine menschenrechtliche Sackgasse.

  • Integration ist wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Migrationspolitik.
  • die gleichen Pflichten aller EinwohnerInnen regelt der Rechtsstaat mit seinen menschenrechtlichen, diskriminierungsfreien Gesetzen.
  • Integration kann daher ausschließlich als klar formuliertes Angebot der aufnehmenden Gesellschaft funktionieren - und wie läuft das in Österreich ?
    www.amnesty.at
  • Bild nicht mehr verfügbar.

    Willi Resetarits, für das Integrationshaus

    Die katastrophalen Auswirkungen, insbesondere im Bereich der Schubhaft sind unmenschlich und menschenrechtlich höchst bedenklich. Es landen sogar minderjährige und traumatisierte Menschen in Schubhaft. Das im Jänner 2006 in Kraft getretene Fremdenrechtspaket muss zurückgenommen werden.

    Was im Regierungsprogramm für den Asyl- und Zuwanderungsbereich steht, ist nicht grundsätzlich neu und enthält keine Maßnahmen, die zur maßgeblichen Verbesserung der Integration von Flüchtlingen, AsylwerberInnen und MigrantInnen in Österreich beitragen könnten. Ein wichtiger Schritt zur Integration in die österreichische Gesellschaft sind leistbare Sprachkurse ohne Zwangscharakter, Zugang zu Ausbildungen, Arbeitsmarkt und politischen Rechten. Forderungen, die das Integrationshaus seit Jahren stellt.
    www.integrationshaus.at

    Foto: Foto: Reuters/Lea Prainsack

    Willfried Kovarnik, Leiter der Verwaltungspolizeilichen Abteilung der Wiener Polizei

    Drei Wünsche an den Integrations-Staatssekretär:
    1.) eine genau Analyse/Ermittlung jener Berufe, die in den nächsten 10 Jahren in Österreich gebraucht werden und Förderung bei Einreise und Ausbildung jener, die sich aufgrund Ihrer bisherigen Ausbildung hier einbringen können.
    2.) die Akzeptanz, dass es auch Fremde gibt, die auf Grund ihres (kriminellen) Verhaltens nicht integrationswürdig sind.
    3.) die Fähigkeit, vor einer Entscheidung mit Gelassenheit alle Seiten (auch die Polizei) anzuhören.

    Foto: derStandard.at

    Sabine Strasser, Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Uni Wien

    Seit dem medialen Auftauchen der "Parallelgesellschaften" ist Integration wieder dringlicher geworden. Die öffentlichen Debatten dazu sind seither allerdings verstärkt auf Anpassung ausgerichtet. Dass Frauen dabei so viel Aufmerksamkeit gegeben wird, hat nicht nur positive Folgen, wie man an rechten Wahlkampfkampagnen unschwer erkennen kann. Das Staatssekretariat müsste wohl neben den Klassikern der Integrationspolitik – politische Partizipation, soziale Mobilität und kulturelle Anerkennung – auch einen politischen Weg durch das Dickicht an Fehlinformationen über angeblich "unvereinbare Kulturen" finden.

    Foto: privat

    Dieter Schindlauer, ZARA-Obmann

    Vom Bundesministerium für Chancengleichheit und Integration wünsche ich mir ein grundlegend richtiges Verständnis von Integration. Integration bedeutet Chancengleichheit und Chancengleichheit bedeutet Menschenwürde in vollem Umfang. Diese wiederum ist der Mörtel, der Demokratie und Menschenrechte zusammenhält.

    Integration hat nichts mit nett und lieb sein zu tun, sondern mit Respekt vor dem Menschen an sich. Dieser steht jedem Menschen zu, - egal ob ich ihn mag oder nicht. Die Herstellung eines gesellschaftlichen Rahmens, in dem Integration gelingen kann, ist eine Grundanforderung an jede Politik. Integration ist keine Frage des Standpunktes. Denn: Wenn die Gesellschaft auseinander driftet, kann keine(r) behaupten "Aber ich bin integriert".
    www.zara.or.at

    Foto: Zara

    Carla Amina Baghajati, Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich

    Als anerkannter Teil der Gesellschaft in ihr positiv wirken und doch Eigenes beibehalten, nicht Integration sagen und Assimilation meinen, ein beidseitiger Prozess. Doch Muslime spüren Rechtfertigungsdruck: "Integrationsunwilligkeit"?

    Die Vereinbarkeit mit den Werten von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus und Menschenrechten zu erklären ist eins. Dies durch sichtbare Teilhabe klar zu machen, eine authentische und zugleich dem Heute angemessene dynamische Auslegung der Religion zu leben noch wichtiger. Integration durch Partizipation – und diese gezielt fördern!
    www.derislam.at

    foto: standard/hendricht

    Rainer Bauböck, Politikwissenschafter und Integrationsforscher

    Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke, Ausschluss ist Integration. Mein Wunsch an das nicht eingerichtete Staatssekretariat für Integration: Schützt das Wort Integration vor seinem politischen Missbrauch! Sinkende Einbürgerungszahlen als Erfolg der Integrationspolitik zu verkaufen, ist Orwellscher Newspeak.

    Integration heißt doch: Wer sich hier niederlässt, soll auch dazugehören. Nicht nur die Einwanderer haben ein Interesse am österreichischen Pass. Auch die Republik hat ein Interesse, dass nicht zehn Prozent der Wohnbevölkerung vom Wahlrecht ausgeschlossen bleiben.

    Foto: Regine Hendrich

    Cornelia Kogoj, Generalsekretärin der Initiative Minderheiten

    Integration bedeutet die Herstellung von Chancengleichheit und gleichen Rechten für ZuwandererInnen. Daher wäre die Aufgabe einer Integrationsstaatssekretärin oder eines Integrationsstaatssekretärs dafür zu sorgen, dass Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungsbereich, auf dem Wohnungsmarkt und im rechtlichen Bereich besteht.

    Es wäre ihre/seine Aufgabe, ein adäquates Antidiskriminierungs- und Antirassismusgesetz zu installieren und das derzeit bestehende Fremdenrechtspaket und Asylrecht abzuschaffen. ZuwandererInnen soll ermöglicht werden, gleichberechtigte Mitglieder dieser Gesellschaft zu sein. www.initiative.minderheiten.at

    Foto: privat

    Bild nicht mehr verfügbar.

    Netzwerk SprachenRechte

    Wir wünschen uns die Abschaffung der sog. "Integrationsvereinbarung", weil sie ein einseitiges Diktat ist und Integration mit dem Besuch eines Einheits-Deutschkurses und dem Ablegen einer Einheits-Deutschprüfung verwechselt.

    Stattdessen sollten für Betroffene vielfältige und leistbare Angebote geschaffen werden, die Deutschlernen mit sozialer und beruflicher Orientierung, fachlicher Qualifizierung und Anerkennungsverfahren mitgebrachter Qualifikationen verbinden. In Kindergärten und Schulen sollte stufenübergreifende und mehrsprachige Sprachförderung angeboten werden.
    www.sprachenrechte.at

    Foto: AP/Vogel

    Michael Chalupka, Direktor Diakonie Österreich

    Was ein Integrationsstaatsekretär alles zu tun gehabt hätte: Zum einen arbeiten 40 Prozent aller MigrantInnen weit unter ihrer Qualifikation. Österreich hat eine qualifizierte Zuwanderung, man nimmt sie nur nicht zur Kenntnis. Da braucht es wie in Kanada strukturierte Formen der Nostrifizierung und des unbürokratischen Nachholens von Teilqualifikationen.

    Diese blinden Flecken des "Gastarbeitermodells" mit seinen Tausenden MigrantInnen ohne Aufstiegschancen, erzwungener Dequalifizierung, in schlechten und überteuerten Wohnungen, mit der Unsicherheit des permanenten Aufenthaltsverbots, bewirkten das Gegenteil von Integration: Nämlich soziale Ausgrenzung.

    Zum anderen, kommt die Rede auf das Asyl, wird viel vom Schutz und der Integration, derer die es wirklich brauchen, gesprochen. Anerkannte AsylwerberInnen benötigen aber Integrationshilfen beim Spracherwerb oder in den Arbeitsmarkt, sie alleine der Sozialhilfe zu überlassen, ist zu wenig. EinE IntegrationsstaatsekretärIn hätte genug zu tun gehabt. Migration allein unter dem Sicherheitsaspekt abzuhandeln, schafft soziale Unsicherheit.
    www.diakonie.at

    foto: diakonie/ Barbara Krobath

    Belinda Kazeem, Schwarze Frauen Community (SFC)

    The Road to Integration: Staatsvolk, Seniorenheim, Opposition, 4 Grundfreiheiten, 1907 allgemeines Wahlrecht nur für Männer, IAEA, Wurstlprater, Staatsgewalt, Magistrat, 1683, Anschluss, Exekutive, Pummerin, Republikanischer Grundsatz, Industriellenvereinigung, Ich gelobe..., Wahlen nur für Inländer, Wiener Kongress, 27.04.1945, New York, Kyoto Protokoll, 1221, Schloss Schönbrunn, Ständestaat, die Vier im Jeep, 100, ältester Tiergarten der Welt, Donauinselfest, ... INTEGRATION?

    * angeführte Begriffe und Jahreszahlen sind Antworten aus der Vorbereitungsbroschüre für den StaatsbürgerInnentest Wien und der allgem. Broschüre für ganz Österreich. Erst wenn Integration nicht mehr im österreichischen Sinne, also als Einbahnstrasse gesehen wird, entlang derer nur die "Fremden" Leistungen zu erbringen haben, macht es Sinn, sich über Bedürfnisse und Forderungen an die österreichische Politik zu unterhalten.
    www.schwarzefrauen.net
    Bild aus der Kampagne Black Austria: Weil das Leben nicht schwarz-weiß ist.

    Bild: www.blackaustria.at

    Barbara Herzog-Punzenberger, Institut für Europäische Integrationsforschung

    Menschen sind Wesen, die Geschichten und Bilder brauchen, um sich selbst sowohl als Einzelne wie auch als Gruppen und Gesellschaften zu verstehen. Medien sind Teil dieser Selbstreflexion, Interpretation und Sinnproduktion. In vielen Fällen tragen sie Verantwortung für das Verstärken von symbolischen Grenzziehungen in der österreichischen Gesellschaft.

    Migration ist aber seit Menschengedenken eine Normalität, der kulturell, sprachlich und religiös einheitliche Nationalstaat eine Ausnahme und in seiner Reinform ein todbringendes Projekt. Diese Einsicht sollte langsam aber sicher auch die journalistische Arbeit durchdringen. Wir alle sind Österreich, wir alle sind auf die Verfassung verpflichtet.

    Darüber hinaus geht es um einen respektvollen Umgang mit Vielfalt. Deshalb sollten Medien, die sich nicht an den Ehrenkodex des Presserates halten, wirksam sanktioniert werden.
    www.eif.oeaw.ac.at

    Foto: privat

    Thomas Korschil, Filmemacher

    Wichtig wäre eine positive Neubesetzung des Begriffs. Integration nicht länger als fremdenpolizeiliche Zwangsmaßnahme und einseitiger Druck zur Anpassung an die imaginierte Einheitsgesellschaft, sondern als Politik mit dem Anspruch, Lebenschancen gerechter zu verteilen.

    Bild und Realität der de facto ewigen Gastabeiter/innen, die wir auch in der 2. und 3. Generation als billige Arbeitskräfte ausnutzen und die, wenn sie nutzlos erscheinen, viele am liebsten rausschmeißen würden, müssen gebrochen werden. Dem widerspricht das natürliche Interesse von Verwaltungseliten und anderen Privilegierten an der Entsolidarisierung der Gesellschaft. Die Wahrheit am falschen Bild der homogenen Gesellschaft ist ihre umfassende ökonomisch-hierarchische Durchstrukturiertheit.

    Solange die Armen, aber nicht nur sie, gegen die Ärmsten und Entrechteten mobilisierbar sind, wird "Integration" Spielwiese und Druckmittel rechter und rechtsextremer Profiteure bleiben.
    artikel7.at

    Foto: Michael Nemeskal

    Maiz - Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen, Linz

    No Integration: Participation!
    maiz verfolgt eine partizipartive und antirassistische Politik und kann sich mit der Integrationspolitik in Österreich nicht identifizieren. Für diese partizipativen Ansätze sind folgende Forderungen für uns zentral:

  • Einrichtung einer WohnbürgerInnenschaft mit freiem und gleichem Wahlrecht für alle
  • Abschaffung des AusländerInnenbeschäftigungsgesetzes
  • eine tiefgreifende Veränderung (keine Reparaturen!) des Fremdenrechtes
  • Abschaffung der Schubhaft
  • Anerkennung auf rechtlicher und geselsschaftlicher Ebene von nachgefragten Dienstleistungen (Sexarbeit, Pflege, Reinigung…), die vor allem von Migrantinnen geleistet werden
  • Gleiche Rechte für alle
    www.maiz.at
  • Foto: Maiz

    Heinz Faßmann, Kommission für Migration- und Integrationsforschung an der ÖAW

    Was ich mir von dem Staatssekretariat für Integrationsfragen, von der aufnehmenden Gesellschaft und den Zuwanderern wünsche: Klarheit, Offenheit, Bereitschaft

  • mehr konzeptionelle Klarheit von der Politik, damit Zuwanderer frühzeitig wissen, woran sie sind und was von ihnen erwartet wird;
  • von der aufnehmenden Gesellschaft mehr Offenheit, damit kulturelle Vielfalt nicht als Bedrohung einer vermeintlich festgefügten österreichischen Identität gesehen wird, sondern als eine gesellschaftliche Bereicherung;
  • und von den Zuwanderern eine größere Bereitschaft, den Weg der Eingliederung aktiv zu wählen und sich nicht in die eigene Welt der tradierten Herkunftskultur zurückzuziehen.
  • Foto: privat

    Renate Blum, LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen

    "Integration" wird definiert über die Nachfrage an Migrantinnen und allein durch die Aufnahmegesellschaft bestimmt. Die derzeit geltenden Konzepte von Migration bedeuten, den wirtschaftlichen Profit, den Migrantinnen bringen können, als einzige Kriterien zu definieren, um Migrantinnen in den Zielländern aufzunehmen. Und so werden Migrantinnen nicht nur durch Gesetze (wie das NAG) diskriminiert, sondern auch als Sündenböcke der Gesellschaft missbraucht.

    So fordern wir, LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen, ein Anerkennen von Migrantinnen in ihren Persönlichkeiten, Lebenskonzepten, Eigenwilligkeiten, Interessen, Initiativen und Fähigkeiten.
    www.lefoe.at

    Foto: Lefö

    Gamze Ongan, Peregrina

    Migration ist kein Ausnahmezustand. Sie ist Normalität. Wir fordern die Normalisierung des Umgangs mit Migration statt Skandalisierung. Migrantinnen werden nicht per Verordnung integriert. Sie integrieren sich als handelnde Subjekte selbst. Was sie brauchen ist Sicherheit für die Entwicklung langfristiger Lebensperspektiven.

    Wir fordern eine Integrationspolitik, die Rechts- und Statussicherheit schafft. Wer Integration ernst nimmt, muss Migrantinnen gleichberechtigten Zugang zu allen gesellschaftlichen Ressourcen ermöglichen.
    www.peregrina.at

    Foto: Peregrina

    Bild nicht mehr verfügbar.

    Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien

    Integration ist eine Querschnittmaterie. Leider folgen auf dieses Bekenntnis im Regierungsprogramm keine adäquaten Maßnahmen. Die Errichtung eines eigenen Staatssekretariats für Integrationsfragen, angesiedelt im Bundeskanzleramt, wäre solch eine Maßnahme. Denn Integration passiert nicht zufällig, sondern muss gestaltet werden. Und das erfordert Zuständigkeit, Verantwortlichkeit, Struktur.

    Ziel der Integrationspolitik ist ein positives Miteinander. Da geht es um Ausbildung, Arbeit, Wohnen, gleiche Chancen. Indem das Thema auf den Sicherheitsaspekt reduziert bleibt, wird hier eine große Chance vertan.
    www.caritas-wien.at

    foto: reuters/HEINZ-PETER BADER

    Bülent Öztoplu, Organisator des Wiener Stadtmagazins Biber

    Es gibt momentan keine konkrete Adresse, keine politische Stelle und keine Beauftragte für Integrationsfragen in Österreich. Es gibt auch keine konkreten Pläne der Regierung, an denen wir uns orientieren können. Aber wir sollen trotzdem unsere Wünsche äußern. Das ist Ironie. Alleine, dass es kein Integrations-Staatssekreteriat gibt, zeigt uns, dass unsere Wünsche sehr fiktiv bleiben werden.

    Mein Wunsch richtet sich daher an uns MigrantInnen selbst. Wir müssen uns für mehr Bildung und Aufstiegsmöglichkeiten für unsere nächste Generation einsetzen, damit wir verstärkt ernst genommen werden. Wir brauchen mehr Kommunikation mit der österreichischen Gesellschaft, damit populistische Politiker uns nicht mehr instrumentalisieren können. Und wir brauchen mehr gemeinsame Ziele mit der Mehrheitsgesellschaft, damit wir endlich zur Normalität werden.
    www.wienerbiber.at

    Foto: privat

    Bild nicht mehr verfügbar.

    Nurten Yilmaz, Integrationssprecherin der Wiener SPÖ

    Diversität unterstreicht die Einzigartigkeit eines jeden Lebensentwurfes. Lebensgeschichten sind nicht nur von Herkunft, Sprache oder Ethnie bestimmt. Es gibt oft mehr Gemeinsamkeiten zwischen einer kurdischen Bauerin und ihrer Kollegin aus Südtirol, als sie bei städtischen Frauen vor zu finden wären aus dem selben Land. Von einer DiversitätsstaatssekretärIn erwarte ich mir lösungsorientierte Politik, die weggeht von der: "Wir sind Ansässige, Ihr seid Fremde" - Politik.

    Ich erwarte mir Antworten auf die Fragen: Weshalb schotten sich manche Familien mit Migrantenhintergrund ab und andere sehen keine Gründe dafür? Warum ist der erfolgreiche Schulbesuch ihrer Kinder für viele ein selbstverständliches Anliegen, während bei anderen Familien der schnelle Einstieg in den Arbeitsmarkt wichtiger ist? Wir brauchen eine tatsächliche Problembennung, damit endlich Schluss ist mit dieser Augenauswischerei.

    Foto: APA/SPOE/Pertramer

    Sirvan Ekici, Integrationsbeauftragte der ÖVP Wien

    In der jetztigen Regierungsmannschaft gibt es keinen Integrationsstaatssekretär. Integration passiert vor allem in der Gemeinde und hier brauchen wir wohl einen eigenen Integrationsressort. Auf Bundesebene liegt die klare Zuständigkeit für Integrationspolitik beim Innenminister Günter Platter.

    Gute Integrationspolitik hat immer zum Ziel die Menschen, die in Österreich ein neues zu Hause und Heimat finden wollen zu unterstützen, aber auch deren Bereitschaft zur Integration einzufordern. Erste Voraussetzung einer erfolgreichen Integration ist immer das Erlernen der Landessprache.

    Alev Korun, Integrationssprecherin der Grünen Wien

    Österreich braucht ein Integrationsstaatssekretariat, da das Zukunftsthema Integration von österreichischen Bundesregierungen bis jetzt verschlafen wurde. Fast alle Ministerien (Bildung, Arbeit, Gesundheit, Soziales, Frauen ..) sind von Integrationsfragen betroffen.

    Das Staatssekretariat soll im Sinne von Mainstreaming Integrations- und Gleichbehandlungspolitik in allen Ministerien etablieren helfen und einen Integrationsmasterplan für Österreich entwerfen. Zum letzteren gehören Niederlassungsbegleitung, Herstellung von Chancengerechtigkeit und Monitoring zur Evaluierung des Erfolgs der Integrationsmaßnahmen. Und dafür muß das Staatssekretariat natürlich mit Entscheidungskompetenzen und einem ausreichenden Budget ausgestattet sein!

    Nachlese:
    Die Wiener Integrationssprecherinnen zum Umgang mit binationalen Ehen und dem Babyerlass

    Foto: Standard/Urban